Kennt ihr den Jungen, der immer „Hilfe, Wolf!“ ruft? Ja? Ungefähr so ist das auch, wenn Reiter sich weiter so benehmen, denn sie flippen völlig aus, seitdem es heißt, dass Wölfe nun ihr Unwesen in Deutschland treiben.
Bekräftigt wird das gerne von irgendwelchen Landwirten, die die Presse beim kaputten Fohlen herbeizitieren und sagen: Das war ein Wolf.
Behaupte ich demnächst auch – bei allem!
Hose kaputt? Ein Wolf! Kühlschrank leer? Der Wolf! Zahnschmerzen? Der Wolf ist schuld.
Wirklich nachgewiesen haben sich Wölfe nur sehr selten an irgendwelchen domestizierten Tieren vergriffen – und sie haben kein gesteigertes Interesse an Pferden, weil die eben doch ein bisschen groß sind. Das ist dem gemeinen Wolf zu stressig. Und seinem Rudel auch.
Gar auf die Idee, dass man – wenn man denn tatsächlich und nachweislich Wölfe in der Nähe hat, den Zaun zu verbessern oder andere Maßnahmen zu ergreifen … nö, wieso denn? Man war ja zuerst da!
Arrangieren wollen sich Pferdehalter auch ungern mit dem Wolf, denn man hat ja schon Panik – jetzt wo der Wolf doch … also … was hat er denn überhaupt? Eigentlich nichts, die nachgewiesenen Schäden durch Wölfe erstrecken sich so gut wie ausschließlich auf Schafe und ein paar Rehe. Aber immer wieder behauptet ja jemand, dass ein armes Fohlen vom Wolf erwischt wurde.
Wenn das passiert, dann kommt nämlich die Presse und wer möchte seine eigene Nase nicht in der Zeitung sehen, oder sie in die Fernsehkamera halten? Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum die Leute so gerne behaupten, es wäre ein Wolf der sich da an seinem Tier vergriffen hat.
Ein rätselhaftes Phänomen also, dieser Wolf. Und panisch wurde auch schon im Sommer gefragt: Kann man denn jetzt noch ausreiten? Jetzt, wo die Wölfe da sind? Meine kritische Gegenfrage, ob die sich denn auch in den Wald trauen, wenn die Wildschweine gerade ihre heiße Phase haben, sagen sie ja. Hm …
Generell sind die Sichtungen von Wölfen schon sehr selten, besonders durch Reiter. Da nützt auch das eine Video nichts, das dann in Gruppen die Runde macht. Also doch, es nützt der Reiterpanik, die ja ständig geschürt werden muss, denn scheinbar sind Reiter nur dann glücklich. Hilfe, Hilfe, Wölfe! Oder doch nur Wildschweine? Spaziergänger? Andere Reiter? Ach, so genau nehmen wir das eben nicht.
Die ganz garstigen Reiter hatten zwar noch nie Kontakt mit Wölfen, fordern aber, dass man die endlich alle abknallt, sind aber die ersten, die irgendwelche herzzerreißenden Posts von armen, misshandelten Pferden und vom armen Totilas teilen. Und auch sonst jeden anstänkern, der vermeintlich sein Pferd nicht artgerecht hält. Wölfe haben scheinbar nicht dieselben Rechte wie Pferde. Haben wir verstanden. Keine weiteren Fragen, euer Ehren.
Foto: Das Vollblut ist eingelaufen.