Manchmal ist es schwierig ein Pferd zu kaufen, das bereits diverse Altlasten mitbringt. Die Rede ist hier allerdings nicht von Krankheiten, sondern von Eigenarten, Ängst, oder Spinnereien, die es sich beim Vorbesitzer oder Vorvorbesitzer angewöhnt hat. Und die Treffen einen sehr unvorbereitet, denn meist werden die einem gar nicht vorgeführt – schon mal gar nicht, wenn sie nur nervig, statt gefährlich sind.
Heute dürft ihr euch durch meine sehr kuriose Hitliste arbeiten, die ich bisher erleben musste – komplett natürlich unwissend. Schlauer ist man immer hinterher.

Schnabel auf
Mein Pferd kann das – so richtig gut. Damit es nie und nimmer schön aussieht. Kopf schräg und Schnabel auf, sobald er schneller möchte als ich. Er wird drei Schritte schneller, man holt ihn zurück – okay. Alles gut. Aber seinen Brass darüber muss man doch ausdrücken – ergo: Kopf schräg und Zähne fletschen.
Macht er auch am Halfter auf dem Weg zur Weide. Die Beobachtung habe ich allerdings erst gemacht, nachdem ich ihm 20 verschiedene Zäume und Gebisse und einen Tierarzt bestellt hatte. Jetzt muss ich halt damit leben, dass es immer aussieht, als hätte ich eine harte Hand. Auch mit Halsring …

Blödsinn in den Ecken
Das hat zwar nicht immer was mit dem Vorbesitzer zu tun, allerdings hatte ich mal einen ganz tollen Fall mit einer jungen Stute, wo der Vorbesitzer so clever war, das Pferd aus der Ecke heraus mit der Peitsche anzufallen, weil sie oft zum Türstopper wurde. Ihr könnt euch gar nicht ausmalen, was die für ein Theater in jeder Ecke veranstaltet hat, ganz zu schweigen von ihren Stopperallüren. Die war permanent in der Halle unter Strom. Reitplätze hatten bei der allerdings keine Ecken, da ging alles gut. Ergo: Nicht in der Halle reiten. Ein waschechtes Schönwetterpferd.

Dumm ist der, der Dummes tut
Irgendein Idiot hat dem jungen Hengst mal den Zahn gezogen, der wollte ja immer schneller. Was hat der Hengst sich prompt angewöhnt? Kopfnüsse. Und das trifft einen SEHR unvorbereitet, sobald man einmal die Zügel annimmt. Die Kröte hat jeden runtergeholt – ohne Buckeln oder Steigen, nur mit seinem eigenen Kopf.

Motocross
Hauptsache so ein Springpferd ist schnell. Wie das durch den Parcours geht und ob es sich mal langlegt, wenn man alle Kurven nimmt wie beim Motorradrennen, das ist völlig nebensächlich. Das eventuellen späteren Besitzern zu sagen genauso. Was passiert? Das völlig über die Uhr gedrehte Pferd wird keuchend und hechelnd durch den Parcours hetzen, bis es mal irgendwann die Hinterhand nicht mehr sortieren kann und dann macht man einen Köpper. MIT dem Pferd.

Prügelstrafe
Wohl ein gängiges Muster, denn das habe ich bei mehreren Pferden erlebt. Es gibt irgendeinen Ort, den das Pferd fortan mit Prügeln verbindet – sei es die Box, der Putzplatz – irgendein Vietnam Flashback kommt bei der Prügelstrafe garantiert zurück. Bei einem gutmütigen Exemplar wird das Pferd nur stiften gehen, bei einem aggressiven Exemplar ist Angriff vorprogrammiert. Auch gegenüber armen Arbeitsreitern, die nur kurz Heu in die Boxe werfen wollen.

Rote Schilder
Rote Schilder hätte meine Beulenpest ja gar nicht sehen dürfen – denn die war blind auf einem Auge. Allerdings hat die sich einfach gemerkt, wo die stehen und ist dann dort, wo sie dachte, dass ein Schild steht, einfach ausgeflippt. Warum? Ihr ist tatsächlich mal so ein Ding vor die Füße gefallen, wie mir die Vorbesitzerin erklärt hat. Seitdem: Rote Schilder = Böse! BÖSE! Und wenn man sie nicht sieht, sind die trotzdem da.

Foto: Mr. Schnabel auf und das Geheimnis des Hollundergestrüpps