Reiter sind ständig beleidigt, auch wenn ich nie ganz so nachvollziehen kann warum. Man muss ja nur auf: „Mein Pferd steht abends in seiner Box“ mit: „Meiner steht im Offenstall“ antworten und prompt ist die andere Person beleidigt und fühlt sich auch noch angegriffen. Ehrlich, ich habe Freundschaften gesehen, die durch solche Sachen zerbrochen sind. Weil Reiter so überempfindlich reagieren, dass es nicht mehr feierlich ist.
Probieren wir das mal. „Der hat aber viel Blut drin, oder?“
Beleidigtes Schnauben: „DAS IST EIN OLDENBURGER!“
Danach sprach die Person 2 Wochen nicht mehr mit mir. Dabei hab ich nur die Wahrheit gesagt. Kann ja auch nix dafür, wenn das Pferd so viele XXe wie auf der Reeperbahn im Stammbaum hat.
Noch ein Versuch? Aber ja! „Brauchst du für den eigentlich Spezialbeschlag?“
Ich habe gefragt, weil das Pferd wirklich so schief wie der namentlich passende Turm in Pisa stand …
„NEIN! Der ist normal!“
Ich stelle solche Fragen meist, wenn ich Smalltalk mache. Einfach nur, weil mir irgendetwas auffällt, aber ich keine Ahnung habe, worüber ich mit den Personen reden soll. Das sind meist so Leute, die man halt im Stall so grüßt und dann irgendwann total unangenehm berührt mit denen allein irgendwo steht und sich denkt: Na, sagste halt mal was. Habe gelernt, dass man besser nix sagt. Denn dann ist man ja die fiese Lästerbacke, die gegen das Pferd, den Reiter und die Haltungsform gewettert hat.
Auch so Sachen, wo man wirklich nur was wissen will: „Hast du die E-Dressur genannt?“ „ICH REITE KEIN E MEHR!“ … Ja, danke, dann frag ich wen anders, wann die anfängt. Reine Informationsfragen kommen also auch nicht gut.
„Was ist denn das für ein Sattel?“ Einfach Interessehalber, weil man die Marke jetzt nicht auf Anhieb gesehen hat und den ganz nett findet: „DER WAR TEUER!“ Beleidigte Trulla rauscht ab.
Anwesenheit kann Mitreiter auch beleidigen. Zum Beispiel, wenn man einen Galopper, einen Traber, ein Pony oder ein Kaltblut hat. Die stören, weil die anders sind als die anderen Kinder. Manchmal muss man nur in die Halle kommen und dann etwas Rassetypisches damit machen. Kaltblüter und Galopper müssen eigentlich nur galoppieren, da heult schon die Hälfte rum. Wenn der Traber trabt, ist auch Schicht im Schacht, weil der das viel zu laut macht und Ponys müssen manchmal nur da sein, da haut schon die Hälfte der Leute aus der Halle ab, weil sie mit den niedrigen Kreaturen nichts zu tun haben will. Außerdem haben manche Pferde Angst vor bunten Ponys.
Ich hab schon Leute erlebt, die sich über meinen Helm aufgeregt haben, der wäre zu grell und das irritiert beim Springen. Wenn ich in der Ecke stehe und warte, dass die mit ihrer Runde fertig sind. Nur, um dann beleidigt abzurauschen, weil ich nicht „richtig“ für eine Springstunde gekleidet bin. Ist ein Helm nicht richtig? Oder meine rote Jacke. Ich habe eine rote Regenjacke. Damit beleidige ich ständig Leute. Auch auf der Rennbahn störe ich enorm mit dieser verdammten roten Jacke. Beim ausreiten hat eine Dame mich mal total angepfiffen, wie ich noch rumrgüßen könnte, ich würde doch sehen, wie sehr sich ihr Pferd aufregt wegen mir. Muss an der Jacke liegen. Pferd und Reiter sind dann hochnäsig abgetanzt.
Wenn mich jemand was zu meinem Pferd fragt, beantworte ich einfach die Frage. Vielleicht wollen mich die Leute mit der Frage sogar beleidigen: „Kann der was?“
„Ja, alles.“
Aber ich bin zu faul, darüber beleidigt zu sein. Das ist nur schlecht für den Teint.
Foto: Mein erster Ritt nach Stallwechsel. Man beachte die ergonomischen Reitpuschelschuhe.