Wenn man sich endlich für ein Pferd entschieden hat, ist das ja eigentlich ein Grund zur Freude. Pferdekauf – ein Grund zum Jubeln! Denkste! Dauernd lese ich so komische Posts in Facebook Gruppen, wo ich annehmen muss, dass es gar keine ehrlichen Verkäufer mehr gibt. Denn irgendetwas ist ja immer. Komischerweise beschreiben die Leute da aber stets den absoluten Supergau und bezichtigen meist gleich den Verkäufer der absoluten Schuldigkeit und des Betruges: Das Pferd wurde gespritzt.
Was beobachtet man da also? Das nette, gesunde, grottenbrave Pferd ist plötzlich kaputt und außerdem noch völlig geisteskrank. Da schreien die ersten gleich, dass das Pferd gespritzt wurde und natürlich sediert, damit es so brav bleibt. Das pfeifen ja schon die Spatzen von den Dächern. Hat bestimmt auch mal jemand gehört. Der Händler hieß Huber … na, der andere zwar Mayer, aber der hat auch mal ein sediertes Pferd verkauft – fahren beide ein rotes Auto, das ist Pferdemafia. Weiß ja jeder: Rote Autos + Pferd = Mafia. Oder Ferrari …
Auf meine etwas kritische Nachfrage, seit wann man das Pferd denn hat, kommt dann gerne so was wie: Vorgestern. Oder auch beliebt: Seit einer Stunde. Und in der Zeit ist das Pferd spontan erlahmt und auch noch geisteskrank geworden? Na, das muss ja echt ein Zaubermittel sein, das der Händler da hat.
Wundert das eigentlich irgendwen, wenn man sieht, wie manche Leute mit ihren Pferden umgehen? Mich nicht. Da haut man dann problemlos das Pferd erstmal mit 20 Kameraden in einen Offenstall und geht sich nen Kaffee trinken. Ne Viertelstunde später ist es immerhin nicht unrealistisch, dass die Alteingesessenen das neue Pferd demoliert haben und das Tier jetzt lahmt.
Den Vogel schoss übrigens eine Userin ab, als sie meinte, der Verkäufer hätte ihr eine Wunde verschwiegen. Eine große, an der Sattellage. Jetzt könne sie nicht reiten, sie will Preisminderung. Als ich gefragt hab, was sie denn gemacht hat, war die Antwort, na, ich habs mit auf den Paddock gestellt. Einen viel zu kleinen Paddock mit 2 dominanten Stuten. Ach und natürlich innerhalb der ersten fünf Minuten im neuen Stall. Box war ja noch nicht fertig. Klar, das war auf jeden Fall der Händler! Der böse … Ferrari … Mafia. Merkt’s euch.
Die Wunde ist beim Händler nämlich (Achtung!) Überschminkt worden. Deshalb hätte sie die nicht gesehen. Das kann auf gar keinen Fall von den letzten 10 Minuten kommen, wo das Pferd um sein Leben kämpfen musste.
Gab ja ein Video. Und das war gar nicht so schlimm. Ultimate Boxing sieht eigentlich auch gar nicht so schlimm aus …
Und dann ist es ja jetzt böse. Weil es in fremder Umgebung manchmal doof guckt. Oder stehenbleibt. Oder völlig damit überfordert ist, weil sich die Neupferdebesitzerin zur Spring-, Dressur- und Hallenhalma -Stunde gleichzeitig angemeldet hat und auch an allen dreien teilnimmt. Schließlich hat sie sich ein Pferd zum reiten gekauft! Da kann man es sich keinen Moment leisten, diese bescheuerte Kreatur ankommen zu lassen, ihr Ruhe zu geben, oder gar eine sanfte Eingewöhnung in die neue Herde. Das können die sich schließlich in der Natur auch nicht aussuchen!
Foto: Bekam zum Eingewöhnen erst mal ne Schlundverstopfung, weil ich nicht schnell genug gesehen hab, dass wir einen Birnbaum haben. JETZT weiß ich das …