Vor allem im Sommer kommt das Thema Pferdefutter ja jedes Mal wieder auf: „Kann so ein Pferd eigentlich Eis essen?“ „Und was ist eigentlich mit Salat? Ach, das Dressing ist vegan, das passt!“ Und: „Zitrone ist doch erfrischend.“
Reiter, die sonst alles auspendeln (inklusive der passenden Farbe der Schibbi-Schabbi) sind beim Futter plötzlich erstaunlich gleichgültig, denn da können sie den Klassiker des schlechten Geschmacks auspacken: „Es lebt doch noch.“ Das kann man sagen, wenn das Pferd im Regen stand, oder bei Gewitter noch draußen war (ist nun mal eher selten, dass so ein Pferd vom Blitz getroffen wird), oder von mir aus dann, wenn einem mal scheißegal ist, was die anderen denken – aber beim Futter gilt das nicht.
Klar verreckt so ein Pferd nicht instant von einem Eis. Aber gesund ist das trotzdem nicht. Aber klar, die Ladys holen den Kindervergleich: Kinder sollen ja auch nur in Maßen Süßzeug, ob wir unsern Kindern nie was zum naschen geben, was ja nicht gesund ist? Kinder … Pferde … ach, wo ist da schon der Unterschied? Immerhin ist das Pferd doch für viele Reiter Kindersatz. Allerdings hat dieser Kindersatz einen Verdauungsapparat, der nicht für Schokolade, Wassereis oder den angefressenen Döner gemacht ist! Da kann man sein Pferd noch so lieb haben …
Und immer dieses Argument: „Aber meiner will das haben.“ Pferde wollen nicht von Natur aus alles fressen. Glaubt ihr nicht? Habe ich mal im Rennstall getestet. Die Pferde bekommen nämlich nur drei Dinge: Hafer, Heu und ab und zu mal ein Möhrchen. Etwas anderes kennen die nicht. Ich dachte mir, man könnte denen ja mal ab und an ein Leckerlie mitbringen. Keines unserer Pferde konnte mit dem Konzept Leckerlie überhaupt etwas anfangen! Die meisten nahmen es nicht mal in den Mund. Sie kannten es schlichtweg nicht und fraßen es deswegen auch nicht. Egal, was ich mitbrachte. Außer einem – aber der ist auch schon unangenehm dadurch aufgefallen, dass der heiß auf Wurmkur und Lebertran war.
Ergo hat man die wohl schon lange ordentlich vollgestopft mit allem möglichen Scheiß, denn sonst würden sie es nicht nehmen – die wenigen Ausnahmen mal ausgeschlossen. Klar versuchen Pferde, die Leckerlies kennen, erst mal das zu naschen, was Frauchen da in der Hand hat. Ist doch sonst immer für sie.
Aber nein! Das ist doch alles gar nicht so schlimm. Wenn es Obst ist, ist das völlig okay. Welches? Egal, Obst ist immer gesund. Da wird nicht mal nachgefragt, das muss alles ins Pferd. ‚Ne Kiwi? Aber klar. Bisschen Zitrone, für den lustigen Geschmack, dann noch eine gut gespritzte Salatgurke hinterher (die man nicht mal Meerschweinchen serviert), ach, warum nicht? Das geht schon alles in Ordnung.
Und solange das alles vegetarisch ist, ist das doch super. Schokolade, ein Teechen, bisschen Kaffe, Bier, Schampus. Wir reden hier wie immer nicht darüber, dass ein Pferd so etwas aus Unachtsamkeit des Reiters gefressen hat – nein, diese Damen schleppen den Scheiß selbst in den Trog, machen uns noch ein cooles Foto und sagen uns: „Jeah, mein Pferd frisst Snickers.“ Wahrscheinlich, damit es endlich mal Nüsse hat.
Das sind dann übrigens auch die Leute, die sich darüber beschweren, wenn der Tierarzt bei der Kolik nicht sofort sprintet – weil er bei anderen Leuten ist, die das kranke Pferd nicht selbst verschuldet haben.
Foto: Bekommt Heu … und Hafer. Und Möhren. Krass, ich liebe den einfach nicht genug.