Pferdetausch ist ja auf irgendwelchen Showreitdingenskirchen voll der Trend. Da wird der Westernreiter aufs Dressurpferd gesetzt, der Springreiter auf den Cutter und alles freut sich, um natürlich wissend zu sagen: „Boah, der kann ja gar nix, der andere kann das viel besser.“ Danach klatschen sich alle einer Reitweise mal lustig auf die Schulter, kichern und wissen natürlich: Ihre Reitweise ist die Beste. Damit kann man alles.
Pah! Da muss ich ja doch ein bisschen kichern. Auf nem Rennpferd sind sie nämlich alle gleich verloren. Und wer da am Anfang nicht die erste Runde knallen geht, der sitzt entweder auf einem stinkbraven Pferd, das sowieso nicht freiwillig schnell läuft, oder ist über alle Maßen talentiert und hat geübt.

Auch sonst ist das aber gar nicht immer so einfach, da können sie noch alle behaupten: „Westernreiter können halt alles“ und „Englischreiter sind die Geilsten.“ Sie sind ja doch alle verloren, wenn das Pferd sie einfach nicht versteht.

Ich zum Beispiel. Ich komme nach einer Eingewöhnung auch wieder mit einem Strampler klar. Aber ohne Eingewöhnung?
Anreiten. Warum ist das so langsam? Warum muss da ein Bein dran? Reicht da meine Stimme nicht? Wieso schaukelt das so? Und meine Beine tun auch weh. Man, ist der dick. Ich will traben – aber das Pferd versteht mich gar nicht. Hallo. HALLO! Ich habe doch Trab gedacht, ich habe sogar ein bisschen Schenkel gegeben, und mich brav hingesetzt. Das muss doch reichen. Nein? Hallo? Frau Reitlehrerin? Ihr Pferd ist kaputt.
„Nein, du musst dem schon ein Kommando geben.“
Hab ich doch … in Gedanken.
Ich trabe. Aber ich sitze vor allem. Das Pferd pariert wieder durch. Hat der keine Gangschaltung? Warum muss ich denn da die ganze Zeit dran sein? Bei meinem legt man den Gang ein und schaltet bei Bedarf runter oder rauf. Im Zweifelsfall trabt er, bis ich etwas anderes denke.
Noch mal die Frage ob das Pferd kaputt sei – nein, das sei normal. Kann ich mich aber gar nicht dran erinnern.
Anschließend Galopp. Galopphilfen hab ich meinem sogar beigebracht, weil mich das falsche angaloppieren genervt hat. Allerdings bin ich es nicht gewohnt, die durchzutreiben. Ergo pariert der Strampler wieder durch. Warum? Ich hab doch Galopp gesagt. Vergisst der das jeden Atemzug wieder und ich muss ihn dran erinnern? Ich bin doch hier nicht die Nanny. Wie anstrengend.

Setzt man dann den klassischen Englischreiter umgekehrt auf ein Rennpferd – die Diva – hat man folgendes Szenario:
Pferd schaltet bei derartigen Hilfen sofort in Galopp. „Warum ist die angaloppiert?“
„Hast du Galopp gedacht?“
„Nein.“
„Denkt sie aber.“
War ihr auch viel zu viel Bein. Dann sind ihr die Zügel zu kurz und die Diva schlägt mit dem Kopf und läuft plötzlich rückwärts. Englischreiterin wirft die Zügel weg, Diva dackelt vorwärts. Zufrieden. Aber prompt Gemecker, zu viel Bein, da trabt sie mal an. „Ich will doch Schritt gehen!“
„Na, trab lieber.“
Es trottelt die Diva vorwärts. „Hat die was?“
„Nein, wieso?“
„Die trabt so wenig schwungvoll.“
„Die hat nicht mehr Trab.“
Englischreiterin ist schon unglücklich. Das ist gar nicht so schwungvoll wie erhofft. Diva galoppiert in der Ecke an.
„Was hast du gemacht? Wolltest du das?“
„Nö.“ Trotzdem kein Wunder, so viel Zügel und dann auch noch hinstellen. „Das ist aber kompliziert.“
„Ne, das ist für faule Reiter.“

Der Westernreiter stellt sich auch nicht besser an. Weder auf dem Strampler, noch auf der Diva. Denn der Strampler kann nichts mit den Kutschleinen anfangen und die Diva denkt, super, da können wir jetzt galoppieren. Langsam. Aber wir hören halt auch nicht mehr auf, weil der ums verrecken nicht aus dem Sattel kommt.
Während ich so ein bisschen im Westernsattel liege. Unbequem wie Hulle. Und meine Beine, was tun die da? Die labbeln irgendwo dem Pferd an der Schulter herum. Dabei geht es rückwärts.
Der Westernreiter ist erstaunlicherweise überrascht, dass die Diva sehr zackige Bewegungen beherrscht, als der Impulse gibt und spontan einen Haken schlägt, der gar nicht so geplant war. „Huch. Das wollte ich gar nicht.“
„Wäre das bei deinem Pferd nicht auch so gewesen?“
„Ja, aber ich dachte, die kann das nicht.“
Ich bin immer noch genervt, weil das Westernpferd sich steuert wie ein Panzer. Sollen die nicht wendig sein? Da klemmt wohl ein Gang. Wahrscheinlich bin ich ein Bremsklotz.
Westernreiter versucht Notbremse am Vollblut zu finden. Klappt aber nicht, denn die galoppieren auch durch die Volten, wenn ihnen danach ist. Huiiiii und so.
Die Englischreiterin sitzt unterdessen wieder auf ihrem Strampler und lacht sich halbtot. Na, die hat ja auch gut Lachen, die sitzt ja wieder auf ihrem Pferd!

Das eigene Pferd ist halt immer noch am Besten – nicht die Reitweise.