Ähnlich wie bei Koppern, nur noch schlimmer, hat ja jeder eine Meinung zu Steigern, auch wenn er noch nie selbst auf einem saß. Steiger sind für mich das Schlimmste, weil es die gefährlichste Unart ist. Das sehen viele Leute sehr ähnlich. Aber wie sie damit umgehen sollen – das wissen sehr wenige Leute. Das hält sie aber garantiert nicht davon ab, uns Steigerreitern wertvolle Tipps zu geben, die garantiert für’n Arsch sind. So richtig.
1. Tipp: „Hau dem mal auf den Kopf!“
Mal davon abgesehen, dass es garantiert bei irgendeinem Pferd mal funktioniert, weil es sich total erschreckt, wird der erstbeste, aggressive Steiger den Salto rückwärts machen, um diesem Schlag beim nächsten Mal zu entkommen. Außerdem erzieht man sich ein Pferd, das garantiert auf sämtliche Reiterbewegungen reagiert. Und mit was? Mit Steigen. Danke, für diesen Tipp!
2. Tipp: „Da muss man erst Mal Bodenarbeit machen.“
Und was mach ich mit dem Pferd am Boden, wenn es da nicht steigt? Kaffeekränzchen? ‚Ne Runde Monopoly?
3. Tipp: „Da hilft nur, dass das Pferd sich wehtut, du musst es umwerfen.“
Double Kill! Im schlimmsten Fall bin ich nach so einer Aktion querschnittsgelähmt und das Pferd hat nen Genickbruch. Wer gibt eigentlich immer diese saublöden Tipps? Ich lese die ständig, wenn jemand bei einem Steiger nach Rat fragt.
4. Tipp: „Einfach vorwärts schicken, dann geht das.“
Das Pferd steigt, weil es ja genau das nicht will. Es kann das also problemlos verweigern. Warum sollte es das jetzt sofort machen, wenn ich einfach nur doller treibe, oder ihm den Hintern versohle? Ach, Moment, vorher habe ich ja bestimmt gar nichts gemacht.
5. Tipp: „Erst mal die Ausrüstung kontrollieren und den Tierarzt, den Osteopathen und den Weihnachtsmann holen. Vorher darfst du nicht mehr aufs Pferd.“
Welcher Teil des Steigerposts impliziert eigentlich, dass man auf diesen tollen Tipp noch nicht selbst gekommen ist? Wäre so ziemlich meine erste Anlaufstelle, wenn ich einen Steiger an der Backe hab. Aber halt! Es hat auf jeden Fall immer einen medizinischen Grund. Falls der Tierarzt sagt, da ist nix, hat der nur keine Ahnung.
6. Tipp: „Der hat nur Langeweile, du musst mal raus, oder Abwechslung reinbringen.“
Ja, damit er endlich auch mal woanders steigen kann. Nicht, dass das Pferd sich langweilt. Wollen wir ja nicht.
Klar – das sind immer so Patentlösungen fürs Steigen, die irgendwann mal bei irgendwem gefruchtet haben. Ich hab auch der Irren mal auf die Birne gehauen, weil sie nur noch auf zwei Beinen stand – und das hat bei der tatsächlich funktioniert. Für ungefähr drei Monate. Aber achtet mal drauf, meist sind die vom Hörensagen, über zehn Ecken und dann kommen immer so Sprüche wie:
„Das geht gar nicht, das muss aufhören, dem würd ich was erzählen.“ Ja, ach! Die Steigerreiter denken sich sicher nicht, dass Steigen voll okay ist.
Was nun im Endeffekt hilft? Es gibt kein Patentrezept. Ich habe schon einen Steiger (wollte nicht stehenbleiben und stieg da immer) durch Huf heben „geheilt“ und einen mit ner Rappelflasche voll Kleingeld so zum Teufel gejagt, dass der nie wieder auch nur mehr als einen Huf gehoben hat. Aber das muss halt nicht bei jedem Pferd funktionieren. Warum also immer die Pauschallösungen von Leuten ohne Steiger?
Foto: Kein Steiger. Nur, damit das klargestellt ist.