Manche Pferde haben einfach immer Vorfahrt. Vielleicht aufgrund ihrer Statur. Andere … die denken, sie hätten Vorfahrt aus Prinzip. Mein Pferd denkt z.B. man müsse Ponys in der Bahn nicht ausweichen. Der klebt förmlich am Hufschlag und denkt sich: Na, das wollen wir doch mal sehen. Wohingegen Ponys generell nach dem Motto leben: Was kostet die Welt – und dann erst recht gegenhalten. Stau vorprogrammiert. Und Kollisionen auch.
Manchmal ist das ja schon lustig, solche Panzer zu beobachten. Wie gesagt – Panzerdasein hat nicht unbedingt etwas mit der Statur zu tun. Ich hatte zum Beispiel einen Großteil Panzerpferde und nur eines war überhaupt so groß, dass es irgendeinen Grund dazu hatte, ständig Vorfahrt zu verlangen. Das war der schöne Schimmel. Der war eben sehr groß.
Mit welchem Recht der Todesstern sich ständig Vorfahrt ergaunern wollte: Keine Ahnung. Vielleicht wegen schlechter Laune. Und dann noch der Springschimmel. Der hatte einfach nur einen an der Marmel. Eigentlich kein Grund für Vorfahrt.
Wirklich amüsant wird es erst, wenn man diese Gattung Pferd draußen beobachtet.
Alle Pferde möchten rein. Nur der Panzer nicht … noch nicht. Der wartet quasi noch hinten auf der Weide. Bevor man nun aber die ersten Pferde reinholen kann, ist das Panzerpferd da. Platz da, hier kommt der Landvogt. Und er (oder sie) drängelt alle beiseite. Ein bisschen wie beim Kegeln. Dabei möchte der Panzer gar nicht als erster rein. Er scheucht nur gerne andere Pferde herum.
Der Panzer schreckt allerdings auch nicht davor zurück, wirklich Anlauf zu nehmen. Und draufzuhalten. Meist scheppert es dann und der Vorfahrtliebende guckt unschuldig. “Ich hab doch gesagt: Platz da!”
Eine eingespielte Herde kennt in jedem Fall den Herdenpanzer und weicht ihm aus. Einfach, weil sie keine Lust haben, mit dem Spinner zu diskutieren. Denn der wachhabende Landvogt hat überhaupt nichts mit dem Chefposten zu tun. Er hat nur gerne Vorfahrt. Den Rest der lästigen Pflichten lässt er komplett liegen.
Panzer neigen auch in mindestens 70% der Fälle dazu, Weidezäune niederzuknüppeln. Die springen nicht, die gehen durch. Platzbegrenzungen sind auch so ein Ding. Die sind für jeden Vorfahrtsfanatiker sehr optional. Übrigens: Panzern stellt man sich auch nicht in den Weg. Die sind zwar beim ersten Mal vielleicht erstaunt. Beim zweiten Mal legen sie es darauf an, genau DICH umzumähen. Was stehst du auch so blöde neben dem Sprung?
Springen ist generell etwas heikel. Panzerpferde springen durchaus … aber wenn das nicht passt, laufen sie auch völlig schmerzbefreit, lachend durch den Sprung. Und dann ist da Party angesagt. Komischerweise sind laufende Vorfahrtsschilder auch sehr schmerzbefreit. Die gehen nicht heulen, nur weil der Stromzaun jetzt mal kurz gekniffen hat, oder ein Springständer ihnen gegen die Beine gescheppert ist. Nööö … die sind hart im Nehmen.
Komischerweise ist man mit Panzer auch immer eine Attraktion. Ich kann mich sehr gut erinnern, dass ich mit sämtlichen Panzern (alles Springpferde) sehr viel Publikum um mich geschart habe.
Zum Beispiel weil der bekloppte Springschimmel sämtliche Reihen umgebügelt hat und dann, ganz zum Schluss, einfach durch die Trippelbarre gelaufen ist. Dass die nicht noch geklatscht haben, war auch alles.
Todesstern sowieso. Die zog ja immer alle Zuschauer an. Mit der habe ich schon Weihnachtsbäume, Reitlehrer und diverse Sprünge umgeholzt. Und die Hallentür. Die ist aber stärker als der Todesstern. Könnte schwören, dass die danach Kopfschmerzen hatte.
Kurioserweise kann man den Panzer auch nicht einfach von seinem Weg abbringen. Über eindeutig kurze Zügel, 46 Kilo, die am Gebissring hängen, scharfe Gebisse, unbewegte Objekte, die man zum Schutz dahinstellt … haha! Darüber lacht doch jedes Pferd im Panzermodus. Wenn durch, dann durch. Pfeif mal auf die kleinen Männlein da. Eigentlich ist es ja nicht sonderlich gut, wenn sich ein Pferd seiner Kraft so bewusst ist. Aber ich finde zumindest, dass die Panzer das auf eine ganz charmante Art machen. Mit voller Absicht. Und grenzediblem Grinsen. Gerne auch in Zeitlupe.
Foto: Halbpanzer.