Kennt ihr das Gefühl auch? Ihr habt Zeit, das Wetter ist gut, die Vögelchen singen, die Mitreiter halten die Fresse … es ist Zeit mal so richtig das Reiten zu genießen. Doch irgendwie … also der Gedanke allein jetzt einen Sattel auf das Pferd zu schnallen … ne … der gefällt uns heute gar nicht. Überhaupt, hat das Pferd nicht gerade noch gelahmt, hat es überhaupt noch alle Eisen? Ist da nicht was dick? Ist der Platz nicht unter Wasser? Haben Mäuse den Sattelgurt durchgenagt? Ach, schade, Mensch, da können wir heute nicht reiten. Das ist aber wirklich schlimm … nicht. Ehrliche Reiter kennen das Gefühl: Keine Lust. Das ist ja auch völlig okay. Man ist ja zuhause auch manchmal ganz froh, wenn man ganz alleine zuhause ist und die CD die man selbst liebt (und die der Mann hasst) ganz laut aufdrehen kann. Einfach nur mal allein mit sich selbst sein – das inkludiert übrigens auch das Pferd. Manchmal möchte man eben ohne Pferd sein. Oder nur anwesend, aber nicht im Sattel.
Das ist völlig in Ordnung – auch wenn schlaue Mitreiter das Gegenteil behaupten. Was auch in Ordnung ist: Denen den Mittelfinger zu zeigen. Es ist gruselig, wie viele Leute einem einreden wollen, dass man eine schlechte Pferdemutti ist, wenn man sein Pferd nicht jeden Tag reiten will. Ist man aber gar nicht. Die anderen leiden offenbar nur an riesiger Selbstüberschätzung, denn so ein Pferd mag vor allem Futter und Pferde … danach kommt dann erst der Mensch. Und danach die Arbeit. Pferde halten es also durchaus aus, wenn wir mal nicht da sind. Sicher, sie finden es auch irgendwie blöd, wenn die Routine (täglich kommt der Mensch her und macht was) gestört ist … aber ansonsten stehen sie in Wahrheit nicht so wahnsinnig auf uns – mal die Arbeitstiere außen vor, die wirklich unglücklich sind, wenn sie nur mit den langweiligen Pferdekumpels draußen stehen. Hat aber ja nicht jeder so ein Exemplar. Also kann man Pferd ruhig mal Pferd sein lassen.
Man selbst ist immer nur das Problem. Und die anderen Reiter. Wieso haben die denn täglich Bock aufs Pferd? Ich kann euch flüstern: Haben die gar nicht, die tun auch nur so. Weil es von ihnen erwartet wird. So lügt sich eben die Reitergesellschaft im Kollektiv was vor. Ist nicht schön. Warum macht man das? Ich mache z.B. manchmal was nicht, weil ich nicht mal Bock habe Auto zu fahren. Manchmal ist man einfach an einem solchen Punkt. Da ist man gestresst, genervt und dann soll man noch schön reiten? Nö. Kann gerne wer anders machen, ich nicht.
Aber: Manchmal ist man gar nicht gestresst. Sondern faul. Auch da ist es durchaus statthaft, einfach mal nicht zu reiten. Warum? Weil das einfach jedermanns eigene Sache ist, ob er auf dem Pferd rumkurvt oder nicht.
Dieser Zwang immer etwas tun zu müssen, den manche einem suggerieren, der nervt. Ich weiß, dass sich mehr als genug Leute davon anstecken lassen und dann alibimäßig 20 Minuten reiten – was niemandem was bringt, außer dem eigenen Gewissen, das man jetzt beruhigt hat. Aber dem Pferd und einem selbst nicht … was ist da wohl wichtiger.
Ich bin zum Beispiel letzte Woche auch aus so einem Grund „schwimmen“ gewesen. Ohne Sattel drauf … dann dachte ich mir nach ungefähr fünf Minuten … für wen machst du den Quatsch, galoppieren kannste eh nicht, beim Traben werden alle Beteiligten nur nass … lass es doch einfach. Hab ich dann auch nach ein paar Runden und das Pferd dann draußen gelassen. Aber ich hatte ja frei. Und Zeit. Da muss ich doch wohl was machen?
Das sagen andere. Und? Was kratzen die euch? Wenn ihr keine Lust habt, macht halt nix. Wenn ihr zu wenig Zeit habt – lasst es halt. Niemandem ist damit geholfen. Dinge die keinen Spaß machen, soll man lassen. Und wenn sie nur heute keinen Spaß machen und sonst immer, dann kann man es ja auch wunderbar heute lassen. Ist ja nicht so schwer. Einfach nicht hingehen. Oder einfach nur angucken. Ist ja völlig in Ordnung.
Ich zum Beispiel kugle nachher mit Raclette-Bauch in den Stall. Meint ihr, da tu ich noch was, außer nach Luft japsen? Da weiß ich jetzt schon, dass ich keinen Bock auf Reiten habe.
Foto: Der Swimming-Pool. Aka der Platz