Reiter haben vor allem immer dann ein Problem, wenn Pferde nicht so behandelt werden, wie das in ihrem Land normal ist. Generell haben Sie natürlich auch ein Problem damit, wenn Pferde zu Arbeit herangezogen werden, denn heutzutage muss doch kein Pferd mehr ernsthaft arbeiten und man hält sie sich als Hobby oder als Liebhaberei. Nicht, damit man sein Leben bestreiten kann.
Da das quasi bei einem selber nicht so ist, ist das überall anders natürlich auch so und daher sind die Menschen automatisch Tierquäler. Sollen die halt einen Traktor kaufen. Oder Schweine essen, statt Pferde. Oder nen anderen Job suchen, wofür man nicht das arme Pferd ausbeuten muss.

So denken tatsächlich einige Reiter und ja, gerade wenn man jung ist, fehlt da einfach die Weitsicht und das Verständnis. Und natürlich kann man nicht jede Handlung mit: Pferde müssen halt in anderen Ländern noch arbeiten, rechtfertigen, denn es gibt auch Traditionen, die nicht sein müssen (tanzende Pferde ist so ein Ding, das echt nicht sein muss – allerdings muss man selbst das differenzieren – die werden gebucht und verdienen damit auch Geld). Und es gibt ja alles mögliche im Ausland – ungewöhnliche Einsätze zur Arbeit, aber eben auch andere Sportarten.

Es gibt viele Aufreger aus anderen Ländern. Buzkashi ist wohl eins der größten dabei. Das ist ein Sport, bei dem Reiter versuchen eine tote Ziege zu erobern. Ich habe mir spaßeshalber mal Matches angesehen. Extrem gut ausgebildete Pferde – muss ich ja sagen. Die Ziege ist logischerweise tot (das andere Tier vom Lederball ist auch schon tot, hat halt nur keine Ohren mehr – sodass man es nicht erkennt. Ein Tier war es aber trotzdem mal). Tatsächlich konnte ich keine Unfälle erkennen, aber es kommt sehr darauf an, was für Buzkashi Matches man ansieht und wo die stattfinden. Generell ist es aber etwas, das man differenziert betrachten sollte. Das ist ein Sport. Die finden vielleicht Springreiten beim Derby unfair und barbarisch. Es ist ein Sport. Der befremdlich wirkt. Aber es ist doch irgendwie nur Sport. Polo könnte man ganz gut vergleichen. Aber dann sind bestimmt die Polospieler beleidigt.
Dann gibt es natürlich diverse Rennen, die Idee herauszufinden, wer das schnellste Pferd hat ist uralt. Aber es hat ja nicht nur Royal Ascot das faire Pferderennen für sich gepachtet, sondern es können auch ein paar Nomaden in Kasachstan ebenfalls ein stinknormales Rennen ausführen. Oder in Mexiko. Oder sonst wo.

Zureiten und Ausbildung ist auch immer ein Aufreger. Letztens erst in unser aller Lieblingsgruppe gesehen. Die bösen Mongolen, die ihre Pferde nicht erst vorher an Bodenarbeit gewöhnen, bevor sie aufsteigen. Nun, ich kann natürlich nicht für alle Mongolen sprechen, aber ich könnte wohl meinen, dass die einfach nicht die Zeit haben, allen Pferden ihrer Herde ihren Namen vorzutanzen, wo sie sich extremen Wetterverhältnissen anpassen und darauf auch reagieren müssen. Da nimmst dir auch mal grob ein Pferd aus der Herde, um entsprechend schnell fertig zu sein. Grob ist halt auch relativ, die packen zwar beherzt zu, aber Pferde sind ja nun mal auch keine Babys, die man nicht schütteln darf.
Dann gab es noch arme Pferde in Mexiko, die Wagen ziehen mussten. Hui! Da war auch mal was Schweres drauf. Schenkt dem doch nen Trecker, wenn euch das nicht passt! Ziehen ist für das Pferd immer noch natürlicher als Tragen. Aber das geht in viele Köpfe nicht rein.

Ja, es gibt auch sehr viel Tierelend im Ausland. Weil Menschen es nicht besser wissen. Statt in empörte Beschimpfungen auszubrechen, könnte man sich ja an Hilfsmöglichkeiten beteiligen (es gibt z.B. Organisationen die regelmäßig Gebisse in Gebiete schicken, wo bekannt ist, dass man halt das als Gebiss nimmt, was so rumliegt – Stacheldraht und Co.). Das hilft den Leuten eher, als dass man sich auf Facebook empört. Erklärung, Aufklärung – das ist es, was die Menschen brauchen. Nicht: Oh, die armen Pferde. Das kann das Motiv zur Hilfe sein. Aber es sollte nicht das einzige sein, was man tut. Oder sinnlos Kraftausdrücke unter irgendwelche Posts zu setzen und unser allerliebstes: „Das sollte mal einer mit denen machen!“
Doch nur, weil etwas anders ist, als das was wir kennen, sind nicht alle im Ausland böse Pferdequäler. Nur weil die andere Anforderung an ihr Pferd haben, als schön aussehen und ein bisschen Dressur im Viereck zu machen.

Foto: Pferd findet, dass meine Ansprüche auch Tierquälerei sind.