Wer kennt es nicht? Gestern noch wie in Aachen aufm Pferd gesessen – heute wie ein Affe aufm Schleifstein mit Rückenschmerzen. Dabei ist der Sitz natürlich extrem wichtig, denn wir geben unserem Pferd äußerst falsche Signale, wenn wir falsch sitzen. Zudem machen wir ihm das Leben schwer und nerven es tierisch, denn es denkt sich auch: Wie soll ich denn so angaloppieren, wo die Alte da oben herumzappelt wie ein Flummi? Da fallen wir ja beide um. Lass ich mal lieber. Während das Reiterlein sich über das renitente Pferd ärgert. Warum galoppiert der doofe Kerl nicht an?
Gerade bei solchen Momenten sitzt das Problem im Sattel. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber wenn ich höre: Das Pferd pariert nicht gut durch oder: das Pferd galoppiert immer auf der falschen Hand an … ja, dann liegt das wohl am Reiter. Wenn man falsch einsitzt, wie soll das Pferd dann auf der richtigen Hand anspringen? Ich illustriere das heute mal an einem sehr schönen Beispiel, das ich beobachten durfte.
Springstunde. Ich liebe Springstunde. Leider war kein Platz mehr für mich übrig, sodass ich heute am Zaun stehe und auf die Sprünge aufpasse, mit einer Freundin schnacke und auch sonst irgendwie im Weg herumstehe. Aber das macht gar nichts, die können ja alle lenken. Bis auf eine. Die zieht nur an den Zügeln und während ich also mit meiner Reitlehrerin aufbaue, rüsselt mich ein Pferd an.
“Öh … hi. Kann der mir vielleicht nicht in die Haxen treten?”
“Würde ich ja gerne verhindern, aber der ist heute soooooo furchtbar.”
“Was macht der denn?”, fragt meine Reitlehrerin.
“Der lässt sich gar nicht mehr lenken.”
“Wie ‘lenkst’ du denn?”
“Ja … so.”
Und während wir uns angucken wie “so” ist, muss ich doch mal kurz den Mund aufklappen, wo Frau “ich geh aber schon L Springen” doch glatt vergessen hat, dass man mit den Zügeln gar nichts lenkt und ihr Bein zehn Kilometer vom Pferd weg hat. Zu allem Überfluss lehnt sie sich auch noch nach hinten, weil sie ja Kraft am Gebiss braucht.
“Du, das ist kein Wunder, dass der sich nicht lenken lässt. Du lenkst ja auch nicht, du ziehst nur an den Zügeln.” Meine Reitlehrerin wendet sich ab und denkt, dass das Thema gegessen ist, weil die sich doch eigentlich dran erinnern sollte, wie man auf dem Pferd sitzt. Aber nö.
“Sollen wir dir ne Stunde für die Sitzlonge machen?”, fragt sie.
“Ne, wieso? Ich muss doch nicht an die Longe.”
“Ja … doch. Du sitzt doch ganz krumm und schief.”
“Ich bin ja kein Dressurreiter.”
“Das ist doch wurscht. Dein Pferd kann keine deiner Hilfen umsetzen, weil sie gar nicht richtig sind. Im Gegensatz zu dir, weiß er ja, wie die sind und so versteht er dich nicht.”
Jetzt sagt die Lady mit dem Lenkproblem nichts mehr.
Aber meine Reitlehrerin hat schon den nächsten Sitzkasper gesichtet. “B.L! Was wird das? Soll das leichter Sitz sein? Wo hast du denn deine Fersen?”
Irgendwo am Sattelblatt übrigens.
B.L. mault: “Ja, aber ich hab echt so viel geübt und in der letzten Reitstunde war’s viel besser.”
“Wann war die denn?”
“Vor drei Monaten.”
“Hiarghhh”, macht meine Reitlehrerin und guckt dann mich an. “Aber du hattest doch letztens Reitstunde. Du sitzt doch bestimmt gut auf dem Pferd.”
Äh … Backflash … mit den Zehen die Bande mitgenommen und gejammert, Zirkel nicht rundgeritten, weil schlör, Pferd nicht angaloppiert bekommen … “Ja, natürlich”, behaupte ich.
Werde gezwungen es zu demonstrieren. Jetzt heult sie.
Moral von der Geschicht? Anständig sitzen und sich selbst korrigieren hat noch niemandem geschadet. Und wenn man sich nicht selbst korrigieren kann holt man sich? Tadaaaa … einen Reitlehrer. Ich weiß, ein völlig utopischer Vorschlag in der heutigen Zeit. Das ist viel zu unguruhaft.
Foto: Is lang her.