Wie jedes Jahr geht es an diesem einen Sonntag des Jahres nicht um lustige Pferdgeschichten, nicht um Ostwindreiter und Wallakleidchen, sondern um das, was wirklich zählt: Das Derby. Heute wird das 150. deutsche Derby gelaufen und ich habe so richtig Bock drauf. Schon deswegen, weil da eine Farbe läuft, die ich viel zu lang im Derby vermisst habe: Schwarzblaurot. Schlenderhan hat wieder Pferde unter dem eigenen Namen laufen und ich freue mich, diesen altehrwürdigen Renndress wiederzusehen. Vermutlich leider auf den hinteren Plätzen, So Chivalry ist von den Vorleistungen her kein Favorit und da sind Pferde dabei, an denen man erst Mal unmöglich vorbeisehen kann.

Aber wir wissen auch alle, dass nicht das beste Pferd das Derby gewinnt, sondern das Glücklichste und man weiß ja in Hamburg leider auch nie, welche Gemeinheiten das Geläuf dieses Mal bereithält (durchaus auch mal völlig überraschend – Huch, is wieder Meeting? Oh … ja, ne also der Schlussbogen sieht jetzt schon blöd aus, da sperren wir doch mal die Innenbahn … KANN JA KEINER AHNEN, DASS ES ENDE JUNI EIN MEETING GIBT!)

Ich schaue trotzdem gerne nach Hamburg. Das Derby gehört nun einmal dorthin – es wäre trotzdem schöner, wenn die auch mal was dafür tun würden, dass es auch so bleibt. Startmaschine kaputt, Schlussbogen ein Acker – und sich dann wundern, wenn ständig das Damoklesschwert überm Kopf hängt und es heißt: Das Derby muss aus Hamburg weg. Man kann ja wohl bei einem der größten und wichtigsten Meetings Deutschlands erwarten, dass die ihren Rasen pflegen. Das deutlich “unwichtigere” Bad Harzburg wird regelmäßig von Aktiven und Zuschauern gelobt, weil die ihr Geläuf deutlich besser pflegen.

So und jetzt hören wir auf, über deren Rasen zu meckern und gucken uns nachher alle mal das Derby an. Das Stiefkind des deutschen Reitsports, das in den Medien irgendwie immer etwas untergeht. Was waren das noch für Zeiten, als das in der Tagesschau ein Thema war. Lang ist’s her. Hin und wieder verirrt sich zwar mal noch eine Notiz, aber mehr auch nicht. So verwundert es nicht, dass man nicht einmal weiß, wo man das Derby gucken kann. Quasi nur online oder vor Ort. Ich bin nicht vor Ort. Ich bin nicht mal im Land und verlasse mich ganz auf das Internet. La Dolce Vita und so. Ciao, ihr Derbygucker. Wisst ihr Bescheid, ne?

Das Blöde: Dieses Mal kein Schluck aus meiner Derbytasse. Das ist skandalös, denn das ist meine Tradition. Ihr wisst schon, wegen Silvia. Aber ich habe mich nicht getraut, die Tasse mit ins Gepäck zu schmuggeln, nachher geht die kaputt und dann wäre ich doch sehr traurig. Bin mir aber sicher, dass Silvia mir das noch durchgehen lässt. Außerdem kann ich ja hier aus einem Glas Limoncello trinken (ich kann es aber auch lassen. Limoncello ist eklig! – allerdings hatte ich mal ein einschneidendes Erlebnis beim Ampel-trinken, wo es Erdbeer-Limes, Limoncello und Kiwi-Beerentzen gab … huärgh).

Ich werde also dieses Mal pünktlich zum Derby das Handy zücken und es auf einem winzig kleinen Bildschirm schauen. Geht schon klar, mache ich mit dem Arc häufiger (hab den Arc mal auf Madeira an einer Bushaltestelle gesehen …). Hoffentlich krieg ich mit, wenn ich meine Wette treffe – die traditionell schlecht sein wird, sodass ich es besser ganz bleiben lasse. Meine Derbywette ist (traditionell – damit ich doch noch eine pflegen kann) so mies, dass ich mich immer ein bisschen dafür schämen muss. Da kommen dann immer Leute vorbei mit: “Ich denke du hast ‘Ahnung’” – sorry, wenn man mit ‘Ahnung’ Pferdewetten treffen könnte, wäre ich schon längst auf den Bahamas.

Außerdem ist meine Derbywette immer eine Wunschwette aka Herzwette. Nie eine, die ich für wirklich realistisch halte. Aber manchmal treffe ich sie dann doch. 2015 mit Nutan. Wer weiß, vielleicht ist es vier Jahre später mal wieder Zeit für eine solche Wette?
Guckt euch heute das wichtigste Ereignis im Rennsport an. Falls ihr in Hamburg seid: Viel Spaß und Hals und Bein. Auf ein schönes Rennen. Und, dass alle bis fünf zählen können …

Foto: Kein Derby. Ist aber auch nicht seine Distanz. Und die Eier fehlen ihm. Und zu alt ist er auch. Irgendwas ist ja immer.