Mein Pferd hat, wenn die Dienstleister rund ums Pferd anstehen so eindeutige Lieblingstermine. Sein allerliebster Termin ist grundsätzlich der Zahnarzt. Zahnarzt ist toll. Da darf man sabbern, schlecken, irgendwas in die Schnute nehmen und danach fühlt sich alles ganz lustig an. Die totale Begeisterung bei meinem dezent oralfixierten Pferd. Das darf auch lange dauern, für so was hat er Geduld. Der Tierarzt ist eigentlich auch immer okay, auch wenns mal piekt – schon allein, weil der zügig arbeitet und hinne macht, sodass mein Pferd gar nicht ungeduldig werden kann. Danach wirds schon kritischer – die Osteopathin. Die will Sachen von ihm. Zum Beispiel, dass er stehen bleibt und sie an seine Seite gehen kann. Sendet sie dabei aber vielleicht mal ein falsches Signal oder dauert ihm das zu lange, fängt er an zu weichen. Und zu weichen. Und ist dann ganz genervt, wenn die einfach immer wieder kommt. Und dann gibt’s da noch den Schmied.
Mein Pferd hat in vielen Dingen ganz viel Geduld. Auch im Stillstehen. Wenn man ihn auf dem Platz parkt und sagt “Steh”, dann steht er da auch bis morgen früh. Solange er sein Gewicht verlagern kann, wie er will, den Kopf hoch und runter machen darf, wie er lustig ist oder sich mal kratzen kann. Ersteres geht aber beim Schmied nicht. Er kann nicht einfach sein Gewicht verlagern, wenn der Schmied gerade einen Huf hebt und daran herumfeilt. Und da hört seine Geduld irgendwann auf, weil er muss unbedingt JETZT in diesem Moment das Hinterbein mal kurz heben. Oder sich anders hinstellen. Und er versteht überhaupt nicht, wenn der Schmied das blöd findet. Daraufhin findet er dann den Schmied blöd und die beiden fangen an sich zu zanken. Während der Zahnarzt munter alles runterraspeln kann, was benötigt wird. Und wenn er nach Blockaden schaut, kuschelt das Pferd den noch an. So nach dem Motto: Oh, du nimmst mich in den Arm? Ich liebe dich!
Wenn man Mozart fragt, könnte alle paar Wochen lieber der Zahnarzt kommen. Oder der Tierarzt (das klemme ich mir aber lieber … bei den Anfahrtspreisen). Aber nicht der Schmied. Der wird zwar toleriert, aber so alle paar Monate hört man dann doch kurz das Reißen des Geduldsfadens beim Pferd und dann dauert alles noch länger. Noch viiiiiel länger. Und das Pferd hat noch weniger Geduld. Ein Teufelskreis. Dabei sollte doch Samstag mal der Stift raspeln dürfen. Hat dann doch lieber das Pony gemacht, nachdem Mozart fand, dass es jetzt auch mal genug wäre. Wäre er Zahnarztazubi, dürfte er ihm in die Schnute gucken bis zum Sankt Nimmerleinstag. Yeah! Nehmt mich als Übungspferd.
Dabei mag er den Schmied an sich schon. Er hat den Männerbonus und er tätschelt ihn. Das findet Mozart schon mal gut. Wäre da eben nicht diese absolute Unfähigkeit eine Sache mal kurz auszusitzen (ist ja nicht so, als würde er ihm drei Stunden ein Bein hochhalten) und kurz abzuwarten. Aber das gehört wohl zum Naturell. Bei mir versucht er das alle hundert Jahre auch mal. Nein, ich will mich jetzt aber jucken/ Gucken was das Gras macht/ Mal am Heu schnüffeln, etc. Er ist jedes Mal schwer empört, wenn ihm das jetzt gerade verwehrt wird. Er ist da sehr bedürfnisorientiert. Jetzt sofort, danach kann ich wieder nett sein. Wenn nicht jetzt sofort, dann … Mimimi-Modus aktivieren und die Drama Queen machen. Wo ist der Zahnarzt? Der versteht mich wenigstens.