Da haben wir also das Theater. Wer das Derby gesehen hat, hat wahrscheinlich erst einmal nur auf das Herzschlagfinale zwischen Isfahan, Savoir Vivre und Dschingis Secret gesehen. Kaum einer hat da auf das geguckt, was wirklich passiert ist – nämlich ein Verstoß gegen die Richtlinien erster Sahne und wohl auch mit einem schielenden Blick auf die deutschen Regeln, die nämlich besagen, dass der Jockey die Peitsche fünf Mal gebrauchen darf.
Wer hat nun die Peitsche zu oft benutzt? Kann man am Rennverlauf sehen – die beiden Erstplatzieren.
Da will man also den Leuten immer erklären, dass Rennsport 1. strikte Regeln hat und 2. doch eigentlich anders ist, als die Leute von PeTA das immer behaupten. Fakt ist aber, dass beide Erstplatzierten entweder nicht zählen können, oder wissentlich die Peitsche öfter gebraucht haben. Es ist dabei egal, wie oft tatsächlich, wir reden hier natürlich auch nicht von Prügelei die ganze Gerade entlang, aber eben auch nicht von besagten fünf Mal, die erlaubt sind.
Sofern man es nach der schlechten Videoqualität erkennen kann, die das Rennvideo leider hat, sind die beiden aber schon bei 10. Nach meiner laienhaften Zählung. Ich weiß leider nicht, was die offizielle Zahl ist. Es sind aber definitiv zu viele. Ja, die Regel ist strikt – und führt dazu, dass deutsche Jockeys sich im Normalfall dran halten. Tja, und dann gibt es noch Wiederholungstäter. Einer davon saß auf dem Zweitplatzierten. Dürfte ihm aber egal sein, es kann mir keiner erzählen, dass der Herr Baron da nicht zahlt.
Was macht das also? Na, eine Menge. Da bemüht sich der Rennsport um ein positives Auftreten und die beiden knüppeln trotzdem drauf. Okay, für „Tierschützer“ macht das eh keinen Unterschied, die möchten uns ja eh ständig sagen, dass die Pferde da geschlagen werden und zwar das ganze Rennen, aber auch für Leute, die das eigentlich gerne sehen, hat das einen gewissen Beigeschmack auf diesem knietiefen Acker.
Und dann ist da eben das Rennentscheidende: Erst der Viertplatzierte konnte zählen. Der Dritte war zwar nur einen drüber, aber drüber ist eben drüber. Ist es dann fair, dass zumindest die beiden Erstplatzierten ihren Platz behalten dürfen? Obwohl gegen die Regeln verstoßen wurde? Gewiss, die beiden wurden mit Strafen bedacht, die wirklich empfindlich sind, denn die müssen nun 75% ihres Gewinnes hergeben.. Das hilft aber den anderen Reitern auch nicht. Ob jemand anders gewonnen hätte, wenn es anders gewesen wäre? Weiß man nicht. Vielleicht.
Und dann ist da der Lizenzentzug. Ein Hohn, denn ausländische Jockeys sind ja nicht vorbestraft. Man fährt scheinbar derzeit besser damit, einen Jockey aus dem Ausland zu holen, denn der kann schneller mal draufhauen, als ein deutscher Jockey, der eh schon nicht in derselben Gehaltsklasse wie die Jungs aus England spielt und dann noch auf eine Menge Kohle verzichten muss. Und Reitverbot? Was kratzt das einen italienischen Jockey?
Deutsche Jockeys haben Verdienstausfall und stehen am Zaun, wenn sie nicht zählen können (oder auf Geheiß ihres Besitzers nicht wollen). Ergo trauen sie sich das nicht so schnell.
Mal ganz zu schweigen davon, dass so ein Rennen eben auch bewettet wird und die Wetter sich schon ziemlich betrogen fühlen, wenn da so etwas passiert. Ja, wir reden hier vom Derby, das will jeder gewinnen. Aber wir reden auch von Regeln – und für wie bescheuert man die halten mag, dass da ab dem 6. Schlag schon die Kohle gekürzt wird – die Regel gilt gerade. Jetzt und hier, in Deutschland. Auch beim Derby. Ich glaube, wir brauchen dringend ein sinnigeres Peitschengesetz.
Ist das fair? Für Tier, Mensch und Reiter (die bis fünf Zählen können)?
Foto: Lady of Budysin – von Morwen fotografiert.