Ha, jetzt denkt ihr, wir wollen von Seelenpferden sprechen, vom Once in a lifetime horse … Nö. Heute nicht. Heute wollen wir vom genauen Gegenteil sprechen. Vielleicht erleben solche Momente manche Leute gar nicht, da sie von Anfang an ein eigenes Pferd haben und mit anderen Pferden nichts am Hut haben, aber die meisten kennen es doch irgendwie: Das eine Pferd! Das kann dich nicht leiden und du kannst es auch nicht leiden. Du kannst das nicht mal erklären. Am Anfang, wenn man es kennenlernt, dann ist das noch so neutral. Aber man hat jetzt schon kein: Oh, Gott, ich muss es flauschen und liebhaben – Gefühl. Das hat man ja sogar manchmal bei fremden Pferden, die man auf Anhieb mag und die einen auch zurückmögen.
Das “eine” Pferd, mag dich nicht. Sei dir sicher. Die Gefühle, die du ihm entgegenbringst, die werden erwidert. Schlimmer nur noch: Du bist ihm dazu auch noch scheißegal und durchaus die Überlegung wert, dich mal irgendwann so richtig weg zu boxen. Gibt ja solche und solche – die gut erzogenen, die trotzdem zeigen können, dass sie dich nicht mögen. Und die schlecht erzogenen, die dir mit Hufen und Zähnen zeigen, wie sie drauf sind und ihre Gefühle grundsätzlich nur mit angelegten Ohren ausdrücken können (und möchten).
Fakt ist aber: Wir mögen gar nicht alle Pferde. Die müssen auch nichts Schlimmes dafür tun (jedenfalls nicht zwingend). Wir mögen schließlich auch nicht alle Menschen und nicht alle Menschen mögen uns – manchmal ist man sich unsympathisch, obwohl man noch nie ein Wort gesprochen hat. Während die Gesellschaft das völlig akzeptiert, wenn da so ein Menschlein steht und sagt: Ach, den Herrn XY? Ja, den konnte ich noch nie leiden. Der ist mir total unsympathisch, wie der schon aussieht ey … – so akzeptiert die Reitergesellschaft es nicht, dass man ein Pferd nicht mag. Das sind schließlich tolle Kreaturen und engelsgleiche Geschöpfe. Die hat man zu mögen. Nicht zu vergessen, dass es natürlich sofort persönlich ist, wenn jemand sagt: Ich mag dein Pferd nicht.
Oftmals hat man diese Begegnungen auf der Weide. Da ist immer dieses eine Pferd, das dich so richtig stresst, wenn du ein anderes von der Weide holen willst. Es nervt, es kratzt, es beißt und auch sonst hat das immer die Ohren im Nacken, wenn du in seine Nähe kommst. Oft genug hat es auch dafür gesorgt, dass du wirklich Probleme bekommen hast. Dir das Tor irgendwo gegen geschlagen ist, oder Pferde abgehauen sind, einfach nur, weil diese blöde Krawallnudel dabei ist. Da kriegt man durchaus schon mal Zorn. Ich zumindest. Wenn ihr alle buddhistische Mönche seid, die so was natürlich NIE empfinden, dann ist ja alles cool.
Manchmal müssen die auch nicht viel machen. Aber wir sind vielleicht gezwungen mit denen etwas zu unternehmen (Das Berühmte: “Kannst du mal eben?”), weil wir das “eine” Pferd auf die Weide bringen, obwohl wir das lieber so machen würden wie mit dem “einen” Ring: Mal eben in den Schicksalsberg schubsen und hoffen, dass das Vieh uns nicht noch nen Finger dabei abbeißt, wie Gollum.
Fieser wird das nur, wenn man dann noch beruflich genötigt ist, dieses Tier zu bespaßen. Denn privat kann man immer noch sagen: Ne, dein Pferd nicht. No way (wenn man es sagt ist man sowieso Stallgespräch).
Aber wer kann denn verlangen, dass die Chemie immer stimmt? Wer hat überhaupt festgelegt, dass ich, nur weil ich reite, ALLE Pferde dieser Welt lieben muss, mich darum reiße, sie auch nur zu berühren oder mit ihnen arbeiten will? Das ist doch irgendeiner kruden Ideologie entsprungen, die ich nicht mitbekommen haben muss. Bei meinem Todesstern früher wollte NIE jemand freiwillig irgendwas machen und es haben Leute abgelehnt sie mal eben zu halten, oder mit von der Weide runterzunehmen. Und wisst ihr was? Das versteh ich auch jetzt noch völlig. Und wenn jemand Schiss vor meinem Pferd hätte, weil der einem ständig auf der Nase rumtanzt beim reinholen, dann wäre ich auch nicht beleidigt. Wieso auch? Reicht doch völlig wenn ICH den mag. Der Rest der Welt muss das aber ganz bestimmt nicht tun. Denn niemand mag alles und jeden. Auch Pferde nicht – die finden ja andere Pferde auch doof. Wieso dürfen die dann nicht auch mal nen Menschen dooffinden, der sie fortan einfach in Ruhe lässt? Ist doch win-win!
Foto: Die Mähne wird endlich wieder kurz! Stehmähne Incoming!