Seit ein paar Tagen geistert der neue Beitrag von RTL durch die Reiterszene und ja, die winzig kurze Sequenz (auf die sich alles bezieht) ist absolut furchtbar und zeigt ganz klare Tierquälerei. Eine der häufigsten Fragen ist: Warum macht das Veterinäramt nichts? Darüber wollen wir heute mal sprechen. Was darf das Veterinäramt, was machen die und wie unterschiedlich handeln die? Warum machen die manchmal nichts und warum handeln die manchmal total überstürzt? Sind die vollkommen überlastet? Faul? Oder sind ihnen einfach die Hände gebunden, weil das Tierschutzgesetz nicht sonderlich viel hergibt? Vermutlich kann jeder Reiter eine nicht besonders gute Story zum Thema Veterinäramt erzählen.
Ich hatte zwei Erlebnisse mit dem Veterinäramt. Einmal, bei meinem alten Arbeitsplatz. Direkt daneben standen Pferde auf einer Koppel, eines stockelahm, beide abgemagert, kein Futter, außer einer komplett abgefressenen Wiese und mit Stacheldraht eingezäunt. Die Pferde sahen wirklich erbärmlich aus. Ich beobachtete ein paar Tage (vielleicht werden die Pferde ja betreut) und rief dann beim Veterinäramt an (in NRW ist Stacheldraht auf Pferdeweiden sowieso verboten wenn davor keine Litze gespannt ist, das allein ist schon Grund genug zu melden). Als ich anrief hieß es, man kümmere sich. Geschah nichts. Ich bat also meinen damaligen Chef anzurufen und da die Firma lokal sehr bekannt war, stand gleich am nächsten Morgen das Veterinäramt dort. Ein paar Tage später waren die Pferde von der Weide verschwunden. Jetzt denkt man: Juhu – ein Erfolg. Aber weiß man’s? Die können ja auch auf eine andere Weide gekommen sein, wo ich sie nicht mehr sehe und immer noch unbehandelt herumstehen. Nur, weil jemandem Auflagen gemacht werden, muss nichts passieren.
Beim zweiten Mal besuchte ich eine Freundin in einem anderen Landkreis. Sehr viele Pferdeweiden, eine, die sie mir unbedingt zeigen wollte, weil sie meinte: Das ist doch nicht normal, das Veterinäramt macht nichts. Und richtig, ich sah ein Pferd mit Ringelhufen. Alleine auf einer Weide. Den Schmied muss es Jahre nicht mehr gesehen haben. Es waren keine Schnäbel, sondern wie in irgendwelchen Internetvideos aus dem Osten, wo dann da Pferde zum ersten Mal einen Schmied sehen. So etwas habe ich in Deutschland wirklich noch nie gesehen. Vermutlich steht das Pferd immer noch so auf der Weide, denn das Veterinäramt kam niemals und falls es kam, dann … störte es sich nicht da dran, dass das Pferd alleine lebt und sich die Hufe ringeln? Muss man nicht verstehen.
Es gibt aber auch die anderen Extreme. Da werden einfach Pferde beschlagnahmt, wo sich jeder fragt, warum (diesen äußerst prominenten Fall kennt vermutlich auch jeder), als Halter ist man im worst case auch der Behördenwillkür ausgeliefert, die aus Prinzip zunächst mal recht haben – ob du recht hast, wird dann im nachhinein erst geklärt. Wenn die morgen entscheiden, dass bei dir Gefahr im Verzug ist und die dein Haustier wegschleppen wollen, dann dürfen sie das zunächst einmal. Fehler kann man später herausarbeiten. Aber ob du dein Tier wiederbekommst steht da auf einem ganz anderen Blatt – da muss sich ja erst mal jemand mit beschäftigen. Bis dahin ist es dann eben weg. Gut …
Das Problem: Das Veterinäramt kommt und sieht erst mal nur, ob Pferde denn auch alles haben, was sie benötigen. Wasser und Futter. Bitte auch noch einen Freund – wobei da sind sie nicht mal wirklich streng, so oft wie man einzelne Pferde irgendwo stehen sieht. Aber das Tierschutzgesetz (an das sie gebunden sind) ist da echt minimalistisch und sie können auch nur Momentaufnahmen beobachten. Wenn keine längere Dokumentation erfolgt, dann können die (eigentlich … wie gesagt, gibt ja auch die ganz seltsamen Fälle), nicht von einem dauerhaften Zustand sprechen und daher auch gar nicht so handeln, wie sie vielleicht wollen. Dazu kommt auch noch, dass diese Stellen ja chronisch unterbesetzt sind und dann noch Fake-Fälle eingehen (“die armen Pferde stehen im Matsch!”) Da gehören dringend Reformen her. Für die Tiere.