… haben dieser Tage gefühlt alle Leute. Am Freitag haben sich vor mir auf dem Parkplatz vom Getränkemarkt fast ein paar Kerle geschlagen. Nicht, weil irgendwer gehamstert hat. Sondern weil die Leute sich gar nicht mehr beherrschen können (es ging übrigens um zwei runtergefallene Flaschen und eine völlig hysterisch schreiende Frau, die meinte, was da hätte passieren können, wenn jetzt ein Kind da gewesen wäre …). Es ist natürlich klar, dass in der aktuellen Situation die Nerven blank liegen. Jeder macht sich Sorgen, um Angehörige, um sich selbst, um seine Zukunft, denn wir sind uns alle darüber im Klaren, dass es der Wirtschaft nicht gut ergehen wird, auch nicht in der Zeit nach dem Virus. Warum man allerdings dann die Leute völlig hysterisch anranzen muss, weiß ich nicht. Ich habe die Aggression, die mit dieser Panik einhergeht, ja jetzt schon mal live erleben dürfen (in einem weitaus früheren Stadium) und Hölle ey … was ist denn los mit den Menschen?
Personal in Supermärkten wird beschimpft, wenn kein Klopapier da ist, Leute werden regelrecht mit Mistgabeln bedroht, wenn sie husten (Ich hatte ein einschneidendes Erlebnis in besagtem Getränkemarkt, wo eine Kassiererin husten musste und ganz panisch zu mir meinte: “Oh, Gott, ich bin Raucherin, ich bin sonst gesund!”). Und dann sind da noch die Reiter, die völlig ausrasten, wegen der Regelung zu Reitställen. Es gibt ja viele Varianten, je nachdem wo man herkommt. Es gibt aber auch Leute, die noch in den Stall dürfen und das natürlich auch tun. Weil der Stall bei ihnen privat ist, oder es generell ein Stall mit drei Einstellern ist und man sich da gut auf Abstand halten kann, etc.
Das passt natürlich manchen nicht. Warum? Weiß ich nicht so genau. Trotzdem werden Menschen mit privater oder sehr kleiner Pferdehaltung massivst angegangen, wenn sie sagen: Ja, klar war ich gerade im Stall und habe die Pferde rausgeschmissen. Die Leute verstoßen gegen keine Regelung wenn ihr Stall klein und unbelebt ist. Man kann aber mit genau demselben Verhalten in einer anderen Konstellation fahrlässig handeln. Beate darf in den Stall, den sie mit ihrer Freundin unterhält, weil sie morgens kommt und die Freundin abends. Rebecka darf nicht in den Stall, weil dort 100 Einsteller stehen und man den Zutritt massivst beschränken musste, da sonst der Fall gegeben ist, dass sich alle zu nah kommen.
Das ist keine schöne Situation in seiner Gesamtheit und jo – früher war man im großen Stall derjenige, der immer trainieren konnte, dafür bezahlt man ja auch, und die im kleinen Stall hatten nicht mal nen Platz. In ausgerechnet dieser Situation ist es dann halt jetzt gerade mal besser im kleinen Stall zu stehen. Da, wo man bei Regen noch nass wurde. Ist das der Grund, warum einige Reiter so aggressiv reagieren? Oder das: Die kann was machen, was ich nicht darf? Die Nerven sind jedenfalls durch bei den meisten Leuten. Die werden aber nicht davon geflickt, dass man ständig den anderen alles vorwerfen muss, was einem selbst gerade nicht möglich ist. Oder einfach strunzhysterisch alle anbrüllt. Falls das doch geht, seid ihr hiermit offiziell alle Schuld daran, dass ich nicht nach Aintree kann. Hm … bin nicht besser gelaunt. Ob ich das dann wohl vielleicht mal lassen könnte? Das hilft nämlich niemandem.
Also verdammt noch mal, sagt Danke zu der Kassiererin, statt zu kreischen, wo das Klopapier ist. Chillt hart eure Basis, denn Hysterie führt zu gar nichts. Geht damit um, wie mit einem Jungpferd. Dem haut ihr auch nicht direkt auf die Nase, nur weils mal doof guckt. Dann bleiben andere Leute auch ruhig und wir alle können uns manierlich mit der Gesamtlage auseinander setzen. Das hilft nämlich. Und morgen machen wir hier weiter mit Entertainment. Dafür sind wir ja hier.
Foto: Fragt sich, warum keine Zugdurchsagen mehr kommen. Die hört er so gern.