Reiter haben Kopfkino. Das unterscheidet sich jedoch stark, je älter der Reiter wird. Ist er noch jung, dann träumt er von den Schleifen und Siegen, die er mit seinem Lieblingsschulpferd erreitet. Auch ich. Ach, was hab ich mir da zusammengesponnen, vom CHIO geträumt, Dressur oder Springen, kein Thema, ich reite einfach beides. Mit einem Pferd. Mit dem fetten Freiberger vom Foto zum Beispiel. Ja, das ist auch derselbe Freiberger, der euch in der Springstunde „begegnet“ ist. Mein erstes Turnier.
Und dann war ich auf nem Westernturnier. Danach wäre ich auch Westernreiter geworden, wenns nach meinen Träumen ginge. Geht doch auch mit meinem Lieblingsschulpferd. Das ist zwar englisch geritten, aber das geht schon! Logisch!
Das wird mit der Zeit natürlich ein wenig realistischer. Da muss es nicht mehr das CHIO sein. Aber Wenigstens ein S Springen wäre doch drin. Natürlich nicht mit der Tonne, sondern mit der Hexe. Die springt ja immerhin E Höhe!
Und dann kommt da dieser eine Tag, der alles ändert. Der wirklich ernsthafte Reitunfall (und kommt er nicht, scheint das Reiterhirn irgendeine chemische Reaktion zu haben und tut anschließend so, als hätte es dieses Schlüsselergebnis gegeben).
Ich hatte den Schlüsseltag, der mich nachhaltig mit Kopfkino gesegnet hat, als die Hexe sich im vollen Galopp mit mir auf die Nase legte. Obwohl sie mich nicht mit einer Faser ihres Körpers berührte, bretzelte es mir das Knie richtig weg, massiver Knorpelschaden und die Trümmerstücke mussten auch raus.
Danach fing Kopfkino Reverse an. Ich sah jede Bodenwelle in der Halle und hatte auch äußerst belebte Tagträume vom Sturz. Und was passiert eigentlich, wenn das Pferd dir trotz Helm auf den Teil des Gesichts tritt, der nicht geschützt ist? …
Und warum zum Geier hält man es mit diesem Kopfkino für eine gute Idee mit kurzen Bügeln auf winzigen Sätteln Rennpferde zu reiten? Keine Ahnung. Kann ich nicht beantworten.
Nach meinen nächsten zwei (und letzten) Stürzen – die ich ausschließlich nur noch mit Pferd hingelegt habe, war das Kopfkino vorbei. Muss ja nicht jedes Mal was passieren. Und wenn ein Pferd einen überrollt und man dann immer noch lachen kann, weiß man – man hat es überwunden.
Bis man auf die Idee kommt, das Kino wieder anzunkipsen. Auf eine ganz andere Art. Beim eigenen Pferd. Es ist gestolpert – Hirn zeigt Splitterbruch am Pferdebein. Es hustet – Erstickungstod. Was mache ich eigentlich, wenn ich zum Stall komme und das Pferd einfach tot daliegt?
Bin für weniger Hirn beim Reiten. Das hilft allen …
Foto: Rollkur mit Freiberger.