Ich hatte ja schon mal winzig kurz angeteast, dass ich das Mustang Makeover fragwürdig finde. Und heute möchte ich mal bei einem Beruhigungstee, bevor die hysterischen Fans auftauchen, das ganze Event beleuchten. Ich kann natürlich nur das beurteilen, was ich auf deren Seiten lese und sehe. Falls also Sachen anders sind: Dann schreibt das um Gottes Willen nicht auf die Seite! Sonst denken Leute wie ich: Das ist eine offizielle Infoseite, also werden da auch Infos draufstehen.
Der Grundgedanke ist der Trainerwettkampf unter relativ gleichen Bedingungen – das finde ich saucool und das sollte es ruhig in Deutschland öfter geben. Allerdings nervt mich da schon, dass es so wenig Trainervielfalt gibt. Am Ende haben die fast alle einen Westernsattel drauf und tapern durch die Prärie. Langweilig. Kann man aus einem Mustang nicht ein nettes klassisch gerittenes Pferd machen? Oder ein stinknormales Dressurpferd? Ein Freizeitpferd, für Leute ohne Ambitionen zum Turnierreiten? Bestimmt. Sieht man aber nicht. Kurz: Es wird eine weitere Westernrasse promoted. Schnarch.
Gut, hier kann man sagen: Vielleicht haben die sich nur nicht beworben. Kann ja sein. Vielleicht beim nächsten Mal.
Aber … warum müssen es Mustangs überhaupt sein? Ich meine, das ist schon eine Stange Geld, die da verblasen wird, mit Import und Export, Flug und Co. Wildpferde … soll man ja kaum glauben, gibt es auch in Deutschland, wenn man unbedingt diese Bedingungen haben will.
Na, den Mustangs geht es in der Heimat schlecht. Das ist sicherlich richtig. Auch richtig ist es, da mal drauf Aufmerksam zu machen. Nicht richtig finde ich es, dann zu sagen: Wir machen das Event ja, damit wir die Mustangs retten. Ja, das ist der Grundtenor. Denn man möchte die Rasse bekannter machen, damit mehr ein Zuhause bekommen. Ist in Amerika löblich. Hier eher überflüssig. Wie viele durchaus gesunde, aber verrittene Pferde suchen hier ein Zuhause? Wie vielen droht denn Schlachtung? Genügend. Es holt sich doch kein Reiter für Tausende von Euros ein Pferd aus Amerika. Das machen Einzelpersonen, die konkret was suchen. Oder absolute Liebhaber im siebten Himmel, weil das ihre Traumrasse ist. Aber doch nicht die breite Masse an Reitern.
Hätten die einfach ein paar Haflinger genommen … die hätten es durchaus verdient, mal ins Rampenlicht zu kommen. Hafis sind billig und verpönt. Traber und Galopper genauso. All die Billigrassen in Deutschland, die ein ziemliches Nischendasein führen, weil man meint, die dürften nix kosten und können sowieso mal gar nicht … denen hätte es gut getan. Für den Preis, den ein Mustang im Import kostet … holla, was kann man da Gnadenhöfe unterstützen. Einen Schwung der vielgepriesenen Schlachtfohlen kaufen. Aber hey … das sind halt keine Mustangs. Inbegriff der Coolness. Und Haflinger sind auch so unsexy zum Westernreiten.
Nun denn … sei es wie es sei, jetzt sind die Mustangs ja da. Wenn man also den Sinn dahinter anders sieht als ich, kann man ja das Event jetzt trotzdem genießen, oder?
Nachdem die Mustangs nun in Deutschland sind, fehlen plötzlich zwei Trainer. Einer davon ist der vielgepriesene Herr Madl, den ich immer in meinen Pferdeprofis Beiträgen liebevoll: “Der Mann von der Kelly Family” nenne. Und nicht falsch verstehen: Ich bin ein großer Fan der Kelly Family – immer gewesen.
Der sagt nun also auf seiner Facebookseite, er könne nicht mehr hinter dem Event stehen – darum: Tschüßn.
Das ist natürlich Zunder. Warum denn nicht?
Schalten wir also noch mal zurück. Mustang Makeover – kann ein Wildpferd in 90 Tagen zum Reitpferd werden? Dieser Slogan – damit wird geworben. Catchy. Ich frage mich: Warum MUSS ein Wildpferd in 90 Tagen reitbar sein. Das ist mir zu schnell. Jaja … MIR. Ich reite Galopper. Ich reite auch Galopper an. Und ich finde das früh, ich böser Heuchler?
Vorher wurde immer erklärt: “Die Mustangs müssen ja gar nicht geritten werden nach den 90 Tagen.”
Ist das vielleicht der Grund? So ganz ersichtlich war das ja vorher nicht. Obwohl man den Trainern doch sicher gesagt haben wird, wie das abläuft?
Guckt man ins Showprogramm, sieht man aber Trainervorreiten: Mit dem Verweis: Pflicht! So was … Horsemanship oder Dressuraufgabe. Mehrfach betont wird, dass hier geritten werden muss. Und wir reden hier nicht von geradeaus, Schritt, Trab, Galopp, das ein gelehriges Pferd eventuell so in 3 Monaten anbieten kann. Nönö … wir reden hier von gerittenen AUFGABEN. Ja, die Fans werden jetzt sagen: die sind bestimmt voll harmlos. Ist aber meines Erachtens trotzdem nichts, was ein Jungpferd in 90 Tagen können sollte. Da darf es geradeauslaufen. In unterschiedlichen Gangarten. Das war’s dann auch.
Ja, mir ist das too much. Einfach too much. Mehr Zeit hätte dem Event und seiner Reputation deutlich besser gestanden.
Tja, aber sagen darf man das nicht. Da wird man dann von einem Chor Fans niedergebrüllt: “Was meinst du denn, wie man Hengste zur Körung vorbereitet?” – kräht uns Susi Sorglos, die liebevolle Westernreiterin entgegen. Entdeckt man dann auch in anderen Diskussionen. Wo sie sich über böse Englischreiter und ihre Jungpferdeturniere auslässt. So was … sonst immer drüber schimpfen, aber bei dem Event ist das okay?
Gut, der Veranstalter kann natürlich nichts für seine Fans.
Dann gucke ich mir die Mustangs an … ähm … da soll jemand drauf reiten? Jetzt mal im ernst, die sind ja ultra kindlich zum Großteil. Also so richtig richtig fohlenwutzelig. Gut, da kann noch eine Menge passieren, aber dann, mit Glubscher auf den 90 Tagen … uff.
Eigentlich ist die Eventidee schön. Aber wie sich die Ausführung derzeit präsentiert, kann ich irgendwie nicht sagen, dass mir die Sache gefällt.
Foto: Es ist so flauschiiiiig – Foto von Morwen