Diese Maxime haben Reiter verinnerlicht und ich wette, ihr schaut euch das Foto an und denkt: Herr im Himmel, was ist DAS! Ich habe auch gedacht – Hui … noch ein bisschen mehr Eisen und dann mal mit Magnet am Bahnrand stehen, da kommt der Traber keinen Meter weiter. Aber nur, weil viel Eisen drumherum ist, ist es irgendwie schlimm

Denn wir kennen alle die Propaganda, die durchs Netz geht und von immer denselben Seiten in unser Hirn geblasen wird – Trabergebisse sind schlimm und böse. Wir wissen ja auch, dass PeTA immer etwas aufdeckt. Weil sie sich total geheim reinschleichen und so … oder einfach reinlatschen, weil alle Türen offenstehen (wie ich ja bereits erwähnte). Und selbst Black Beauty sagt uns ja schon, wie bös der Aufsatzzügel ist.

Was ist das nun also auf dem Bild? Ein Scheck. Und was macht ein Scheck? Ich dachte auch, der wäre dafür da, dass ein Pferd nicht angaloppiert. Schaut man sich aber ein paar Rennen an, wird eigentlich jedes Rennen ein Pferd disqualifiziert, weil es angaloppiert. Wenn dieses Ding also dafür da wäre, dass die Traber nicht galoppieren, warum passiert das denn jedes Rennen? Fahren die sinnloses Equip spazieren? Braucht der Traber eine Zahnspange?
Nein – die Antwort ist tatsächlich simpel: Der Scheck dient der Anlehnung. Und er ist nicht ins Gebiss eingeschnallt (was man, wenn man genau hinsieht sogar sieht). So wie jedes Pferd die Anlehnung suchen sollte, tut das auch ein Traber – allerdings fehlt sie ihm vollständig, denn die Leinen hängen im Finish durch. Es gibt sie in verschiedenen Modellen, manchmal unter dem Kinn, manchmal so wie hier, wo er am Oberkiefer liegt.

Vor allem dient der Scheck aber auch dazu, dass da Pferd nicht zu schnell ermüdet. Nicht falsch verstehen – auch das kann missbraucht werden – so wie Pferde zu eng ausgebunden werden können, kann man auch Traber zu eng mit dem Scheck einstellen – nur … was hat man davon? Nichts, außer einem kaputten Pferd. Bei so geringen Preisgeldern eher nicht lohnenswert.

Zusätzlich dient der Scheck tatsächlich auch der Sicherheit, etwas was mir auch mein Galoppertrainer immer gesagt hat: Hab das Pferd am Kopf. Bei dem Tempo werden die Zügel nicht einfach weggeschmissen, denn sie geben dem Pferd tatsächlich Halt und wer einmal mit Pferd gestrauchelt ist, gerade bei Renntempo, der weiß, wie fies das ist – und wie glimpflich das dank der Tatsache, dass eine Verbindung da war, noch ausgegangen ist.
Beim Traber hängen nun auch noch Sulky und Fahrer hintendran und wenn das beides stürzt, inklusive Pferd – da sind Massenstürze sehr wahrscheinlich.

Relativiert man das also und guckt sich mal die Traber auf der Rennbahn an, ist man erstaunt – die sehen ziemlich entspannt aus. Sind sie auch, denn sie paddeln halt so vor sich hin, mit Scheck oder ohne und machen ihren Job. Und wie lang trägt so ein Traber seinen Scheck? 10 Minuten?

Beim nächsten Mal, wenn wieder jemand das Bild vom armen Traber in der Gruppe zeigt, fragt mal, ob er euch erklären kann, wie das alles verschnallt ist – und ob er überhaupt sagen kann, dass das Pferd ein armer Traber ist – denn dafür müsste man ja die Konstruktion überhaupt nachvollziehen können.
Oh – und schaut euch mal die Seiten an, die gegen Trabrennen sind – die meinen, ihre Fotos wären keine Momentaufnahmen, wenn sie sich wieder Bilder rausgepickt haben, wo das Pferd mal den Kopf zu hoch nimmt, oder pullt. Wie kommt es, dass wir als Laien ganz andere Fotos in MG geschossen haben (also ich nicht, ich stand daneben und hab gesagt: ich will das auch mal fahren!)?

Foto: Traber in MG von Morwen Fotografie