Diese Frage wird dauernd in Reitgruppen gestellt und eigentlich ist das ja nett. Da kann man ja schon mal mit Blutgrätsche dazwischen und Darth Vader mäßig: “NEEEEEEEEEEINNNNN!” schreien. Besonders, wenn das so Leute sind, die schon mit einer Topfpflanze überfordert zu sein scheinen. Man kennt ja seine Pappenheimer so ein bisschen.
Aber auch sonst ist diese Frage allgegenwärtig und überhaupt nicht von Fremden groß zu beantworten.
Ich frage mich sowieso immer: Warum brauchen die Bestätigung von fremden Leuten? Ich kenne weder das Preisgefälle bei der Person zu Hause, noch weiß ich wo die wohnt, noch weiß ich, was sie da reitet. Sehe also eventuell nur ein paar nackte Zahlen. Die können gut aussehen – oder scheiße. Sagt aber, sofern das Geld reicht, trotzdem null darüber aus, wann man sich sein Pferd kaufen sollte.
Denn Geld ist ja nun mal nicht alles. Wissen finde ich noch viel wichtiger als Geld. So zum Beispiel die Tatsache, erkennen zu können, wann ein Pferd den Tierarzt benötigt. Und zwar ganz ohne Facebook. Lieber sogar einmal zu viel als zu wenig. Das wäre so ein Kriterium, das ich eindeutig zum Pferdekauf dazunehmen würde.
Kann ich es gesund erhalten? Hier ist nicht mal reiten gemeint. Oder nicht nur. Es reicht nicht, nur gut zu reiten, aber es hilft zumindest schon mal ungemein. Kann ich eine gute Fütterung gewährleisten? Suche ich einen guten Stall für mein Pferd aus (gut im Sinne von: Gut für das Pferd, das kann die letzte Bruchbude aus Reitersicht sein, Hauptsache es stimmt fürs Pferd), oder kann ich seine Erziehung und Förderung gewährleisten?
Ja, solche Dinge sollte man sich vor dem Pferdekauf überlegen. Aber natürlich ist Geld auch ein großer Teil. Und was wir da immer für Sachen lesen:
“Ich bin Azubi und verdiene 350 Euro”, aber ich will schon so lange ein Pferd. Meine Mutter würde auch mal einspringen, wenn es eng wird. Da kann ich mir doch wohl ein Pferd leisten, oder? Kann man Pferde eigentlich auf Raten zahlen?”
Da schüttelt der geneigte Reiter den Kopf. Nein, das geht nicht. Von was soll man denn da leben? Und das Pferd? Da kriegste ja nicht mal Hufschmied und Impfen in einem Monat von bezahlt.
Trotzdem finden sich so Klugscheißer, die sagen: “Ja, mach doch, das geht, ich hab das auch gemacht.” Verschweigen uns dann aber, dass das hinten und vorne nicht geklappt hat und sie heute noch ihre Schulden beim Tierarzt abstottern, weil das Pferd nicht mal OP versichert war. Ganz zu schweigen, irgendwie versichert. Wird schon schiefgehen.
Ich meine, wir reden hier von einem Betrag, der sich noch unter Hartz 4 befindet. Da ist es schön, wenn man bei Mutti wohnt, aber kann man der nicht auch was geben? Ist schließlich nicht selbstverständlich, dass da immer noch jemand für einen einkaufen geht und einen gratis wohnen lässt, obwohl man schon 23 ist und seine Ausbildung längst im Sack haben könnte.
Andere übetreiben es maßlos. Sprechen von mindestens 5000 Euro monatlich und 10.000 die man für alle großen Sachen weglegen muss. Kann man natürlich machen, verdient aber sicher nicht jeder Reiter mal eben so.
Geldtechnisch gibt es eine Menge Dinge zu beachten. In München wird man nun mal mehr für einen Pipistall zahlen müssen, als irgendwo in der Heide, wo nur der Axtmörder umgeht und sonst niemand. Entsprechend gibt es einfach teurere und weniger teure Regionen. Und darauf sollte man gucken, wenn man ein Pferd kauft. Vielleicht nimmt man zehn Minuten mehr Anfahrt in Kauf, kann dafür aber mehr Geld sparen. Wieso nicht? Das ist eben ganz individuell.
Aber selbst wenn das Geld stimmt: Dann ist da immer noch die oben erwähnte Wissenfrage. Denn: Wann soll ich mir ein Pferd holen ist eben nicht pauschal zu beantworten. Schließlich kann man ja auch selbst noch ein ziemlicher Anfänger sein, hat aber fähige Reitlehrer bei sich, die die Klippen umschiffen.
Und dann sind da ja noch so Leute, die sind unbelehrbar. Auch die brauchen Barbiepferde … wenn sie mal wieder auf ihrem lahmen Gaul hocken, mit dem unpassendsten Sattel ever und es einfach nicht merken. Wenn solche Leute fragen, ist die Antwort übrigens: “Wenn die Hölle zufriert! Oder der Rundfunkbeitrag abgeschafft wird.”
Foto: Weidezeit – Glubschaugenzeit.