Ich weiß, ich weiß, das sagt man ja eigentlich nicht. Und ich bin mir sicher, ganz viele Leute behaupten auch, dass sie sich das noch NIEMALS nimmernicht gefragt haben. Halte ich für Unsinn. Es kommt der Tag, da fragt man es sich trotzdem, wenn man mal wieder auf Facebook vorgegaukelt bekommt, dass bei anderen alles geil ist und bei einem selbst eben nicht. Oder wenn man die zehnte Tierarztrechnung diesen Monat hat und sich fragt, wie man das bezahlen soll.
Oder einfach nur einen entspannten Ausritt machen wollte – es aber nicht kann, weil das eigene Pferd überhaupt nicht ins Gelände gehen kann (weil doof).
Ja, dann fragt sich ein Reiter schon manchmal: „Warum? Warum konnte ich kein netteres/einfacheres Pferd kaufen?“
Ich weiß, ich weiß, jetzt kommen alle wieder mit „Ja, aber die Herausforderung!“ … manchmal hat man aber keinen Bock gegen Windmühlen zu kämpfen. Manchmal wäre man auch gerne einfach nur ausreiten gegangen. Und dann, ja genau DANN, da fragt man es sich. Musste das wirklich sein?
Das kommt manchmal in kleinen Momenten, wenn alle anderen lustig in den Sonnenuntergang reiten und man selbst mal wieder mit Montagspferd dasteht und nicht mitgehen kann.
Oder in großen Momenten, wo das Pferd mal wieder eiskalt seine Nummer abzieht und man sich denkt: Muss das jetzt sein?
Sagen darf man das aber nicht. Sonst wird man gefragt, wie das nur sein kann und dass man eh am besten kein Pferd haben sollte. Eigentlich traurig. Denn die Jammernasen, die einem dann auf die Pelle rücken, die haben das sicher auch mal gedacht. Außer, sie haben glitzerpupsende Einhörner, die niemals etwas Blödes machen, sich nie verletzen, nie Probleme bereiten und auch sonst wundertollig sind.
Tatsache ist aber: Pferde sind auch nur Menschen, die haben ihre Marotten, ihre Launen und ihre Phasen. Pubertät übrigens auch. Gerade Jungpferdebesitzer haben die Arschkarte, wenn sich der nette Dreijährige in den arschigen Vierjährigen verwandelt. Einfach so, über Nacht. Da wird dann der Anbinder geschrottet und der Putzkoffer gleich mit und am nächsten Tag mag man auch nicht mehr am Putzplatz stehen. Alles nur, weil das Pferd gerade ein paar Flusen zum Anlass genommen hat, völlig auszurasten.
Aber da gibt es ja genug schlaue Leute, die einen noch ein bisschen triezen und fragen: „Warum hast du dir ein Jungpferd gekauft, wenn du damit gar nicht klarkommst? Man, was bist du blöde.“
Jippie, das will man doch hören.
Aber auch Leute, deren Pferd ständig krank ist, bekommen ihr Fett weg: „Ja, dann hol doch mal den Tierarzt?“ – Danke, der war die Woche schon dreimal da, aber gut, dass du es mir noch mal sagst!
Mich nervt mein Pferd auch manchmal. Wenn der trotz ultra flauschiger ergonomischer, scheißenteurer Gurte spontane Flashbacks bekommt und versucht sich hinzuwerfen. Einfach nur, weil das gerade gut in den Kram passt.
Dann gucke ich auch neidisch zu den Leuten, die am Putzplatz stehen, locker flockig beim Satteln noch einen Kaffee trinken und einen Plausch halten, während ich versuche, all meine Sachen mitzunehmen, dann natürlich noch gucken muss, dass der Sattel nicht rutscht, während ich ihn herumführe und außerdem nicht mal weiß, ob ich am Ende als Sieger dastehen werde. Oder ob er sich dann dieses Mal verletzt, wenn er sein Spektakel abzieht.
Die letzteren beiden Punkte sind noch nie passiert, heißt aber nicht, dass das nicht mal kommen kann.
Dann fragt man sich eben schon mal: „Konnte ich nicht ein normales Pferd kaufen? Ein Nettes eben, das sich „normal“ bedienen lässt?“ Ach, was wäre das an manchen Tagen schön.
Zum Glück kommt irgendwann dann auch wieder endlich so ein Tag, wo man die Antwort auf die Frage: „Musste es ausgerechnet DAS Pferd sein?“ – bekommt. Die Antwort lautet: „Ja, natürlich! Immer wieder.“ Zum Glück überwiegen diese Tage. Es gibt keinen Schatten ohne Licht.
Foto: Hallo, ich möchte mit Ihnen gerne über Jesus sprechen. Spenden Sie mir eine Möhre?