… dann hat der Reiter natürlich verschiedene Möglichkeiten. Nicht alle sind wirklich hilfreich und es kommt auch immer aufs Pferd an. Selten wird es deutlicher, als beim Thema Hänger. Der frisst ja Pferde und es stellen sich viele quer …. oder auf die Hinterbeine, wenn sie sich nicht anders zu helfen wissen. Dafür gibt es nun verschiedene Lösungsmöglichkeiten, doch ob die Möglichkeit richtig ist, sieht man ja erst, wenn das Licht angeht – oder irgendwie so was. Wir haben also jemanden da, der uns UNBEDINGT erklären möchte, wie man Pferde in den Hänger führt. Denn das ist ja wichtig für einen Rennstall. Sie hat Ahnung – wir nicht. Wir fahren ja nie Hänger und so. Rennpferde fliegen immer zum nächsten Renntermin. Und wir haben ja alle nicht die richtige Körpersprache für Bodenarbeit. Sagt die Frau.
Da steht also unser Testreiter mit Probepferd. Das Pferd möchte nicht auf den Hänger. Wie wäre es mit Dutzidu? Wird ja schon im Fernsehen propagiert, das kann doch nicht so falsch sein. Im Fernsehen lernt man ja auch sonst wichtige Dinge (Worst enthält Vitamine!) – Es muss stimmen.
Steht da also eine Tüddeltante, beschmust sie das Pferd, gurrt so Sachen wie “Feeeein” und “Braaaaav.” Das hilft jetzt beim handelsüblichen Testpferd scheinbar nicht. Das lässt sich kraulen, freut sich über ein paar Streicheleinheiten zum falschen Zeitpunkt und geht anschließend, wenn das Getüddel durch ist trotzdem nicht auf den Hänger.
Hm … ist wohl falsch. Dann gibt es jetzt dominantes Auftreten und konsequente Ansagen. Leider ist das Testpferd jetzt verwirrt. Eben wurde geknuddelt, jetzt wird rumgepoltert und gefuchtelt. Frauchen macht auch eindeutig komische Gesten, die bestimmt heißen, dass man NICHT in diesen Hänger gehen soll. Einparken auf der Rampe erfolgreich durchgeführt, kein Schritt weiter. Könnte man nicht lieber wieder gekrault werden? Einfach so? War ja vorher auch so nett hier. Da unser Testreiter leider immer noch totaaaal dominant auftritt, geht das Pferd wieder von der Rampe runter. Irgendetwas hat es falsch gemacht, wenn die Frau da vorne so energisch wedelt.
Die Umstehenden sind mittlerweile zahlreicher geworden. Schon allein, weil der Testreiter sich vorher gebrüstet hat, dass er das Pferd auf jeden Fall auf den Hänger bekommt. Unter den Umstehenden sind auch meine Kollegen und ich. Niemand hat Popcorn. Oder Worst mit Vitaminen. Dabei wäre das die richtige Zeit für einen Snack.
Apropros Snack – unser Probepferd wird nun mit einem Leckerlie gelockt. Der Hals wird länger und länger, aber vorhin war es ja böse auf der Rampe zu stehen. Hat die Testfrau ja so signalisiert.
Nachdem das Probepferd satt ist, ist es zwar nicht auf dem Hänger, aber sehr gut verköstigt. Applaus! Das Pferd hat einen vollen Bauch!
Nun werden die Umstehenden einbezogen. Begrenzt doch mal und guckt nicht nur! Es werden Longen geholt und ab jetzt ist Schluss mit lustig. Also für die Testreiterin. Das Probepferd findet die Longen schwer spannend, beschnüffelt sie ausgiebig und lehnt sich, nachdem sie stramm sind, an. Wie schön. Jetzt muss man noch nicht mal mehr selber stehen. Was für ein Service, dieser Hänger.
Also greift das Testreiter-Dingsi zum nächsten Schritt: Ziehen, Zerren und ein bisschen Schreien. Das macht viel Spaß (besonders für die Umstehenden). Dem Pferd jetzt nicht so. Das hält dafür dagegen. Nicht aktiv, aber es wiegt nun einmal fünfhundert Kilo und lässt sich nicht einfach rumschubsen. Wo kommen wir denn dahin, dass dieser Schreihals mich mit in den Hänger nehmen darf? Nönö. Geh da schön alleine rein.
Dafür wird jetzt noch mehr verstärkt: Man hole eine Gerte. Die die Testreiterin nun und schwingt damit umher als wäre sie Indiana Jones. Doof nur, dass das Pferd einfach weicht. Macht man halt so, wenn man damit konfrontiert wird. Also dreht das Probepferd nun nett die Hinterhand umher, bis es eine hübsche Pirouette gibt und das Pferd nun andersherum an der Rampe steht. Huiii! Dafür geht es aber prompt weiter, jemand holt noch eine Peitsche. Zum Wedeln. Daraufhin ist es dem Probepferd zu doof, es dreht sich um, geht vorwärts, bolzt das störende Testsubjekt weg und ist drin. Dann fällt ihm leider ein, dass Hänger blöd ist und es rennt wieder raus. Inklusive Testreiter, der wie ein Fähnchen im Wind dranhängt.
Die Kollegen fluchen auf polnisch (rückwärts rennende Pferde haben ja die Tendenz sich zu verletzen) und übergehen jetzt mal eben unsere Testreiterin, indem sie ihr den Strick aus der Hand nehmen. Und das Pferd mal eben im Hänger parken. Locker flockig, einfach so, ohne irgendein Kommando. So was … Muss an der Körpersprache liegen.
Foto: Geht auch nur mit ausgewählten Leuten auf den Hänger.