… dann kannst du, liebes Reiterlein dir schon denken: Das geht nach hinten los. Irgendwie hat uns jemand, oder eine höhere Macht, dazu verdammt, mit guten Ideen ganz schlechte Dinge auszulösen. Die sind im Worst Case für den Reiter schmerzhaft, oder fürs Pferd. Oder es gibt direkt den Wurst Case. Spricht für sich, ne? Wir Reiter müssen uns immer überlegen – kann das nach hinten losgehen? Der Butterfly Effekt ist in jedem Reitstall PERMANENT überaktiv und absolut übertrieben. Du gibst deinem Pferd nur eine Schippe “falsches” Futter – Kolik, Klinik, Exitus. Im Wurst Case. Vorher hast du dich aber 10 Mal beraten lassen, es war teuer, es war bio – aber dem Pferdemagen trotzdem nicht bekömmlich. Vielleicht nur heute, vielleicht, nur jetzt, vielleicht war diese Schippe verunreinigt.
Wenn du deinem Kind andere Cornflakes kaufst – was passiert im Worst Case? Durchfall. Beim Pferd kann alles passieren. Aber vielleicht solltet ihr ihm auch einfach keine Cornflakes kaufen …
Pferde gehen schneller kaputt. Vor allem, durch dumme Zufälle, oder gut gemeinte Sachen. Kaufste einmal was Schönes, hat das Pferd es nicht nur gleich zerlegt, ne, sich selbst direkt mit. Neues Halfter? Super, dann testen wir doch mal, ob man sich damit an den Zaun hängen kann. Geht wunderbar. Dein altes wäre gerissen, aber du musstest ja unbedingt ein neues kaufen. Weils hübsch aussieht und du nicht wolltest, dass dein Pferd immer nach verwahrlostem Zirkuspony aussieht. Dafür hat es jetzt drei Platzwunden und ein Loch im Kopf. Und kein Halfter mehr.
Es ist also immer ein starkes Abwägen (Brauche ich das, kann mein Pferd das irgendwie negativ beeinflussen? Kann es sich damit verletzen?) vs. es ist jetzt aber nötig. Kannst ja nicht weiter mit dem angekatschten Gebiss reiten, ist ja unangenehm. Mit Gebissen kann man zum Beispiel viel weniger falsch machen als mit Futter. Denkt man. Am Ende, schafft es das Pferd aber, sich aufgrund des neuen Gebisses (das es vielleicht nicht mag oder nicht kennt), halb die Zunge abzubeißen, oder sonst was damit zu veranstalten. Oder das nagelneue Probegebiss komplett zu verknautschen. Yeah! Da freut man sich als Reiter doch immer.
Wenn wir etwas “gut” meinen, dann wird es grundsätzlich richtig schlecht. So schlecht, dass man nen Tierarzt, nen Therapeuten, oder ne Muttertromme dazuholen muss. Eigentlich ist so ein Pferd wie ein Computer – never change a running system, frag nicht, warum es funktioniert, Hauptsache es tut’s. Ändert man eine Komponente geht der PC nicht mit an und das Pferd mit einem plötzlich nicht mehr allein ins Gelände. Ja, Pferde sind manchmal doof und anstrengend. Den Computer kann man in die Ecke stellen, wenn er nicht mehr geht und mit dem Hintern nicht mehr angucken, das Pferd beißt einem mit Anlauf in den besagten Hintern, oder wird sich anders bemerkbar machen. GIB ESSEN! GIB LIEBE! GIB … KEINE GUTEN IDEEN MEHR!
Letztens klagte mir eine Bekannte ihr Leid. Die Pferde sollten einen größeren Unterstand kriegen, weil sie sich sonst alle so quetschen müssen. Oder zanken könnten, wenn nicht genug Platz ist. Allerdings standen sie so schon fünf Jahre zufrieden auf ihrer Koppel. Als das neue Teil stand, demolierte der Isländer die Hälfte davon, das Shetty musste mit drei Stichen genäht werden und der Hannoveraner hat vor lauter Schreck erst mal Durchfall bekommen. Nächstes Mal kriegen sie einen Pappkarton. Damit können sie sich nicht verletzen.
Foto: Kann das auch ganz toll. Ich zieh dem NIE wieder eine Decke an.