… lernt man eine Menge komischer Dinge. Zunächst einmal, kann natürlich jeder Reiter einen anderen Reiter ganz schnell im Bus oder in der Stadt identifizieren, wenn er nur ein paar Gesprächsfetzen mitbekommen. Da reicht manchmal ein: „Hans darf gerade nur noch geführt werden.“ Da wissen wir schon, der Hans hat was. Hat vier Beine und wiehert.

Manchmal belauscht man Reiter dann auch unfreiwillig. Im Bus zum Beispiel. Da stehen drei Mädels, zwischen vierzehn und fünfzehn. Und ein von ihnen wiederholt ständig: „Ja, also MEIN Pferd …“ Daraus können wir auch schon eine Menge schließen. Das ist garantiert nicht ihr Pferd, aber sie hat zum ersten Mal eine Reitbeteiligung und fühlt sich Bombe. Haben wir wahrscheinlich auch alle gemacht.

Im Reitgeschäft wird es dann zum Fremdschämen. Da weiß man ja, dass man dort auf Pferdemenschen trifft.
„Haben die hier nichts von Eskadron?“, fragt angewidert die Blondine ihre Freundin.
„Von was?“
Aha, Nichtreiter. Eindeutig identifiziert.

Aber auch solche Dialoge: „Ich kaufe jetzt ein Westerngebiss.“ Zielsicher stiefelt die Dame, die das gesagt hat, zu einem Kandarenzaum. Nicht Western. Ein bisschen unsicher ist sie aber schon, nimmt lieber mal das mechanische Hackamore. Ja, dann bin ich mal gespannt, was auf deiner Quittung steht …

Daneben stehen zwei in der Futterabteilung. Die eine greift zu Leckerlies. Bin mir nicht sicher, ob die Reiterin, oder nur sehr vegan-anstrengend ist. „Sind die denn auch lactosefrei? Das kann so ein Pferd ja gar nicht verwerten. Hast du mal auf die Inhaltsstoffe der Leckerlies geguckt?“
Die andere guckt ein bisschen entsetzt.

An der Kasse das nächste Unglück:
„Kannst du mir doch lieber schnell die Arschhaar-Braune Schibbi-Schabbi holen, Mama?“
Mama ist eindeutig Nichtreiter und steht völlig verzweifelt vor den Regalen mit den Schibbi-Schabbis. Welches soll jetzt Arschhaar-Braun sein? Da gibt es fünf Mal braun!

Auf dem Parkplatz davor schnalzt schon eine Dame ihr Auto an, das will nicht anspringen. Die verräterische Trense baumelt auch am Rückspiegel. Ihr Freund steht daneben und schüttelt voller Bedauern den Kopf. Was er jetzt bedauert, weiß man nicht. Dass er eine verrückte Reitersfrau zur Freundin hat?

Besser man selbst verschwindet. Aber das muss man ja mit der Bahn machen. Da steigen auch Reiter ein, die man anhand weniger Worte erkennt. „Tja, wenn man einen Selbstläufer hat, wird man immer erster.“ Kein Problem, die zu identifizieren.
Man möchte allerdings weg von ihnen, weil die Tussi-Gang vollauf damit beschäftigt ist, die Dame mit dem Selbstläuferpferd zu verunglimpfen.
Also stellt man sich neben eine ältere Dame, die zwar ein bisschen wuschelig aussieht, aber leise in ihrem Buch liest. Ergo: Es ist leise.
Aber nur bis ihr Handy klingelt:
„Ja, Frau Müller, ich habe mich gestern noch einmal hingesetzt und mit ihm kommuniziert. Er mag wirklich kein Stroh, sie sollten dringend über eine strohlose Variante nachdenken. Ja, ich frage ihn gerne noch mal. Ich habe eine sehr gute Verbindung zu Paulchen. Er hat mir auch mitgeteilt, dass er seinen Weidenachbarn nicht mag. Vielleicht denken Sie mal generell über einen neuen Stall nach.“

Vielleicht ist es in manchen Momenten einfach angebracht, die Notbremse zu ziehen und aus dem Zug zu springen. Einfach nur, damit man keinen Pferdemenschen mehr hören muss …

Foto: Flugschwein auf Abwegen.