… dann sollte man das auf jeden Fall anonym machen, denn wie wir wissen, schrecken Mädels in Pferdegruppen vor gar nichts zurück, um irgendwelche Verkäufer zu verschmähen, weil er sein Pferd nicht das ganze Leben behalten möchte. Da wird dann auch gerne mal zum Telefonterror gegriffen, wenn der Besitzer so verrückt war, seine Telefonnummer in die Anzeige zu posten. Aber auch Drohmails, oder Buschfunk – irgendwie schaffen die Görls es immer, die Verkäufer so richtig zu nerven.
Schauen wir uns das mal an: Ich habe auch eine Abneigung dagegen, wenn Leute unreitbare Pferde verkaufen (gerne selbst kaputt geritten), im gleichen Atemzug aber gegen etwas Gesundes und Reitbares tauschen wollen, oder es hintenrum kaufen. Das ist schäbig. Legitim sind aber so ziemlich alle anderen Gründe – Geldnot, Schwangerschaft, mit anschließender Geburt (jaja, angeblich hat man danach ja immer so viel Zeit … aber ich glaube, ich brauch keiner Mutter erzählen, wie das wirklich ist – und wenn es dann noch knüppeldick kommt und das Kind evtl. eine Behinderung hat, dann steht das Pferd eben ganz hinten an), oder aber auch die schlichte Tatsache, dass es nicht passt.
Warum zwingen einen die Mitreiter dazu, mit einem nicht zu mir passendem Pferd herumzurennen, weil man nicht einfach „Lebewesen“ verkauft? Erstens hat man es ja selbst auch gekauft und zweitens denke ich mir, dass nicht mal Ehen für die Ewigkeit halten – weil sich andere Wünsche herauskristallisieren, andere Bedürfnisse, der Partner verändert sich, man verändert sich selbst und dann passt es halt nicht. Warum darf das bei einem Pferd nicht so sein? Würde ja auch keiner sagen: Hey, du MUSST zwingend mit einem Mann verheiratet bleiben, der mit dir nicht glücklich ist und mit dem du auch nicht glücklich bist?
Klar, das Pferd hat sich den Kauf nicht ausgesucht – aber man selbst kann doch auch erkennen (und es ist ein großer Schritt, sich das einzugestehen), für sich und das Pferd zu bestimmen, dass man am besten jetzt getrennte Wege geht.
Früher, als Pferdemädel, hab ich immer zu meinen Eltern gesagt: Hauptsache ein Pferd. Heute weiß ich, dass einfach nur irgendein Pferd nicht glücklich macht. Und ich mache auch nicht einfach automatisch irgendein Pferd glücklich, nur weil das jetzt bei mir ist. Vielleicht mag es gar keine Frauen. Vielleicht hasst es das, was ich mit ihm mache und möchte ganz andere Dinge tun. Es könnte aufblühen und richtig toll werden – nur eben nicht bei mir.
Dann ist es doch absolut legitim zu sagen – ich verkaufe. Aber im Internet darf man das nicht sagen. Ich habe schon gesehen, wie eine Frau beschimpft wurde, die zwei Pferde verkauft hat, weil ihr Ehemann Krebs hatte und nun pflegebedürftig war. Wissen diese Klugscheißer überhaupt, was das heißt? Wie viel Zeit das in Anspruch nimmt? Wie viel Geld man benötigt, um das alles zu wuppen? Da muss man sich doch an den Kopf fassen!
Und kein Einzelfall – Leute, die schreiben: „Es passt einfach nicht“ – die sind am Schlimmsten dran. Denn die haben ja auch nix versucht, ganz sicher. Keiner kennt sie, aber alle wissen plötzlich, wie der Besitzer dann mit dem Pferd glücklich werden kann. Alle haben eine Pauschallösung. Für die böse Abschieberin. Postet dieselbe Abschieberin dann was darüber, dass sie sich mit ihrem Mann nicht mehr versteht, dann brüllen die Pferdegörls aber alle gleich: „Verlasst ihn“.
Doppelmoral Ahoi!
Foto: Gleich geht’s los. Musste nur absteigen und gucken, ob der Igel der uns angefaucht hat, okay war.