Und irgendwann sagt der Reitlehrer so was Profanes wie: “Und jetzt mal sitzen bleiben.” Als Anfänger finden wir das irgendwann dann okay, wenn wir uns an das Geschaukel gewöhnt haben, an die Bewegung des Pferdes und vor allem unsere Balance gefunden haben. Doch dabei bleibt es nicht. Einfach nur sitzen bleiben ist nämlich nicht aussitzen, sondern herum rumpeln. Das lernen wir vor allem dann, wenn wir ein uns fremdes Pferd reiten und uns noch mal so richtig wie ein Anfänger fühlen. Obwohl wir schon 20 Jahre reiten.
Denn plötzlich will der Reitlehrer komische Sachen von einem:
“Du musst mitschwingen. Du sitzt da drauf wie ein Schluck Wasser.”
-Aber dann schwinge ich doch mit. Nur eben sehr labbelig. Wo ist das Problem?
“Körperspannung!”, kreischt der Reitlehrer.
-Okay. Aber jetzt rumpelt das so blöd.
“Ne, locker! Mitschwingen!”
-Hatten wir doch schon. Das war nicht richtig. Was denn nu?
“Mitschwingen und gleichzeitig die eigene Körperspannung halten.”
-Achso … sag das doch!
“Halt mal an und schlag die Bügel über. Du stellst dich da rein und mogelst.”
-Bye, bye Bügel. Wir sehen uns dann vielleicht nächsten Sommer wieder.
“Jetzt sitzt du total nach links. Aufrichten. Ne, nicht wie Stock im Hintern! Locker mitschwingen!”
-Aber ich reite doch Zirkel.
“Jetzt mogelst du!”
-Wieso?
“Dein Pferd sollte schon Arbeitstempo traben, nicht Schluff. So kann ja sogar meine Omma die aussitzen.”
-Verdammt … erwischt.
“So kann die auch nicht mitschwingen. Du schwingst ja selber nicht.”
-Doch, doch. Meine Faust gleich gegen deinen Kopf!
“Und jetzt mal ein bisschen mehr Tempo. Tritte verlängern!”
-Pfff … Hab Seitenstechen.
“Das war nicht Tritte verlängern, das war: Hände hoch, hier spricht die Polizei. Warum sind die Hände oben?”
-Weiß ich doch nicht.
“Da, jetzt schwingt die auch mit. So musst du aussitzen. Bis auf den Wackeldackelkopf.”
-Aber sich soll doch mitschwingen.
“Der Kopf! Der hängt doch nicht lose raus. Spannung!”
-Jaja, ist ja schon gut.
“Und ein bisschen Knieschluss wäre auch schon. Du rutschst von rechts nach links.”
-Ach, da war noch was.
“Das ist bisschen viel Knieschluss, die Stute fällt gleich mit rotem Kopf um, weil sie nicht mehr atmen kann.”
-Wenn ich jetzt die Knie aufmache, falle ich runter.
“Und was ist das eigentlich für ein Buckel. Bist du eine Hutzelhexe?”
-Nein. Nur außer Atem.
“Jetzt mach doch mal. Das ist doch wohl nicht so schwer.”
-DOCHISSES!
Und am Ende sitzt man dann endlich aus. Anständig. Auch ohne Bügel. Also natürlich nur, wenn man dann bei seinem Pferd oder seiner Reitbeteiligung bleibt. Denn noch viel fieser wird es, wenn wir dann ein fremdes Pferd aussitzen wollen. Habe schon Leute ohne Bügel im Trab vom Pferd fallen sehen, die von Pony auf Großpferd mit viel Schwung umgestiegen sind. Oder andersherum, wenn das Trippelpony die Nähmaschine anwirft.
Ja, Aussitzen will wirklich gelernt sein. Man lernt da auch auf ganz interessante Weise, wo die eigenen Fehler liegen. Zum Beispiel anhand der schmerzenden Stellen, die man anschließend so hat. Oder sogar blaue Flecken. Denn Sättel können ganz schön böse sein. Vor allem, wenn sie neu sind. Aber nicht nur. Schon mal die Knie an den Pauschen aufgerieben? Oder blaue Flecken an den Innenseiten der Oberschenkel gehabt? Neben einer netten Schürfwunde an der Hand, weil die ständig gegen die Bügel geschrabbelt ist? Außerdem tut der Hintern so weh, dass man sich kaum noch hinsetzen kann? Aha, ihr hattet guten Unterricht und niemanden, der euch beim ‘auf dem Arsch sitzen und das Reiten nennen’ zuguckt.
Also, liebe Männer, macht euch keine Sorgen, wenn eure Frau manchmal etwas malträtiert nach Hause kommt. Sie hatte nur Sitzschulung. Und liebe Frauen, euer Mann ist kein Opfer irgendwelchen Missbrauchs geworden und er hat auch keine andere. Er wollte nur korrekt reiten.
Foto: Der kleine Scherzkeks hat sich doch erst Mal bei dem schönen Wetter ein Eisen weggeflischt.