Kennt ihr die auch? Die, die mit der hoch erhobenen Nase auf euch herabschauen, weil ihr noch nicht dies oder jenes mit eurem Pferd könnt? Oder ihr selbst könnt was nicht?
Ja, da reiten sie dann mit hoch erhobener Nase durch die Halle. Während sie sich die Eierchen kraulen, selbst wenn sie gar keine haben.
Ich weiß zum Beispiel gar nicht, wer alles was kann. Und die, die was können, kannte ich auch immer. Die sind nämlich die, die nicht auffallen. Denn meistens glänzen ja die, die am wenigsten können mit ganz besonders losem Mundwerk.
Auftritt Teeny mit Selbstläuferpferd in der Springstunde. Ich mit Todesstern hintendrein. Immer ein Grund zum Getuschel – die hat ja nicht mal eine Abstammung. Und auch sonst ist die scheiße, sieht man ja meistens.
Eigentlich ist es unter ihrer Würde mit mir und dieser Ausgeburt der Hölle in einer Halle zu sein. Sie quatscht nämlich schon beim Warmreiten herum: Sie hat ’ne M genannt.
Frage mich, was sie dann mit uns restlichen Arschkrampen in der Springstunde macht, denn die Fortgeschrittenenspringstunde ist erst am Mittwoch. Aber nö, sie ist hier. Wahrscheinlich möchte sie uns allen zeigen, wie es geht.
Meine Reitlehrerin, zu dem Zeitpunkt noch leidlich gelaunt, kommt um die Ecke, die baut heute niedrig. Wir haben eine blutige Anfängerin dabei, die ein bisschen Angst hat. Macht ja nix, der Todesstern ist zu dem Zeitpunkt auch noch nicht sonderlich springsicher (mehr kegelsicher … alle Neune im Reitabzeichenparcours kann die), so what? Da springen wir halt heute nur Hütchen.
Unserem Teeny passt das nicht. Und der Mama vom Teeny auch nicht. „Die Schakkeline-Schantalle muss aber nachher mal nen höheren Parcours springen. Die hat M genannt!“ Das unterstreicht sie, indem sie uns das McDonalds M in die Luft malt.
Meine Reitlehrerin ist total begeistert von der Idee. Kann ich ihr an der Nasenspitze ansehen.
Wir hüppeln also in der Abteilung mal ein paar Trabstangen, ein paar Kreuze – Warmpspringen ist ja bekanntlich gesund.
Offenbar hat das Selbstläuferpferd eine Warmspringallergie. Oder seine Reiterin, die sind die ganze Zeit bockig.
Mehr als Kreuze und mal einen kniehohen Sprung machen wir nicht. Erst einmal. Schließlich sollen ja die Anfänger auch was lernen und ein Gefühl bekommen. Erst zum Schluss gibt es ein paar zusammenhängende Sprünge, die das Selbstläuferpferd alle reißt.
Meine Reitlehrerin fragt: „Wann hat die Schakkeline-Schantalle noch gleich die M genannt?“
„Aufm Hofturnier!“
„Ahja … Das ist ja zum Glück erst in vier Wochen.“
Muttern sieht das als Beleidigung und dampft ab. Während die Haflinger-Springanfängerin und ich ein Lob und einen Keks bekommen und die Empfehlung, ob wir nicht mal den Springreiterwettbewerb mitmachen möchten. Auch auf dem Hofturnier.
Schakkeline-Schantalle verzieht sich. Trockenreiten ist wohl wie Warmspringen. Böse!
„Hat die überhaupt die passende LK?“, fragt mich das Mädel auf dem Haflinger.
„Glaub nicht.“
Das hat Madame aber gehört: „Hallo? Ich reite halt nicht so Anfängerscheiße wie ihr!“
Komisch. Wieso ist’n die dann mit uns auf dem Abreiteplatz bei diesem ominösen Hallenhalma? Will die etwa jetzt schon für die M abreiten? Ach, nein! Sie möchte falsch herum den ersten Sprung anreiten, drei Stangen reißen und am Ende auch noch vor dem Richtertisch unfreiwillig absteigen. Na, das hätte ich auch gekonnt!
Foto: An manchen Tagen froh, dass wir so einsam wohnen.