Manchmal denken Reiter nicht weiter als bis zum nächsten Feldweg. Der liegt kaum zwei Meter von ihnen entfernt, wenn man sich mal anguckt, welch Unwissen sie zur Schau tragen, wenn es um ein paar wichtige Dinge in der Reiterei geht. Denn mindestens die Hälfte von ihnen erkennt nicht, wann ein Pferd korrekt geritten wird und wann nicht.
Was? Ernsthaft? Wie kannst du so etwas sagen? Ich kann. Ich bin das Arschlochpferd. Und ich sehe und lese (leider) viel, wenn der Tag lang wird.
1) Ein Pferd, das den Kopf runter nimmt, läuft nicht automatisch durchs Genick.
– Ich weiß gar nicht, wie oft die Leute das noch behaupten wollen. Hauptsache sie haben die Birne runtergespielt und dann muss das auch reichen. Ob zu eng oder zu tief, völlig egal, Hauptsache unten.
2) Aktiver mit der Hinterhand zu werden, heißt nicht, dass das Pferd schneller laufen muss.
-Wenn ich sehe, wie wenig die Leute davon wissen, welches Trabtempo ihr Pferd eigentlich hat, muss ich brechen. Meine Reitlehrerin hat mir immer eingetrichtert: Fleißig, nicht eilig. Mein Pferd hat wenig Trab. Da muss ich was draus machen. Es wird ja nicht mehr Trab, nur weil ich schneller reite …
3) Nur weil es schwer zu sitzen ist, geht das Pferd nicht über den Rücken.
– Ansonsten würde Wackelpudding auch toll über den Rücken gehen. Nur weil es rumpelt wie auf dem japanischen Festland während eines Erdbebens, ist das Pferd ganz sicher nicht super geritten.
4) Viel galoppieren hilft total dagegen, dass das Pferd nur auf der Vorhand rumlatscht.
– Muss an dem Tempo = ganzer Körper – Glauben liegen. Wer kennt es nicht, Galopper zum Beispiel, die laufen ja nimmernicht auf der Vorhand, denn die galoppieren ja ganz viel. Oh, Moment, das eine hat mit dem anderen gar nichts zu tun!
5) Mit Volten kann man alles Bremsen und bringt automatisch Ruhe rein.
-Bis dann das Pferd kommt, das Volten als Herausforderung sieht und sich denkt: Fuck you, das kann ich schneller. Da hört es dann auf.
6) Wenn man die Zügel länger hält, dann hat der Reiter auch keine harte Hand.
– Dass so ein springender Zügel echt unruhig ist und dem Pferd jedes Mal eine ins Maul verbretzelt, ist ja eindeutig sehr sanft und das absolute Gegenteil der harten Hand.
7) Pferde die schwitzen, sind überanstrengt!
– Ja, besser mal aufhören, wenn das Pferd schwitzt. Wir dürfen ja auch alle aufhören zu arbeiten, wenn wir schwitzen. Vor allem im Hochsommer. Diese armen, geschundenen Tiere sind völlig überfordert mit sich und der Welt und müssen sofort zurück in die kühle Box gepackt werden.
8) Wenn der Reiter sich nach hinten lehnt, kann er alles sitzen.
– Kurioserweise machen uns das sogar einige Profi Reiter vor. Die spielen Sonnenliege mit Pferd, leider fehlt meist das Schirmchen und der Cocktail. Wer hat das eigentlich eingeführt, dass man damit alles sitzen kann? Auch diese besonders schwungvollen Pferde, die oben schon erwähnt wurden.
Foto: Ist nicht schwungvoll. Und nicht schön zu sitzen, nichtmal im Liegesitz.