Sie kommen ja aus allen Löchern, die mit den „tollen“ Fotos. Da hat also die Freundin die teure Kamera von Papi genommen und dann sieht das auch alles ein bisschen schärfer und damit automatisch professionell aus, wenn das dicke Kind im Stoppelfeld auf dem dicken Pony herumhopst. Es ist eine Spiegelreflex, das heißt automatisch: Gib mir 50 Euro, ich bin Profi!
Noch ein „Wasserzeichen“ draufklatschen und ab geht’s. Pferdefotografie ist was für jedermann!
Das ist die eine Sorte von Profis. Geld wird natürlich schwarz genommen, denn Gewerbe hat man nicht angemeldet, ist ja auch so teuer, man muss ja noch was an die Kammer zahlen und so. Da hat man keinen Bock drauf, denn da geht ja der super Gewinn flöten. Also warum anmelden? Schwarz ist viel besser. Noch eine fesche Facebook Fanpage und gut. Wenn man dann noch einen „Promi“ hat, für den man fotografieren darf – umso besser.
Und was das nicht für tolle Fotos sind! Irgendwo abgeschnitten, vollkommen überbelichtet (denn Photoshop war zu teuer, aber irgendein gratis Programm macht voll dolle Lichteffekte und Stempel). Unvorteilhafte Phasen in der Bewegung von Pferd und Reiter – scheiß drauf. Wenn genug Filter drüber gejagt werden, muss das irgendwann gut aussehen. So will es das Fotografengesetz.
Wagt sich ein kecker Fotograf vor und präsentiert dann ein anständiges Bild oder krittelt am Bild der „Profifotografin“ herum, dann gnade ihm aber Gott. Hallo! Sie hat eine Spiegelreflex! Das ist ja wohl eindeutig ein Zeichen von Professionalität und Ahnung hat man auch keine.
In solchen Threads findet sich aber auch noch eine ganz andere Gruppe – die, die meint, ein paar Instagram Filter würden für eine schöne Fotografie schon reichen. Es sind Filter! Ist doch super! #Nofilter und so. Da braucht man auch kein teures Fotobearbeitungsprogramm, das Handy reicht – auch als Kamera. Mit einem grinsenden: „Ach, das kann ich auch für unter 50 Euro haben“ – schmeißen sie uns dann mit gelbstichigen Bildern zu, die uns beweisen sollen, Fotografie kann man auch in billig machen.
Auch auf Facebookseiten können wir gerne beobachten, wie solche Sachen dann aussehen – vor allem im Bannerbild, wenn es da so pixelig vor sich hinmatscht, aber es war umsonst und ist sowieso voll toll, wie ein paar jubelnd klatschende Instagramm Weiber uns mitteilen. Wer braucht da schon die scheißenteure Kamera?
Auch schön: So fast schwarze Bilder – nicht zu verwechseln mit dem schwarzen Hintergrund (den uns auch wieder clevere Mädels für lau dahinmachen können … dass das Pferd voll eckig ausgeschnitten ist, ist nebensächlich), sondern Bilder im Dunkeln mit Blitz. Voll schön und so! Beliebt in der Halle, die Augen des Pferde leuchten, als wäre es gerade spontan aus einem Stephen King Film entkommen (der mit den Kindern) und jau … bitte, da haben wir doch das allerschönste Profilfoto.
Dann wird natürlich noch über richtige Fotografen geschimpft, weil das unverschämt teuer ist. Ähnlich wie bei den Malern. Anfahrt? Was? Draufgeschissen. Können die ja wohl umsonst kommen. Genau wie Tierärzte und Sattler und überhaupt, Benzin ist ja kostenlos erhältlich.
Eigene Ideen haben diese Fotografen auch nicht, die machen dann das, was der Kunde will, egal wie gut oder schlecht das aussieht. Ich sage jedes Mal: Mach was du meinst, ich hab doch eh keine Ahnung, was da nachher gut aussieht. Klappt immer … Und wenn ich die Buchfotos mit dem, was ich so auf FB sehe, vergleiche, weiß ich auch, dass meine Fotografin richtig liegt.
Foto: Nicht von meiner Fotografin … Sieht man doch gar nicht. Ist ja wohl voll dasselbe.