Manchmal komme ich nicht drumherum mir Pferdeseiten anzusehen (zum Beispiel wenn sie Texte von mir klauen). Also Seiten, die irgendeinem speziellen Pferd gewidmet sind, das kein Superstar ist, sondern einfach jemandem gehört, der darüber schreibt.
Dabei muss ich aber feststellen – ich eigne mich dafür nicht. Weder als Schreiberling noch als Leser. Nach dem zweiten Absatz bin ich als Leser bereits eingeschlafen:
„Heute hatte mein Pferd frei und war auf der Weide.“ Foto!
Nächster Tag:
„Heute hatte mein Pferd frei und war auf der Weide.“ Foto!
Chrrrr …. hoppla … fast eingeschlafen. Das ist ja super … unspektakulär.
Bei mir würde sich das wiederum nicht anders aussehen, wenn ich mir nicht was Abenteuerliches ausdenke.
Und dann immer diese austauschbaren Fotos. Photoshop bis zum umfallen (denn die gemeine Seitenbetreiberin einer solchen Seite hat natürlich nie Pickel oder irgendwelche Fältchen), Mädel mit Pferd. Eher nicht so anspruchsvoll im Foto, beide grinsen in die Kamera. Wow. Das sagt … was aus? Wenn kein Photoshop dann Selfies. Hätten sie jetzt noch Glitzerstifte und Sticker, würden sie die aufkleben, aber die gibt’s ja heutzutage virtuell und die Fotos sehen damit auch gleich mehr … nun ja … wie aus einer 90er Werbung mit grässlichem Techno Beat, geflochtenen Zöpfen und Vanilla Kiss aus.
Wenn ich bloggen würde, sähe das ungefähr so aus:
„Heute kam ich mal wieder spät von der Arbeit, es war zappenduster, arschkalt und es hat geregnet. Also stand mein Pferd auf der Weide und sonst nichts. Noch jemand wach? Also ich nicht.“
Wer liest denn so was? Ernsthaft? Irgendwer findet sich nämlich immer, der beklatscht auch die zehnte langweilige Beschreibung, die besagt, dass man gar nichts gemacht hat.
Oder immer dasselbe:
„Heute bin ich Mausipups geritten. Das war schön.“
„Heute bin ich Mausipups auch geritten, aber mit meiner neuen Schibbi-Schabbi. Das war schön.“
Jetzt mal abgesehen davon, dass die Themen auch so wahnsinnig uninteressant sind, so bewegt sich das ganze auch auf einem Niveau, dass ein Kind aus den Schulferien an seine Eltern schreiben muss.
„Hallo. Heute waren wir reiten. Das war schön. Danach habe ich das Pferd gestreichelt. Das war auch schön. Mir geht es gut. Tschööö.“
Guckt man dann mal, wer Seitenbetreiber ist, sind das aber alles erwachsene Frauen und nicht Kinder, die über ihre Lieblingsschulpferde bloggen (was ich dann tatsächlich noch putzig finden würde).
Und wie immer alle sich freuen, dass Seitenbetreiberin und Seitenobjekt so ein tolles Team sind. Na, logisch sind die das. Auf Fotos. Ehrliche Seitenbetreiber habens schwer, die mal zugeben, dass etwas nicht klappt. Obwohl doch das gerade die interessanteren Posts wären – Lösungsansätze, Problemdiskussionen. Stattdessen kommen da aber die Trolle aus den Löchern und nerven die Betreiber noch an. Ja, das Volk will Glitzerbarbies mit Selfies und Pferden, die außer Steigen und Halsringreiten nichts können.
Ich selbst könnte nicht regelmäßig bloggen. Viel zu unsepktakulär, da ich an Wochenenden nicht auf Turnieren rumlungere, nicht ständig eine Fotografin Beifuß habe und keine Schibbi-Schabbi Kollektion habe.
Was soll ich euch da zeigen? Fotoreihe: Ich, wie es regnet. Ich, wie ich meine Box ausmiste, so wie jeden Tag. Ich, wie ich nichts tue, weil mein Pferd klatschnass auf der Weide steht und sich freut. Ich, wie ich alleine ausreite. Oder auf dem Platz arbeite. Oder schon wieder gar nichts tue … Nä, da schnacke ich lieber über Reiten im Allgemeinen. Das ist spannender für alle Beteiligten.
Foto: Sommer mit Staubplatz.