Ich bin immer wieder schockiert, wie manche Leute mit ihren alten Pferden umgehen und dafür fallen mir weder ironische, noch lustige Worte ein, um diese Tatsache erträglicher zu machen. Alte Pferde sind nämlich nur so lange Seelenpferde, wie sie den Reiter noch zum gewünschten Ziel tragen (das darf dann aber gerne vielfältig sein, ein Ausritt, ein Turnier, usw.).
Danach sind sie plötzlich als bedingt reitbarer Beisteller abzugeben, denn Mutti hat sich ein neues Seelenpferd gekauft und das kann man voll reiten.
Gerne sehen wir auch die Anzeigen, wo schweren Herzens dann das Pferd abgegeben wird, weil keine Zeit und die Lebensumstände sich geändert haben. Natürlich hat das GAR nichts damit zu tun, dass das Pferd alt und unreitbar ist, nein, das hat private und berufliche Gründe. Das alte Pferd wird übrigens gerne gegen was Gesundes, Dreijähriges getauscht.
Alternativ wird der alte Gaul auf der Weide zwischengeparkt, oder in der Box, nicht mehr angesehen, aber auch nicht mehr gefördert oder betreut. Egal was seine Diagnose ist, egal ob es heißt, dass der auf jeden Fall gearbeitet werden muss wegen Husten, Knochen, Muskeln, was auch immer … Das sind dann die, die das Geld haben, aber kein Interesse. Betüddeln entweder ihr neues Pferd oder überweisen nur noch die Stallmiete. Aber wir sehen sie dramatisch heulend, sobald der alte Gaul dann doch das Zeitliche segnet. Kein Witz, irgendwann lief mir eine flennende Frau im alten Stall über den Weg und ich dachte mir – warum ist ihr eine heulende Fremde? Sprach sie an – ja, mein Pferd ist doch gestorben. Überlegt … wer ist denn gestorben … gehört der nicht der Sonja? Nein, Sonja war nur die Tüddelbeteiligung, die jeden Tag mit dem Opi Gassi gegangen ist. Die echte Besitzerin hatte ich bis dato nie gesehen. Wohnte übrigens drei Straßen weiter. Da versteh ich natürlich, wenn man die letzten fünf Jahre gar keine Zeit hat in den Stall zu kommen …
Ich habe mich als Kind eigentlich NUR mit solchen alten Pferden beschäftigt. Wo Besitzer keine Lust mehr hatten, mit ihren alten aber top gesunden Pferden was zu machen, nur weil die jetzt kein M Springen mehr gehen können. Oder weil man aufgrund der Arthrose halt jetzt sehr lange Schritt gehen muss, an manchen Tagen einfach gar nicht reiten kann, weil das nicht klappt. Was anderes bekam ich halt damals nicht ohne zusätzliches Geld zu bezahlen (was ich nicht hatte). Also habe ich Pferdesenioren bespaßt. Und das war toll!
Und wir reden hier nicht, von total unheilbar kranken Pferden, die im Monat eine Betreuung von 3000 Euro brauchen – da steh ich ganz auf Seiten der Besitzer, die dann sagen – das geht nicht mehr. Solange es geht, aber nicht darüber hinaus. Finanziell ruinieren muss man sich halt auch nicht.
Aber die wenigsten Pferde sind im Alter so unhaltbar teuer, dass man sie sich nicht mehr leisten kann. Wenn man sich mal reinzieht, was man im Monat für ein „gesundes“ reitbares Pferd bezahlt, wenn man alle Ausgaben mitberechnet, ist der Unterschied nämlich gar nicht so groß.
Natürlich kann man die sich weniger leisten, wenn man gerade sein zweites Pferd gekauft und ausstaffiert hat. So was …
Auch faszinierend sind ja die, die ihr Pferd auf irgendeinen Gnadenhof stellen – ist ja so fein fürs Gewissen. Fragen ein halbes Jahr nicht nach und wundern sich dann, dass der dubiose Gnadenhof behauptet, er habe das Pferd nicht mehr. Mit fünf Minuten Google hätte man gewusst, dass es sich um einen zwielichtigen Händler handelt.
Dann geht das Geschrei auch gleich los, in diversen Facebook Gruppen, wo man dann händeringend sein Seelenpferd sucht. Um es dann … ja, was? Man wollte es doch eh nicht mehr? Die letzten 6 Monate war es ja auch völlig egal, wo das Pferd war?
Nein, sie beteuern natürlich, was das für ein dummer Fehler war, sie wollen das Pferd NIE wieder hergeben. Zwinker, zwinker – bis sie es wiederhaben und wieder irgendeinem Dummen als reitbaren Beisteller andrehen können. Muss man doch nur ein bisschen pimpen.
Unseren Stall kann man jedenfalls schon als Seniorenstift sehen. Und wenn ich mir die Haltbarkeit unserer Pferde ansehe, kann ich wohl frühestens mit 50 anfangen, mich nach einem neuen Pferd umzugucken. Und wisst ihr was? Das finde ich toll.
Foto: Ist der Jüngste am Stall mit seinen 13 Jahren. Das geht aber auch bis 34 hoch. Und ne, das Pony ist es nicht!