Pferde lieben das Lava-Spiel, was wir schon als Kinder gespielt haben, um auf Mutterns guten Möbeln herumzuturnen. Pferde turnen mehr auf unseren Nerven herum, mit möglichst viel Mühe und Geschick, denn man muss einfach darauf aufmerksam machen, dass der Gullideckel einen gleich anspringt und der Sonnenstrahl bald zubeißt.
In der Halle kann das viel Nerven kosten. Da ist zum Beispiel ein bisschen neuer Hallensand dazugekippt worden, der sich farblich leider vom Restsand unterscheidet. Plötzlich rasten mindestens zehn Pferde aus: Dieser helle Hallensand passt überhaupt nicht in der Farbskala und beleidigt ihre ästhetischen Ansichten zum Thema Halle enorm. Bei der farblich nuklear (ich muss mich immer bremsen, damit ich nicht nukular schreibe …) verseuchten Schibbi-Schabbi, da halten die still. Aber nicht, wenn der Hallensand drei Nuancen hellen oder dunkler ist.
Dann gibt es natürlich noch die Sprinkleranlage, die den Hallenboden mit kreativem Muster versieht. Das passt Pferden auch überhaupt nicht. Ein Teil ist hell, ein Teil ist dunkel und dann sind da noch Pfützen? Die Hälfte der Pferde dreht ihre Runden jedenfalls mittlerweile auf der Bande statt auf dem Hufschlag. Schließlich ist so ein Pferd grundsätzlich aus Zucker und schmilzt in diesen garantiert säurehaltigen Pfützen einfach so vor sich hin.
Ist es kein neuer Sand, oder die Sprinkleranlage, kann aber auch die Sonne böse werden, denn so ein Sonnenstrahl, oder gar ein Schatten … da weiß man ja, was man bekommt. Krätze, Herpes und Ausschlag. Und ein Bein fault auch mindestens ab. Bei Sonnenstrahlen und Schatten greifen dann übrigens auch gerne Dressurpferde zum Sprung nach vorn. Hauptsache, dieser Teil des Bodens wird nicht berührt. Falls doch ist hinwerfen, buckeln und heulen legitim. Am besten nacheinander.
Geht der genervte Reiter nun raus, erwartet ihn allerdings ein weiterer Spießrutenlauf, denn draußen gibt es Gullis, Zebrastreifen und kleine bösartige Kinder mit Kreide. Malen die Kinder vor die Stalleinfahrt und ist es der einzige Weg hinaus, bleibt manchen Reitern tatsächlich nichts anderes übrig, als ihren Ausritt sausen zu lassen, wenn das Pferd Angst vor dem fünfbeinigen Dackelleoparden und der zweiköpfigen Mädchenkatze hat.
An Zebrastreifen wird ebenfalls stehengeblieben, Tröten ist völlig legitim und das geübte Heulsusenpferd wird mehrfach den rückwärtsgang anbieten. Gullis sind einfacher zu umschiffen, aber es wird akribisch darauf geachtet, dass die geneigte Heulsuse auch nicht ausversehen auf einen drauftritt. Wir wissen ja alle, dass da Pennywise, der böse Clown aus ES wohnt.
Wenn ihr jetzt denkt, dass Rennpferde das übrigens total cool nehmen: Die sind noch schlimmer! Und für einen selbst ist das auch gleich schlimmer, denn Rennpferde schmeißen am liebsten den Anker, wenn sie nicht hüpfen wollen (oder können). Und mit kurzen Bügeln liegt man dann schon mal in einer Hecke. Oder einem Zelt der gerade im Aufbau befindlichen Equitana Open Air.
Foto: Darüber haben wir gelesen. Er ist Modell Gullideckel-Vermeider.
Und bei euch?