Reiter haben ja nicht nur ihre Pferdekinder, sondern sind manchmal auch die Eltern von reitenden (echten) Kindern. Allerdings ist das immer ein wenig anders, als mit den Eltern von Nichtreitern, denn die sind meistens im Helikoptermodus oder glänzen mit Unwissen und Desinteresse. Reitermuttis sind knallhart – auf viele Arten. Angefangen damit, dass die Reitstunde vor den Hausaufgaben kommt und es hört auf dabei, dass die Kinder auch noch das zehnte Pferd in den Hintern geschoben bekommt – und zwar quer.
Werfen wir also mal einen Blick auf die eher grässlichen Muttis im Stall (denn normal ist doch eher selten)
Die Heul-leiser-Mutti
Das Kind fällt radschlagend dreimal vom Pferd und alles was Muttern tut ist: „Das hast du jetzt aber auch verdient. Rauf mit dir, den Sprung noch mal.“ Extrem lustig für die Umstehenden, denn die Heul-leiser-Mutti hat immer einen Spruch parat, falls der Sprößling sich blöd anstellt. Ihr Lob ist rar, aber heiß begehrt. Außerdem erzieht sie kollektiv alle Kinder, die sie in die Finger bekommt, meist mit sehr lauter Stimme, als würde sie ein bettelndes Pferd am Putzplatz zusammenfalten. Da räumt man ja vor Schreck sein Zimmer gleich mit auf.
Die Ich-helf-dir-Mutti
Die ich-helf-dir-Mutti hilft immer und überall. Das Kind braucht nur mal kurz auf die Zehenspitzen zu gehen, schon trenst Mutti. Ist der Sattel zu schwer, weil die Ärmchen zu schwach sind? Mutti machts. Mutti macht alles und würde auch noch für das Kind das Turnier reiten (abreiten tut sie in jedem Fall). Ansonsten trifft man sie aber meist am Boden und räumt dem leicht verzogenen Kind hinterher, mistet, putzt, zahlt die Rechnungen und lässt sich ansonsten von ihrem Nachwuchs durch den Stall scheuchen. Sie ist ständig in Bewegung und macht irgendetwas, für das der Nachwuchs sich zu Schade ist. Vorzugsweise eigentlich alles außer Turniere reiten.
Die Tierarzt-Mutti
Eigentlich ist sie keine Tierärztin, aber sie hält sich für eine und sie sieht alles. Denn wenn Töchterleins Pony nur schief hustet, ist Mutti schon mit Inhalator, ACC oder Bolzenschussgerät da, um das Tier endlich vom Leid zu erlösen. Sie scheucht regelmäßig ihr Kind auf, wenn ein minimalster Kratzer zu sehen ist, damit sie groß und breit eine Lehrstunde in Tierheilkunde zu halten, gerne auch vor anderen Kindern, damit die alle etwas von dem Wissen mitnehmen. Während sie auf ihre Tochter wartet (nachdem Muttern verarztet hat), belehrt sie andere Leute gerne darüber, was deren Pferde so haben: „Ihr Pferd koppt, wissen Sie das?“ Nein! Danke, Mensch, das wär mir nie aufgefallen.
Die Heute-bin-ich-aber-dran-Mutti
Wenn Mutti sich mit der Tochter ein Pferd teilt, kann es schon mal unschön werden, denn der Sprößling will natürlich vorrang haben, einfach weil er das Kind ist. Dass Mutti aber auch hin und wieder mal an ihrem Tag reiten möchte, nervt das Kind ungemein und es wird nörgelnd den halben Tag an der Bande hängen. Die Mutti ist irgendwann so genervt, dass man ihr Geschrei zum Thema: „Reitverbot“, „Hausarrest“ und „Handyverbot“ noch bis zum Parkplatz hört. Sie hält das zwar nicht unbedingt durch, aber ihren Nachwuchs damit immerhin ruhig. Auch schön.
Die Turniermutti
Es gibt sie natürlich auch, die Turniermutti, die möchte, dass das Kind bestmöglich abschneidet. Ein Ton wie ein Drill Instructor, aber Kohle hat sie auch, und die wird genutzt, damit das Kind künftig ein Kaderkind wird. Pferde kann man neukaufen, aber Olympia-Kinder bekommt man halt nur einmal (obwohl ich der Turniermutti auch durchaus zutraue, dass sie sich einfach ein neues machen lassen, wenn das Kind lieber Wald und Wiesenreiter wird). Sie gibt die Reitstunden gleich selber, am liebsten zweimal am Tag, damit der Krempel sich auf festigt. Mit ner 6 darf das Kind nach Hause kommen, aber nicht mit einer 5,2 in der E-Dressur.
Foto: Jemand, der gar keinen Bock hatte, sich zu präsentieren. Übrigens ein Taucher …