Ich frage mich ja manchmal, wie Reiter überleben, denn sie sind so schrecklich vergesslich. Nicht bei den wichtigen Sachen, wie Medikamenten und es ist ja auch nicht so, als würden sie ihr Pferd am Putzplatz vergessen und nach Hause fahren … aber jetzt habe ich auch vergessen wie der Satz weitergeht. Doch, es ist genau so. Sie schrecken aus dem Schlaf hoch und fragen sich: Oh, Shit, hab ich die Medikamente gegeben? Sie vergessen ja nicht unbedingt sie zu geben … sie vergessen eher, dass sie sie schon gegeben haben und können sich daran nicht mehr erinnern.

Und ja, es gibt auch Reiter die vergessen ihr Pferd auf der Weide, auf dem Turnier, am Putzplatz und wahrscheinlich auch in Buxtehude. So was aber auch …
Wenn sie ihr Pferd nicht vergessen, dann vergessen sie Namen, Termine und alles, was sie fürs Pferd benötigen. Wie von Zauberhand verschwindet vor allem Putzzeug. Und das, obwohl niemand geklaut hat. Aber da legt man einmal die Bürste auf die Mauer … und dann liegt die da auch nachdem man schon nach Hause gefahren ist. Doof nur, dass dann jemand nicht möchte, dass die Bürste total verranzt und nass wird – er räumt sie weg. Damit ist die auch weg aus des Reiters Hirn. Und irgendwann, wenn konkret diese eine Bürste gesucht wird, dann ist das Geplärr groß: Wo ist die Bürste? Und seit wann habe ich die nicht mehr?

Besonders aufregend wird es, wenn das Zeugs nass ist. Also nach dem waschen. Gamaschen vor allem, die man mal eben abgespritzt hat. Tja, die legt man dann irgendwohin. Zum trocknen. Vergisst man sie nicht noch am selben Tag, sondern fährt und will sie morgen wegräumen, bleiben die auch noch in drei Wochen da liegen, bis irgendwann dem Reiter auffällt, dass er sie braucht. Tritt dann der oben genannte Punkt ein (ein netter Mitreiter hat die Beiseite geräumt), dann sind wir völlig aufgeschmissen. Schon allein, wenn dann jemand sagt: „Ach, die hat die Sabine weggesperrt, die wollte nicht, dass die wegkommen.“ Nett von der. Aber who the fuck is Sabine?

Termine sind auch so ein Ding. Wann kommt der Schmied noch mal? Zwei Uhr? Drei Uhr? Kommen wir mal um zwei und plärren, weil der erst um vier kam. Dreißig Minuten vor dem eigentlich ausgemachten Termin um halb fünf.
Warum aufschreiben? Das ist doch zu langweilig.
Wenn wir ansonsten keine Termine verkacken, so rennen wir mindestens zehn Mal zwischen Pferd und Sattelkammer hin und her. Denn oh: Ich wollte doch heute einen anderen Gurt nehmen. Aber mitgenommen habe ich ihn nicht bis zum Pferd. Wieder zurück. Ach, Moment, ich brauche doch heute ein Fliegenhäubchen, ist doch so insektenlastig heute.
Oh … moment. Ich wollte doch noch …?

Das Spiel kann man ewig weitermachen. Nicht nur, dass wir so was vergessen, wir haben ja auch spontane Amnesie in der Halle. Rechts, Links? Ach … wer kann sich das schon merken. Manchmal wissen wir auch nicht wo der innere oder der äußere Zügel sind. Reitlehrer blöken dann fies herum. „INNEN!! … INNNNNNEEEERER ZÜGEL!!!! HERRGOTTNOCHMALVERFICKTNOCHEINS!“
Zum Glück, für uns, haben wir noch Freunde unter den Reitern. Im Kollektiv merkt man sich ja Dinge besser.
„Hey, Springstunde war um acht Uhr, ne?“ – irgendwer wird das mitbekommen haben, oder dieselbe Springstunde haben.
Nur dann doof, wenn derjenige genauso vergesslich ist wie man selber.

Foto: Auch vergesslich. Vergisst immer, wann er schon gegessen hat.