Eigentlich darf man das gar nicht sagen, schon gar nicht, wenn andere Reiter dabei sind, denn Seelenpferde sind immer toll, pupsen immer Schmetterlinge und können alles und machen alles für uns. So wie man ja auch nicht sagt, dass die eigenen Kinder ein bisschen dumm sind.
Und dann haben wir natürlich noch die Pferdeversteher, die uns weißmachen wollen, dass ein Pferd auf jeden Fall sich nur deswegen „dumm“ benimmt, weil man selbst ja Fehler gemacht hat. Findet es eigentlich noch irgendwer grenzwertig, aus dem Pferd ein absolut ein unfehlbares Idividuum zu machen, das sich nie blöd anstellt, stets die richtige Entscheidung trifft und dazu auch noch immer Recht hat? Ich finds seltsam. Das gesteht man ja sonst nur Jesus zu. Und ich weigere mich zu glauben, dass alle Pferde Jesus sind.
Ich zum Beispiel habe ein Pferd, das so Mittel hell ist. Im Kopf natürlich. Beim Reiten nimmt er gerne Dinge vorweg, weil ich doch in der vorherigen Runde auch hier angaloppiert bin und da versteht er auch hin und wieder sehr schnell, was man von ihm will, wenn es an neue Lektionen geht. Er vergisst sie aber auch ganz schnell wieder und ist dann völlig überfordert, wenn diese total überraschend am nächsten Tag abgefragt werden.
Auf der anderen Seite ist er manchmal wirklich dumm. Ich möchte nicht, dass mein Pferd ans Heu geht, auch wenn ich ihm mal eine Milisekunde den Rücken zudrehe. Entsprechend laut werde ich auch, wenn er es macht, und dann wird er auch noch laut pöbelnd von mir zurückgeschickt. Nur um das 2 Sekunden später aus seinem Gedächtnis zu streichen und dann wieder zu machen. Gerne fünf Mal hintereinander, falls die Chance sich irgendwie bieten könnte. Und danach wird die Welle gemacht, und immer der Kopf hochgerissen, weil Frauchen doch vorhin so völlig unverständlich bös war. Danke!
Aufgrund der beschauten Tatsachen würde ich ihn also Mittel-blöd nennen. Richtig blöd sind ja meist die Treudoofen, die alles verzeihen, wo nie etwas eine Konsequenz für den Reiter hat. Zumindest wenn man Reiter so schnacken hört. Find ich nicht. Die sind nur gutmütig.
Doof sind die eher, wenn sie sich selbst wehtun und dieselben Sachen einfach noch mal machen. Die Irre ist zum Beispiel doof. In einen gut sichtbaren Zaun zu laufen, sich die Splitter in die Brust zu hauen und ein Stück, so groß wie zwei Männerhände an Haut zu verlieren … also ich weiß ja nicht, ob das nicht einen Lerneffekt haben sollte.
NEIN! Nicht, bei der Irren. Die macht dasselbe einfach am nächsten Tag noch mal. Weil das so schön ist … glaub ich.
Blöd war zum Beispiel auch mein Moppel. Der Moppel hat das Prinzip mit den vier Beinen nicht verstanden. Wenn ich da also reinkomme und einen Huf hochhebe, weil ich den auskratzen möchte, dann macht irgendwas im Moppelkopf Klick und sagt: Hey, heb mal ein anderes Bein hoch. Und dann guck, was dabei rumkommt.
Dabei hat er sich mal fast die Zunge abgebissen, weil er auf den Trog gefallen ist. Hindert nicht daran, das am nächsten Tag wieder zu machen, das kann ich euch sagen. Und wie der immer geguckt hat. Als wär ich das Schuld, dass er jetzt hinfällt. Man könnte ja auch einfach die Beine mal zwei Minuten still halten.
Auch nicht clever war die Phase, wo er versucht hat, einem beim Führen in die Beine zu beißen. Wenn man dann einfach ein bisschen ausufernder läuft, lässt so ein Junghengst das auch. Aber natürlich erst nach zwei Wochen Diskussion darüber. Könnte sich ja was geändert haben.
Ah, aber das Prinzip Reiten hat er am ersten Tag verstanden. Das war völlig okay – beim Reiten gehört der Reiter aufs Pferd – hab ich gecheckt.
Foto: Nicht immer der Cleverste …