Es gibt so Tage, da möchte man eigentlich gar nicht, dass jeder weiß, wessen Pferd das ist, das da gerade den Tierarzt tötet, oder den Schmied vergewaltigt. Aber meistens ist es dann leider das eigene. Und dann immer diese mitleidigen Kommentare: „Macht der das öfter?“
– „Nein, der überrascht mich gerne!“
Meiner hat jetzt was Neues. Wir haben jetzt ein Problem beim Schmied. Demselben Schmied, den er schon immer bei mir hatte und der ultra geduldig mit allem und jedem ist – und bei ihm auch jedes Mal dasselbe macht. Anbinden durfte man ihn ja nie, da denkt er immer, man wolle ihn erschießen, aber solange er denkt, er hätte die Option (wird immer getestet), wegzugehen, ist alles cool. Das machen wir beim Zahnarzt, beim Tierarzt und auch beim Schmied.
Ich musste auch sonst nicht beim Schmied dabei sein, denn das war ja eine Sache von ner halben Stunde. Jetzt wird das auf zwei Stunden ausgedehnt. Denn dieses Getue passt meinem Arschlochpferd nicht mehr. Hufe hochhalten? Nö. Wir setzen uns jetzt einfach hin. Mensch, was der mit der Hinterhand untertreten kann, das hab ich ja gar nicht gewusst. Jetzt bin ich klüger.
Schon beim letzten Mal bekam ich den Anruf – „Du musst beim nächsten Mal dabei sein, der macht total Theater.“ Mein Stallbesitzer ist sonst immer dabei. Okay, Termin vereinbart, Schmied reingelassen und mal geschaut. Der schwor mir Stein und Bein, dass er beim letzten Mal Angst hatte oder irgendwelche Schmerzen, die ihn dazu bringen, dieses Theater aufzuführen. Geht aber klar und ist völlig normal sonst.
Wir parken das Pferd (hat sich auf der Weide natürlich auch ein Eisen abgetreten, aber Termin musste eh sein) und er hebt den ersten Huf. Alles cool, Pferd guckt fröhlich in der Gegend herum. Es darf geraspelt werden. Dann fällt dem Arschlochpferd spontan ein, dass er noch wichtige Termine hat und seine Maniküre verschieben muss. Weil der Schmied aber einfach das Bein nicht hergibt, setzt er sich. Okay, alles klar, ich habe verstanden, was das Problem ist. Das neue Problem …
Ich tue etwas, das ich nie mache, weil ich mir denken kann, was das „Problem“ ist, ich hole Futter. Es geht – solange das Monster nach Futter mümmelt. Stopfe ich nicht direkt nach, setzt er sich wieder. Auch auf den Schmied, wenn der nicht schnell genug weg ist, sodass ich mittlerweile ein wirklich schlechtes Gewissen habe. Das geht ja gar nicht.
Der Schmied ist verwirrt: „Das ist aber viel besser als letztes Mal.“ Besser? Oh, Gott, was hat der da nur angefangen, wenn das hier „besser“ ist? Das ist ja grausam. Der Schmied macht das Theater aber mit, auch wenn das Saupferd ihm ständig alle Utensilien umrempelt (man muss ja erst ein bisschen rückwärts gehen, bevor man weiß, wo man seinen Hintern parken soll).
Außerdem demonstriert er noch spontan, dass man mit einem Huf in der Luft durchaus noch ein Bein heben kann, um die blöden Fliegen abzuwehren. Die nerven.
Schmied ist noch verwirrter: „Ich hätte schwören können, dass der beim letzten Mal echt Angst hatte – aber der hat ja nix. Der zuckt nicht und der muckt nicht. Der hat darauf nur keine Lust.“
Hat er auch nicht. Schon mal gar nicht bei diesem ominösen Kerl, der alle paar Wochen nur kommt. Hebe ich den Huf ist das Theater spontan vergessen. Ich darf klopfen, hämmern, alles nach Herzenslaune machen. Aber nicht dieser komische Kauz, der seit sechs Jahren immer mal wieder kommt. Und wenn ich füttere, dann geht das auch ohne zehnsekündigen Sitzstreik jede Minute. Allerdings muss man ja manchmal auch in den Eimer mit dem Futter greifen, um ihm etwas Neues zu geben. Dann wird sich wieder gesetzt. Nicht eben beste Voraussetzungen, wenn man da ein Eisen draufnageln will.
Gottseidank ist unser Stall so klein – sonst würden mich jetzt 200 Pferdemädels überfallen, mir Bodenarbeit und Guru verschreiben, obwohl des Rätsels Lösung ein zeitliches Problem ist. Wie kann dieser unverschämte Schmied erwarten, dass ein Arschlochpferd am Putzplatz brav die Maniküre mitmacht, wenn es gerade Heu gibt und er genau weiß, dass es anschließend auf die Weide geht? Ne, ne … beim nächsten Mal leg ich den Termin auf den Abend. Falls nicht: Tjoa, dann bekommt ihr die „Wenn dein Pferd dir peinlich ist Part 2“ Episode.
Foto: Manchmal könnte ich ihn auf den Mond schießen. Wenn er dem Schmied auf dem Knöchel rumhupft zum Beispiel.