Reiter kennen meist nur zwei Extreme, wenn sie den Stall beschreiben. Luxus-Anlage oder Offen(stall)loch. Es gibt nichts dazwischen und es führ auf jeden Fall zu den gleich folgenden Reaktionen. Ich frage mich ja schon ein bisschen warum. Und ich stelle heute die gewagte These auf, dass manchmal sogar das Zauberwort Neid eine Rolle spielt. Aber auch sehr viel Selbstbetrug.

Das Luxusleben der reichen und verwöhnten Pferdegörlz sieht so aus. Das Pferd lebt natürlich in einer Box, denn sobald der Besitzer so viel Kohle für einen Stall latzt, muss das einfach Tierquälerei sein. Die Box wird natürlich dreimal täglich gemistet, ist gekachelt und mit Febreeze-Duftbäumchen behängt, damit es nirgends nach Pferd riecht.
Stallburschen striegeln das Pferd und die Reiterin im Nobelstall kriegt es schon gesattelt präsentiert. Vorher darf es sich in der Führmaschine warmlaufen. Und wir wissen ja alle, dass die Teufelszeug ist, für faule Besitzer erfunden wurde, die schlichtweg zu dumm sind um Schritt zu reiten. Oder zu schön.
Die feinen Reiterlein haben natürlich nur noble Pferde da stehen und nachdem sie die nach dem Reiten wieder dem Stallburschen übergeben, müssen sie auch gar nicht dreckig werden, denn sie schlüpfen schnell in die stalleigene Sauna und Dusche und dann riechen sie auch wieder wie Einhornschiss.
Unterdessen steht das Pferd im Solarium und amüsiert sich später noch mal im Aquatrainer und anschließend in Watte gepackt auf der Weide. Natürlich in Einzelhaft. Denn jeder Nobelstall ist automatisch auch ein Hochsicherheitstrakt.
Am Abend bekommt es dann seine handgezählte und mundgeblasene Futtermischung mit viel Liebe und bestes Stroh aus Usbekistan importiert.

Im Offen(stall)loch ist ja niemand. Also da sind Einsteller, aber die reiten alle nicht, weil sie faul sind und sich vor der Arbeit drücken wollen. Überhaupt, die Reiter dort sind eigentlich nur Steher, weil die ja vor lauter Schuften gar nicht reiten können.
Offen(stall)löcher bestehen Hauptsächlich aus Matsch und Hartz 4 Einstellern. Bin ich eigentlich die einzige, die mal ein Pferd Heart’s Fear nennen möchte? Na, wahrscheinlich ja …
Wieder zurück zum Offen(stall)loch. Da stehen Pferde grundsätzlich ohne Abstammung. Futter gibt es nicht und Turniere auch nicht. Und dann reiten die auch alle so komisch. Eigentlich können sie es auch nicht. Dazu sind die Pferde natürlich speckefett, weil die ja alles in sich reinschaufeln und es ist sooo minderwertig. Wahrscheinlich füttern die auch Abfälle und oh Graus, Heu. Vom Bauern. Nicht aus Usbekistan.
Einen Reitplatz gibt es nicht, die stecken sich mal ein bisschen Matschloch ab. Generell kann da ja auch jeder dran, es gibt keinen sicheren Offenstall. Deswegen kommen da ja auch ständig Ripper hin, die Pferde sind ja so oft verletzt.
Und dann sind die immer nur im Gelände. Ekelhaft. Und die Pferde in der Herde draußen. Obwohl das natürlich gar nicht passt, ist sowieso zu wenig Platz.
Und zu guter Letzt ist alles dann auch noch dreckig. Reiter … Pardon, Steher, Stall und Pferde. Das ist doch ekelhaft. Da steigen die dann am Ende des Tages in ihre Schrottkiste von Auto, die sowieso mit allem vollgemüllt ist und fahren dann nach Hause. Stinkend, wie sie sind.

Foto: Ist mehr so das Offen(stall)loch Kind. Jedenfalls ist er immer dreckig.