… hat es nie leicht. Erstens kann er ja noch gar nicht so gut reiten und zweitens erwartet aber alle Welt, dass jeder, der auf einem Pferd sitzt, es sofort sinnvoll und gesunderhaltend arbeitet.
Das kann der Anfänger noch nicht, deswegen ist ja jemand dabei, der ihm erzählt, wie er es richtig macht. Natürlich jetzt nicht unbedingt beim Schrittreiten. So viel kann da niemand falsch machen.
Es ist hierbei total egal, ob der Anfänger Kind oder Erwachsener ist, der muss das Pferd richtig reiten, sonst heißt es nämlich prompt: Das arme Pferd! Jedenfalls auf Facebook. Ach, das arme, geduldige Pferd, dem blöden Anfänger sollte man auch mal so in der Fresse reißen. Anfängerbashing (siehe Artikel dazu https://www.arschlochpferd.de/anfaengerbashing/) ist nur eine dieser schaurigen Ausgeburten, die wir dazu kennen.
Heute wollen wir uns damit befassen, was der Reitanfänger zu können hat, das müssen wir nämlich auf Facebook ständig lesen.
1. Er muss sofort guten Reitunterricht und tierquälerische Machenschaften, wie Ausbinder und Sperrriemen, ablehnen und anprangern und den Stall wechseln.
– Denn der Anfänger weiß das sofort auch alles, hat hundert Leute, wo er nachfragen kann und macht natürlich auch direkt in einer neuen Umgebung den Schnabel auf. Besonders dann wenn er sieben Jahre alt ist!
2. Er muss sämtliche Reitausrüstung mit Namen benennen und ihre Funktionsweise kennen, bevor er sie benutzen darf. Dass die Reitlehrerin ihm heute eine Trense mit hannoverschem Reithalfter gegeben hat, muss er hinterfragen und diskutieren.
-Eigentlich ist der Anfänger erst mal froh, wenn ihm jemand zeigt, wie man das verschnallt. Und danach freut er sich sicher auch über eine Erklärung.
3. Er muss eine ruhige Hand haben, sonst darf er gar nicht aufs Pferd.
-Üben muss man das nicht, nein, das kann man sofort. Während man zusätzlich natürlich noch ein ruhiges Bein hat und super schön sitzt.
4. Er darf seinem Pferd nicht in den Rücken fallen, sonst muss er absteigen.
-Soll er doch auf einem Holzklotz reiten, oder Fahrrad fahren. Üben ist nicht! Das arme Pferd.
5. Ist der Anfänger schon ein bisschen besser und darf mal auf ein Turnier, darf er dort nur hin, wenn er absolut fehlerfrei reitet. Falls nicht, darf er auf Facebook zum Abschuss freigegeben werden. Geht das Pferd nicht durchs Genick ist es statthaft, ihn zu beleidigen.
-Dass so ein kleines Hofturnier mal ein Motivationsschub sein kann, sowie auch ein Ansporn, sich weiter zu verbessern, nein das geht nicht. Das arme Schulpferd!
6. Anfänger müssen alles erklären können. Wie geht Schulterherein? Wie reite ich korrekt durchs Genick. Fragen sind in diese Richtung nicht gestattet.
-Genau! Frag doch deine Mama. Auch wenn die keine Ahnung von Pferden hat. Oder deinen Reitlehrer. Hat man dessen Erklärung nicht so ganz verstanden und will noch mal in einer Reitgruppe nachfragen, ist der grottenschlecht und der Anfänger zu dumm.
7. Anfänger müssen sich 200 Bücher kaufen und 300 Kurse besuchen, bevor sie überhaupt ans Reiten denken können.
-Sollen die halt mal was machen für ihr Geld. Immer wollen die nur Reiten.
8. Der Anfänger darf niemals auf einem hoch ausgebildeten Pferd reiten, sonst verreitet er das mit seiner halben Stunde wöchentlich.
-Nicht, dass der nachher noch was lernt. Das geht ja absolut nicht.
Frage mich ja immer, wie die Klugscheißer, die das von Anfängern erwarten, reiten gelernt haben. Haben die sich am Pferdebein selbst aus dem Mutterleib gezogen, damit sie direkt in den Sattel kriechen konnten? Falls ja, wie haben eure Mütter das Pferd in den Kreißsaal bekommen? Dann möchte ich das auch.
Foto: Jesus. Hat jetzt nen Heiligenschein.