Das Pferd hat festgestellt: Es stürmt. Und seien wir mal ehrlich, das ist jetzt hier auch nicht soooo wild, wir sind vom Pfingststurm mit Bäumen auf Autos weit entfernt. Hat ihm aber keiner gesagt. Die kleine Pussy äugt also sehr kritisch aus ihrer Box. Uhhh, es windet mich an, das ist mir aber zu frisch, schnell die Nase rein. Normalerweise kratzt ihn Wind nicht so, selbst wenn der dafür sorgt, dass ein paar Blätter wehen oder mal ne Mülltonne vorbeiescheppert kommt. Man reiche ihm die Tonne, könnte was zu Naschen drin sein.
Aber: Wenn der Wind ganz frisch ist und dann direkt so stark, dann ist ihm das doch manchmal nicht geheuer. Gestern vor allem. Macht sehr nervös, da muss man glatt erst Mal bisschen koppen. Trotzdem will Frauchen das unmögliche: Raus mit dir. Ich will in die Box. Da steht er dann – unter dem Dach und guckt so ein bisschen verloren umher. Niemand schützt ihn vor den bösen Windgeistern und überall raschelt es. Und dann hat der Platz auch noch ein Wellblechdach und manchmal fällt da auch ein Ästchen drauf. Huuu … Wenn Pferde unter sich sind, erzählen die sich an solchen Tagen bestimmt Gruselgeschichten: “Und ganz plötzlich, ohne dass jemand sah, warum, begann das Plastik zu flattern …. buhuhuuuuuuu!”
Hin und wieder Blick zum Pony. Hm, ist noch da, so stark kann der Wind nicht sein. Aber huiiii, da fliegt Stroh herum. Pferd zuckt panisch mit dem Kopf. Es hat angegriffen. Hilfloser Blick nach Frauchen – aber die macht einfach nur die Box sauber und interessiert sich gar nicht für den Hasenfuß. Unverschämtes Weib. Ich weiß nämlich, das es am besten ist, ihn einfach zu ignorieren. Er interessiert sich sowieso nicht für mein Getüddel, den fiesen Wind möchte er wie ein strong, independent Pferd stets alleine ausstehen, also lasse ich ihn. Der regt sich auf und wieder ab und nachher hat er vergessen, dass es windig ist und guckt ganz interessiert.
Heute auch. Aber nicht ohne den großen, dramatischen Klimax. Ich bringe die Schubkarre weg, fülle meine andere Karre mit Stroh, da hör ich (neben dem Jaulen des Winds) ein Geschepper sondergleichen. Ich bewege mich deswegen übrigens nicht schneller. Wenn er sich wehgetan hat, kann ich das eh nicht mehr verhindern (ist ja passiert) und beruhigen kann man ihn auch nicht, das macht er am besten selbst (ihr wisst schon, die Festplatte löscht sich). Als ich ihn wieder sehe, steht er da und pfeift. Ich rekonstruiere (an den Dingen, die auf dem Boden liegen), dass wohl der Wind die Futterschippe runtergeworfen hat – ihm in die Hacken. Daraufhin hat er vielleicht mal alle Dinge, die auf der Mauer lagen, rumgeworfen. Was das Scheppern erklärt. Wahrscheinlich hat er sich auch noch an dem einzig erreichbaren Balken die Birne gehauen. Würde erklären, warum der jetzt wieder fröhlich ist – das ist der Reset Knopf.
“Hey, Frauchen, guck mal, da liegt was.” Er zeigt mir mit der Nase die Schippe. Wow, was bist du klug, Pferd! Ich räume dann mal alles wieder hin. Wenigstens ist er jetzt wieder voll mit der Welt zufrieden, selbst als ihm ein Stück Moos ins Gesicht geweht wird. Da guckt er nur doof. “Was war’n das?” Weiß ich auch nicht, Trottel. Weiß ich auch nicht. “Können wir rausgehen?” Klar, wenn du dir nicht gleich wieder in die Hose machst?
Foto: Ich hab nix gemacht!
[wpedon id=“2098″]