Momentan muss ich wieder ganz viel über Vertrauen lesen. Denn die reiterliche Allgemeinheit ist sich mittlerweile einig, dass dieser Halsringmist kein Vertrauen symbolisiert sondern nur ein geistiger Hirnfurz ist. Nun denn, das ist ja schon mal gut. Denn die Ostwindelsen werden nicht mehr so zeigefreudig, außer in den Schamanengruppen, wo noch mit Palmblättern die Kolik weggewedelt wird.
Aber Reiter wären ja nicht Reiter, wenn sie nicht doch ständig nach Vertrauensbeweisen suchen würden. Daher haben sie jetzt diverse neue Dinge, mit denen sie in Gruppen prollen können:

Das Pferd bleibt LIEGEN, wenn ich dazu komme! Woah, der ultimative Vertrauensbeweis. Was mach ich denn jetzt nur? Meiner ist gar nicht so der Lieger, der pennt nicht stundenlang auf dem Boden. Ihn liegend anzutreffen, ist so sau selten, dass ich das auch nach sieben Jahren an einer Hand abzählen kann. Allerdings bin ich auch nicht jeden Tag 10 Stunden am Stall. Von daher könnte das natürlich auch daran liegen.
Er vertraut mir also nicht. Oder er ist einfach nicht müde, wenn ich in den Stall komme.

Trotzdem sehen wir mittlerweile tausend Bilder, wo sich Frauchen schnell noch ins Pferd fläzt. Muss doch auch mal sein. Und dann immer die Worte: „Ultimativer Vertrauensbeweis.“
Nö … ist ein lustiges Fotomotiv. Aber doch eher störend, wenn man sein Pferd in seiner absoluten Ruhephase noch mit egopushenden Maßnahmen stören muss.
Ich könnte euch auch Fotos davon machen. Wenn er sich wälzt, kann man ihm eine Möhre in die Schnute schieben und er bleibt auch liegen. Alle meine Liegebilder sind auch so endstanden.

Manche setzen sich dann noch drauf. Warum? Weiß man nicht. Klar, ist nicht verboten. Finde ich auch nicht schlimm – sofern man das nicht immer als ultimativen Vertrauensbeweis herziehen muss. Es ist ein ständiger Kampf – wessen Pferd vertraut wem mehr? Meiner übrigens im Zweifelsfall dem Menschen mit dem meisten Futter. Da kann man drauf vertrauen, dass er einen gut ernährt. Reicht ihm völlig.

Aber es ist doch die große Liebe, wenn das Pferd einfach keinen Bock hat aufzustehen, wenn Frauchen dazukommt. Jo, man ist keine Bedrohung. Ich glaube aber eh nicht, dass ein Pferd seinen Besitzer im Regelfall als Bedrohung empfindet. Würden andere Pferde dazukommen, stehen aber auch genug Pferde auf. Vertrauen die sich auch alle nicht?
Außerdem stehen auch mehr als genug Pferde einfach wieder auf, weil Frauchen oder Herrchen was zu Naschen dabei hat. Oder das Pferd einfach weiß: Hey, wir machen gleich was.

Und immer das Gekreisch: Nach drei Jahren endlich! Wie muss ich mir das vorstellen, belauern die ständig ihr schlafendes Pferd um einen Schnappschuss zu bekommen, der ENDLICH der Reiterwelt sagt, wie sehr Peter der Jacqueline vertraut, weil er gerade mal nicht aufgestanden ist? Und wen interessiert das eigentlich? Wieso klatschen da Leute, aber wenn tausendmillionen Reiter alleine mit ihrem Pferd ins Gelände gehen und dort jede Gefahr meistern, selbst Dinge, die Pferden gruselig vorkommen, dann ist das selbstverständlich?

Und was ist eigentlich mit den Pferden, die Liegen als Lektion können … sind das die einzigen Pferde, die ihren Reitern vertrauen? Neee … Liegenbleiben hat 0 für mich mit Vertrauen zu tun. Bei Krach stehenzubleiben. Oder dem Reiter willig auch über gruselige Dinge hinweg zu folgen – das hat was mit Vertrauen zu tun. Aber nicht: Ich bin zu faul um jetzt aufzustehen.

Foto: Nö … du nimmst mich nicht mit.