Reiter hatten, sofern sie seit der Kindheit reiten, immer Pferde. Natürlich meistens aus Hartplastik und im heimischen Kinderzimmer, aber sie hatten unendlich viele. Gewisse Vorlieben ebenfalls, die eine hatte mehr Schleichpferde, die nächste Barbiepferde und die übernächste diese saugroßen … wie hießen die noch? Champions? Sehr groß, brauchen viel Platz und teuer waren sie auch. Fast wie echte Pferde.
Und dann gab es noch diese mit Fell und Mähne, die man meist etwas günstiger bekam, aber auch echt cool waren. Meist gab es die auf der Kirmes oder dem Trödelmarkt. Manchmal Barbiepferdgröße, manchmal kleiner.
Ach und was hatten die für Namen! Klangvoll, hochtrabend und eins natürlich mindestens aus einem Buch oder Film. Blitz, Feuerteufel, Fury … oder man ist so kreativ und nennt sein Plüschpferd gleich Acatenango, weil man mal an ner Rennbahn vorbeigehupft ist. Ich, als direkte Nachbarin zu Charlottenhof und Schlenderhan hatte übrigens einen Birkhahn und einen Alpenkönig.
Aber ich bin mir sicher: In meiner Generation hatten auch genug Kinder ein Plastikpferd namens Weihaiwej.
Oder natürlich, man hat sein Lieblingsschulpferd zuhause. Muss aber farblich dann auch passen. Gut, in der Reitschule ist das zwar ein Kaltblut, aber Hauptsache es ist schwarz. Da stört es nicht, wenn das Pferdchen von der Statur her ein Araber ist.
Solche Plastiktiere stellen die Heimreiter aber auch vor gewisse Probleme. Manche lernen, so wie ich, auf die harte Tour, dass man die mit dem Fell nicht in die Badewanne nimmt. Huch … anschließend war es ein Nacktpferd.
Mähnen sind bei Barbiepferden ein Problem. Die sind unrealistisch lang und frisieren muss man die auch ständig. Hilft übrigens auch nicht sonderlich, wenn das Zwergkaninchen Teile davon wegfrisst. Am Ende wird meist doch geschnibbelt. Sieht aber gar nicht aus wie bei dem pferdischen Vorbild. Sondern mehr nach Vokuhila. Doof …
Dann haben die natürlich Zubehör. Irgendetwas geht immer davon kaputt. Oder es geht verloren. Ein Hufeisen hier, ein Sattel da, oder eine Trense. Oder man hat ein Zwergkaninchen und es frisst einen Steigbügel ab.
Barbiepferde sind leider auch sehr unbiegsam. Im Härtefall bricht da ein Bein ab.
Oder man hat kleine Geschwister, die was verschlucken. Der Bruder einer Freundin hat uns mal aus Frackigkeit die Hufeisen weggefressen. Ja, fragt nicht, der war komisch. Der hat auch beim Mensch-Ärger-Dich-Nicht die Spielhütchen weggefuttert.
Kinder sind da zwar nicht so … aber mit einem unvollständigen Pferd sind sie trotzdem etwas unglücklich. Natürlich wird das auch immer noch geliebt – aber eben nicht mehr so doll wie die noch vollständigen Modelle.
Auch sonst kommen gerade die Barbiepferde etwas in die Jahre. Irgendwann funktioniert das extra Feature nicht mehr. Das Knutschgeräusch auf Knopfdruck. Wenn man den Hals runtermacht, ist das schlimmer als Fingernägel auf der Tafel. Und das laufende Pferd fällt vor allem laufend um. Nur der Schwarze nicht. Der hatte keine Extras. Man war ich neidisch, den gab’s nicht für klein Nika.
Wir sind übrigens auch nicht rassistisch. Wir mixen unsere Pferde. Außer bei zu krassen Größenunterschieden, da wurde es uns dann zu unrealistisch. Die Barbiepferde durften nicht mit den Schleichpferden wohnen. Als ich klein war, gab es noch keine Reiter dazu. Also habe ich diese Mädchenlegodinger dafür benutzt. Ging super, perfekte Größe.
Die Schleichpferde waren eh besser für den Urlaub. Und hatten halt auch kein Zubehört (was es da heute gibt … wow. Da wäre ich gerne noch mal Kind).
Ach, manchmal möchte ich auch noch mal auf meinem Teppichboden sitzen und als größte Sorge haben, dass ich eins meiner pinken Hufeisen nicht mehr finden kann.
Foto: Bei dem find ich auch manchmal die Hufeisen nicht.