Der Reiter im Reitsportgeschäft ist eine Mischung aus unbeaufsichtigtem Kind mit kleinem Teufelchen auf der Schulter und der fleischgewordenen Unentschlossenheit. Er kann sich weder entscheiden, noch kauft er zwingend Dinge die er braucht. Oder sagen wir: Die er künftig braucht, denn im Moment des Kaufs kommen ihm die Sachen alle so richtig toll vor. Kann man ja mal testen. Oder benutzen. Oder angucken. Oder rumfliegen haben. Deswegen gilt das hier für alle Reiter: Immer und überall.
1. Auch wenn der Reiter keine Schabracken kaufen will, fasst er sie trotzdem alle mal an. Und hält sie mal vor sich. Und guckt mal, ob es passende Bandagen dazu gibt. Auch Westernreiter befummeln Schabracken. Und ansonsten haben die ihre eigenen Fußmatten für den Pferderücken die ebenfalls in die Luft gehalten und begrabbelt werden müssen. So will es der Schibbi-Schabbi-Schamanengott.
2. Der Reiter ist gierig und nimmt hin und wieder Sachen einfach mal pro Forma mit. Ob er es damit bis zur Kasse schafft, ist dann immer die Frage. Er legt sie also durchaus auch mal wieder ab. Aber mitnehmen muss er sie erstmal. Danach kann man immer noch weitersehen.
3. Reiter scheißen auf Körbchen. Zwar nicht wortwörtlich, aber sie sind immer der Meinung, dass sie ja gar nicht so viel kaufen werden und daher ganz sicher keinen Korb brauchen. So ein Futtersack, zwei Lecksteine, eine Longe, eine Schabracke, ein paar Zügel und eine Abschwitzdecke kann man doch problemlos durch den Laden balancieren. Auch wenn der Krempel gefühlt zehnmal runterfällt.
4. Reiter kaufen große Sachen, wenn sie alleine sind Macht nämlich viel mehr Spaß schwere Säcke alleine zu tragen und Eimer zu buckeln. Die Steigerung dieser Variante ist noch: Reiter kaufen große Sachen, wenn sie ohne Auto da sind.
5. Reiter fassen ALLES an. Was beim Leder ja noch irgendwie verständlich ist, aber 35 Schibbi-Schabbis aus derselben Kollektion müssen eigentlich nicht alle befummelt werden. Aber auch Longen, Eimer, Lecksteine, oder so total unsinnige Dinge wie Schilder, Hufkratzer oder Bücher müssen zwingend angefasst werden. Nicht kurz, nein, es muss schon ein gewisses Streicheln sein.
6. Reiter stehen auf Sonderangebote. Und sie nehmen die mit. Sattelgurt? Kann man immer gebrauchen. Strick? Wer braucht das nicht? Halfter? Joa, ein neues Weidehalfter braucht doch jeder. Leckerlie? Na, immer her damit. Reitschuhe? Trag ich zwar nicht, aber sie sind günstig. Während sie anschließend naserümpfend an den Wühltischen beim Aldi vorbeigehen. Ne, braucht man doch gar nix von.
7. Reiter kaufen auch Dinge doppelt und merken das nicht. Besonders beliebt ist das bei Putzzeug. Und da kann man ja nie zuviel haben. Schließlich könnte mal was kaputt gehen. Sie merken es sowieso erst hinterher, wenn sie in den Stall kommen und sich denken: Wow, diese Magic Brush … habe ich ja schon zweimal!
8. Sie liebäugeln auch mit Futterzusätzen. Denn die versprechen ja immer so viel. Muskelaufbau, gegen Müdigkeit, gegen dies, gegen jenes. Und dann wird gegrübelt. Ja, doch, hatte mein Pferd doch letztens erst. Könnte ihm das helfen? Zum Glück passiert dann Nummer 2. und der Reiter räumt den Krempel irgendwann wieder zurück. Weil 3. Und weil er ja irgendwie auch ein bisschen skeptisch ist.
9. Reiter quatschen Leute an der Kasse voll. Nicht, weil sie die kennen (aber manchmal auch), sondern weil sie sich schon bei der Kassiererin rechtfertigen für das, was sie gekauft haben. “Ach, das brauchte ich ja jetzt WIRKLICH mal. Und schon so lange.” “Da habe ich zwar schon zwei von, aber ich habe ja auch zwei Pferde. Das ist wichtig.”
Foto: Leidet auch manchmal darunter.