Ein Jungpferd zu haben ist ja mal gar nicht so einfach. Jedenfalls nicht, wenn man den nicht in einem stillen Kämmerlein ausbildet, wo niemand es mitbekommt, bis das Pferd alt genug ist, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Denn zur Jungpferdeerziehung haben alle Leute schlaue Tipps. Und sie gehen einem ganz fürchterlich auf den Sack, denn wie man es macht, kommt immer irgendwer daher und schreit: “Du machst das falsch, du Tierquäler.” Es ist relativ egal was man tut – immer klatscht irgendwer und immer schreit irgendwer ganz doll laut herum. Am liebsten die Leute, die noch nie Jungpferde ausgebildet haben.

Zum Beispiel: “Wann fängt man denn mit der Arbeit an?” Tja, das ist pauschal nicht zu beantworten. Fohlen-ABC gilt für mich jetzt nicht wirklich als Arbeit und Halfterführigkeit sollte selbstverständlich sein. Ergo … dann ja wohl, wenn man ein Pferd vor sich hat, das reitbar aussieht. Was bei so ziemlich den meisten Pferderassen frühestens mit Mitte drei ist. Ja, da sagt die böse Rennreiterin jetzt wieder: Alles, was nicht auf der Bahn läuft, braucht vor 3 gar nicht unterm Sattel sein – auch wenn man den nur drauflegen möchte. Es sei denn, die Besitzer möchten, dass ihr Pferd ins Derby geht. Da das allerdings nur für englische Vollblüter zugelassen ist – wird das kein Privatmensch je brauchen. KEINER. Sind ja nun nicht nur künftige Sportcracks in den Ställen, die bald olympisches Gold holen.

Aber irgendwie … Ja das geht halt nicht. So finden sich dennoch Leute, die mit zwei schon mal probehalber auf dem Pferd sitzen (nur mal gucken, ob das lieb ist – ja, das Ottonormalpferd ist da eigentlich immer lieb) und Leute, die dann kreischen: “Ja, ist doch besser so, als wenn die nachher mit sechs angeritten werden und voll unerzogen sind”. Aha … es liegt auf jeden Fall am draufsitzen, ob ein Pferd erzogen ist. Es gibt also immer jemanden, der das beklatscht. Aus Gründen … die mir selbst nicht ganz so bekannt sind. Longieren kann man die wohl auch immer. Zweijährig. Gerne auch mal ausgebunden. Damit die gleich “richtiges” Longieren kennenlernen. Muss ich auch nicht verstehen.

Dann gibt es die andere Seite. Da reitet also jetzt jemand das zweite mal auf seinem fünfjährigen, frischen Pferd, das vorher schon ein wenig an der Longe ging und Sattelgewöhnung hatte.
“Das Pferd läuft ja fürchterlich! Das geht ganz steif, wieso hat das den Kopf in den Wolken!?” Na, weil das Pferd halt den zweiten Tag unterm Sattel ist und noch ein bisschen seiner Balance hinterherläuft. Dafür nervt man es nicht mit einer vorgeschriebenen Haltung, zerrt es nicht zusammen und es kann seinen Weg selber finden und sich mit der Situation vertraut machen. Aber klar, der geht jetzt nicht das Jungpferdeturnier in nem Monat mit. Was für andere Leute offenbar furchtbar ist. Was für ein verschwendetes Pferdeleben. Keine Jungpferdeschlöppen …

Es gibt so viel Mist bei den Jungpferden. Bei den Profis wird immer drauf geschimpft, wenn früh angefangen wird. Wenn Privatleute spät anfangen ist es nicht genehm. Und wenn sie zu früh dran sind, ist das in Ordnung, weil … das soll ja später mal ein Verlasspferd sein. Aha … Ich meine – soll ruhig jeder machen wie er meint. Aber muss das ganze Brimborium wirklich mit zwei sein? Bei einem Privatpferd, das niemals mehr als L gehen wird? Wenn denn überhaupt? Eigentlich doch nicht. Da kann es auch einfach noch ein bisschen auf der Weide hinjuxen und seinen Besitzer nur zur winzigen Bodenarbeit, oder dem Fohlen ABC sehen. Es macht halt einfach in dieser Welt der Reiterei (in der WIR ALLE uns zu 95% bewegen) 0 Sinn übermäßig früh anzufangen. Und es macht auch gar keinen Sinn, das auf Facebook herumzuzeigen, wenn man nicht damit leben kann, dass andere Leute es scheiße finden.

Foto: Hat früh angefangen. Ist aber auch ein Rennpferd.