So, jetzt hab ich auch mal schön dafür gesorgt, dass alle einen Ohrwurm haben. Heute geht es mal um Respekt. Respekt ist was Gutes. Reiter müssen sich den (zumindest bei mir) erst verdienen, denn nur weil jemand reitet, muss er ja nicht automatisch respektiert werden.
Nein, heute geht es um Pferde. Und denen sollte man in seinem Verhalten schon hin und wieder den nötigen Respekt zollen. Denn so ein Pferd … tja, das möchte eben manchmal auch die Prinzessin auf der Erbse sein.
Was für mich zum Beispiel unbedingt zum Respekt vor dem Pferd dazugehört, ist Dinge zu akzeptieren, die das Pferd nicht kann. Ich kann nicht alles verlangen und alles an mich reißen, während das Pferd davon gar nichts hat. Außer eine unangenehme Zeit. Schon anatomisch gehen ja manche Dinge nicht.
Aber auch, dass manche Pferde etwas nicht mögen. Ich muss mein Pferd keine drei Stunden triezen, nur weil es einfach nicht auf sein neues Putzzeug steht. Vielleicht ist die Bürste zu hart, vielleicht kitzelt es – egal. Das ist für mich Respekt. Ich respektiere manche Wünsche meines Pferdes. Nicht die niederen Instinkte (da wo Futter ist, da geh ich hin und nach mir die Sintflut) – nönö. Sondern wirklich deutliche Signale, dass es etwas nicht leisten kann, dass ich gerade fordere. Oder deutliches Unwohlsein, nur weil ich jetzt etwas Neues habe, um damit zu nerven.
Denn überlegen wir uns mal: Pferde machen verdammt viel mit uns. Obwohl sie eigentlich gar nichts davon haben.
Sie kommen mit uns von der Weide, obwohl ihre Kumpels die Sonne genießen.
Sie lassen sich jeden modischen Blödsinn gefallen, den wir schick finden.
Sie bleiben in gruseligen Situationen bei uns, obwohl sie Fluchttiere sind.
Sie lassen sich reiten, führen oder fahren. In komischen Hängern, an neue Orte, sie gehen überall mit uns hin. Obwohl sie Gewohnheitstiere sind, die gerne alles gleich haben.
Sie lassen sich mit allerlei Zeugs behängen, obwohl normalerweise Dinge auf dem Rücken den Feind bedeuten, der sie angesprungen hat.
Sie bleiben angebunden auch drei Stunden stehen, wenn Frauchen sie vergessen hat.
Sie springen mit uns, obwohl es zunächst nicht ihrer Natur entspricht.
Sie lassen sich Dinge beibringen, die gegen ihre Instinkte sind.
Sie laufen sich die Seele aus dem Leib, um für uns als erster im Ziel zu sein.
Sie verzeihen uns unsere Fehler. Ja, mehr noch, sie verzeihen auch grobe Fehler, sie sind geduldig und bringen Anfängern reiten bei. Nicht jedes Pferd. Aber viele.
Sie lassen sich von uns unangenehme Dinge gefallen, ohne auszuklinken oder sich zu wehren.
Sie können nicht mit uns sprechen, aber wenn wir sie beobachten, können sie uns schon eine ganze Menge mitteilen.
Sie greifen Lektionen auf und setzen sie selbstständig um. Oder sie denken im Parcours mit, obwohl sie lediglich verbal und mit einem Tätscheln belohnt werden.
Das sind alles Dinge, die wir uns hin und wieder ins Gedächtnis rufen sollten. Vor allem, wenn mal wieder Leute mit: „Das Pferd muss funktionieren!“ daherkommen. Oder schlaue Tipps wie: „Dann hau dem halt mal eine.“ Oder mal wieder zu hören ist: „Ja, das blöde Schulpferd.“ Wo wären wir denn ohne unsere Pferde (okay … in der Karibik, dann hätten wir Geld!)?
Wir müssen Pferde sicher nicht totstreicheln oder totdutzeln. So ist dieser Post nicht gemeint. Aber was wir müssen, ist definitiv uns klarmachen, dass das Pferd komplett entgegen seiner Natur handelt, weil wir es domestiziert haben. Und dafür verdient es ordentlich Respekt.
Foto: Beim Hütchenspiel erwischt.