Pferde sind ja reine Veganer, die eigentlich nur von Grünzeugs und Gestrüpp leben sollten. Das hat nur leider dem Pferd niemand gesagt. Denn sind wir mal ehrlich: Die Biester sind Müllschlucker und inhalieren alles, was irgendwie interessant wirkt. Oder auch nicht interessant. Hundehalter klagen, dass ihr Hund ja jeden Krempel beim Gassigehen frisst? Der ist nix gegen ein Pferd, denn das ist deutlich länger unbeaufsichtigt auf einer Weide. Und Leute sind eben doof und werfen Müll, Puddingteilchen und Berliner über die Zäune. Die so ein Pferd, ohne mit der Wimper zu zucken, schnabuliert. Auch echt giftiges Zeugs wie JKK, Eicheln oder Sonstiges frisst es. Weil … weil. Nicht, weil es Hunger hat, oder weil es nur das gibt. Sondern: „Weil ich das kann!“
Wir zum Beispiel, haben ein Eichelproblem. Kurz pubertäres Gekicher abwarten, dann weiter im Text. Die deutsche Bahn hat ihr Gelände direkt neben unserem. Und weil die besonders lustig und öko sind, haben sie Eichen gepflanzt. Nicht irgendwo auf dem Gelände, nein, nein. Direkt neben unserer Weide. Wirklich direkt in den Zaun. Und so Eichen werden größer … und größer und irgendwann hängen die über unserem Zaun. An den blöden Bäumen darf man sich ja nicht vergreifen (weil nicht unsere), aber stutzen, sodass keine gefährlichen scheißenblöden kackdrecks Eicheln auf unsere Weiden fallen, tun sie die auch nicht. Hätten es nicht auch Birken getan? Oder die Bäume einfach drei Meter weiter woanders hinfpflanzen? Na, scheinbar nicht.
Darum wird also im Herbst geharkt. Geht ja nicht anders. Die Biester fressen den Scheiß. Immerhin kann ich sagen: Eicheln sind wohl einfach nicht so giftig, wie man immer sagt, denn es ist niemals möglich alle zu entfernen und alle Pferde bei uns im Stall sind sehr sehr alt geworden. Aber rausfinden, wie viele Eicheln gehen, bevor der Exitus droht, möchte man dann natürlich auch nicht.
Leider sehen Pferde das anders. Man kommt also nach dem Harken ans Weidetor. Da steht das Pferd schon. Und spielt Trüffelschwein. Man ruft, um eine Aufmerksamkeit zu bekommen:
„Moooozart!“
– „Ich hab dich gehört. Aber du bist noch fünf Meter entfernt, in der Zeit finde ich garantiert noch vier Eicheln.“
Ich fange an zu laufen: „Nein, nein, nein.“
– „Ja, ja, ja.“
Ich hechte durchs Tor und das Pferd geht drei Schritte zurück: „Lässt du das wohl?“
– „Ich hör dich gar nicht.“ Und staubsaugt weiter durch den Sand … könnte noch eine Eichel da sein.
Plopp … eine Eichel fällt runter. Pferd rennt hin, ich renne hin. Greife nach Halfter, er entzieht sich. „Das frisst du NICHT.“
„Ja, natürlich nicht.“ Er schlürft sie knuspernd weg.
Packe ihn endlich und gehe zum Tor. Das muss ich aber aufmachen und zwar mit beiden Händen. Geht nicht anders. Pferd beugt sich runter. Da ist ja noch eine Eichel!
Er öffnet das Maul. Ich hetze hin, stecke die Finger ins Maul. „Das machst du NICHT!“
Ein wenig vewirrt guckt er mich an. Geht nen Schritt zurück. „Na und ob!“ Crunch …
Ein Gutes hat es ja, dass sie alles fressen … ihre Mägen sind an eine Menge Schund gewohnt. Und wo wir Reiter quasi ständig den Tierarzt holen könnten bei dem, was unser Pferd schon wieder unbeobachtet gefressen hat, ist es doch erstaunlich selten, wie oft er denn tatsächlich ausrücken muss, weil sich wirklich mal eins den Magen verdorben hat. Eigentlich müsste der viel öfter da sein.
Schnell mal auf Holz klopfen.
Foto: Bevorzugt auf seinen Kopf!