Irgendwann trifft man ihn und man verzweifelt – der Körperklaus bringt noch jeden Reiter an seine Grenzen. Dabei ist wichtig, dass man in Teilkörperklausigkeit und totaler Körperklaus unterscheidet. Wir wollen ja schließlich kein Pferd falsch beurteilen. Jedenfalls ist so ein Körperklaus im heimischen Stall wirklich anstrengend. So richtig anstrengend, bis hin zu Nervenzusammenbruch, hysterischen Heulkrämpfen und Tobsuchtsanfällen. Nein, nein, nein! Das kann doch alles gar nicht sein!
Tja, was ist denn nun dieser Körperklaus?
Er ist das Pferd, das immer stolpert. Über ein Staubkorn, eine winzige Unebenheit am Boden, oder die eigenen Beine. Er tut sich gerne auch dabei weh, aber nicht zwingend. Manchmal tut er anderen weh. Er ist der Pechvogel, der Schussel, den jeder im Bekanntenkreis hat (nur ist der Körperklaus in Pferdegestalt am liebsten 800 Kilo schwer, sodass auch jedem der Arsch auf Grundeis geht, wenn der stolpert).
Der Körperklaus rennt sehend gegen offene Türen, weicht Bäumen und Hecken nicht aus und geht auch mal durchs Weidetor … einfach nur weil. Der Körperklaus ist nämlich immer ein bisschen doof. Aber liebenswert. Sonst wären die schon alle längst in der Wurst. Denn was so ein Körperklaus an Nerven kostet … das verstehen nur die Leute, die schon mal einen hatten.
Erstmal: Man denkt ja zunächst daran, dass das Pferd einfach schwer krank ist. Was bedeutet: Es wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, indem der Reiter des Körperklauses eine umfassende Diagnostik machen lässt. Teuer. Noch teurer, falls der Körperklaus aus Schusseligkeit das Röntgengerät plattwalzt (und lacht nicht … so was Ähnliches kenne ich mit dem hauseigenen Körperklaus schon …). Jedenfalls hat der hysterische Reiter schon alle Diagnosen von den Mitreitern gehört: Ataxie, Nervenschaden, Epilepsie, Narkolepsie … also eben die richtig uncoolen Sachen. Das glaubt der Reiter dann auch beinahe selber, bis endlich der Tierarzt das ganze Pferd durchgecheckt hat und sagt: „Nein, der hat nichts.“
Was er eigentlich meint: „Es tut mir sehr leid, dass sie einen leicht dümmlichen Hansguckindielufthaben, soll ich Ihnen die Nummer von einem guten Händler geben?“
So … Pferd ist also gesund. Was den Reiter zwar erleichtert zurücklässt, aber auch ratlos. Aber halt! Man kann das ja alles lernen. Bringen wir dem Pferd halt mal bei, wie man die Beine hebt und nicht dauernd auf die Nase fällt. Überhaupt … der Reiter vom Körperklaus sieht mittlerweile schon 20 Jahre älter aus, als er eigentlich ist. Denn dieses Stolpergefühl, wenn man gerade auf seinem Pferd sich schneller als Schritt fortbewegt … also das zehrt schon richtig an den Nerven.
Nun wird geübt. Mit Stangen. Was den Adrenalinspiegel in ungeahnte Höhen treibt, wenn das Pferd da dann noch über Stangen stolpert. Nicht schön.
Ganz fiese Körperkläuse wissen übrigens, dass man bei Stangen ein bisschen aufpassen muss und stolpern dabei nie … aber sonst über jeden Kieselstein. Es wird versucht und versucht. Aber ein echter Körperklaus, der lässt sich nicht mit Stangen aufhalten. Der tut es einfach außerhalb des fröhlichen Hallenhalmas.
Hauptproblem ist ja, dass man doch irgendwann mal mit Pferd auf der Nase liegt. Darauf hat niemand Bock. Nächstes Problem: Das Pferd tut sich halt schon alleine oft genug weh, weil es so schusselig ist. Wie oft so ein Körperklaus an Montag leidet, kann man irgendwann nicht mehr zählen. Der hat ständig was. Und wenn es nur kleine Macken sind, es reicht manchmal trotzdem, dass man nicht reiten kann. Überhaupt steht so ein Körperklaus Besitzer ständig neben dem Pferd und sitzt nicht drauf. Geht nicht, Pferd ist gestern über einen Strohhalm gestolpert und hat dann einen Köpper vorwärts gemacht. Der hat jetzt Kopfschmerzen.
Ach, aber ein Gutes hat es dann doch, wenn man einen Körperklaus besitzt. Der Besitzer und Reiter weiß IMMER wann von seinem Pferd die Rede ist.
„Ach, die ganze Herde spinnt mal wieder total. Wird Zeit, dass die wieder auf die Sommerweide können. Gestern erst sind die wie eine Stampede zum Tor gedüst. Einer lag nachher noch auf der Nase.“
Da weiß der Körperklausbesitzer ungesehen: Ach, das war meiner. Ich ruf schon mal den Tierarzt an. Irgendwas ist schließlich immer.
Foto: Zum Glück kein Körperklaus! Das würde ich nicht noch mal überstehen. Der Fettschimmel war nämlich einer.