Hach … Pferdefotos. Wir alle wollen immer die Momente festhalten, die uns besonders kostbar sind: Das erste Fohlen, die erste Schleife, der erste große Tagesritt – alles eben. Leute sollen es sehen und verstehen, warum uns das so wichtig war. Wenn da nicht … ja, wenn da nicht diese … Pferde wären, die uns ständig alles kaputtmachen. Denn Pferde halten einfach nicht zwingend was davon, für euch das Fotomodell zu spielen. Sie machen Photobombs, spielen den Kasper, oder geben uns eine spontane Kopfnuss. Und am Ende sehen wir aus wie ein Crackmodell aufm Pferd … pardon, auf einem Hirsch. Einem hässlichen Hirsch.
Denn das funktioniert so:

Heute ist schönes Wetter. Und irgendwie findet man sein Pferd besonders gutaussehend heute. Das Herz geht dem Reiterlein auf, wenn er es so ansieht und er möchte das jetzt einfach mal für die Nachwelt festhalten. Wie da sein Ross zwischen den Bäumen steht und so nett schaut. Reiterlein zückt also sein Handy und macht ein Foto. Doch was ist das: Auf dem Bild hat sich eine braune Giraffe eingeschlichten. Eine mit Hängebacken und einer deutlichen Behinderung im Halbsereich. Was is’n das? Wieder hingucken. Ne … also da steht eigentlich ein wunderschönes Pferd in der Sonne, das total schick strahlt und aufmerksam schaut.
Also noch mal ein Foto. Und nun? Ein komisches Rüsseltier, das eventuell braun ist und staubsaugt. Während überall Knochen hervorstehen. Scheiße … wie kommt das denn?

Handy wird weggesteckt. Versuchen wir es mal aus einer anderen Perspektive. Handy raus – Foto. Und nu? Nu wird aus dem stolzen Vollblut der fetteste und hässlichste Gaul, den die Welt je gesehen hat. Scheiße, der muss abspecken. Hm … noch mal durch die eigenen Augen ansehen … ne … also so schlimm sieht der doch nicht aus.
Nun gut, liegt bestimmt am Handy. Dann zeigen wir halt den anderen nicht das tolle Foto vom Pferd, weil es eben keins gibt. Also kein tolles Foto. Pferd kann noch so toll sein.
Probieren wir es mal mit einem Fotografen, der uns beim Reiten fotografiert. Da wird natürlich ein bisschen Ausschussware produziert, das ist allen Beteiligten klar. Aber dass nur drei Fotos gut sind? Gucken wir uns die mal an. Gehbehinderung, Gehbehinderung, Reitbehinderung … Alter, was mach ich denn da? – Gehbehinderung, fußlahmes Schulpferd, Anfänger auf Extasy, wo sind eigentlich die Hände und was zum Teufel tu ich da? Woah! Aber ein Bild ist nett. Im Schritt. Nicht zu vergessen, dass natürlich immer die ungünstigste Phase fotografiert ist, durchtrittige Pferde, komische Vorhandeskapaden im Galopp und ein Trab, der so nicht aussehen sollte …

Gut, Schnauze voll, dann eben ein schönes Portraitfoto. Aber jetzt ist das Pferd nicht mehr so hübsch. Plötzlich klappt es die Ohren nach hinten, reißt den Schnabel auf, schüttelt und kratzt sich und alle Fotos sehen aus, als würde man einen sehr komisch proportionierten Elch ablichten. Doch nicht einen schnieken Vollblüter. Und was macht der da überhaupt? Das sieht ungesund aus. Armer Elch.
Dann eben ein Paarshoting. Das muss doch gehen. Wir beide, ganz in nett. Oh Moment, nett ist heute aufgebraucht. Plötzlich möchte das Pferd nicht mehr am Kopf angefasst werden. Aber sich dafür natürlich Schubbern. Oder mal kosten, wie eigentlich die Besitzerhaare schmecken. Ein paar komische Verrenkungen natürlich inklusive.
Ganz renitente Kandidaten geben plötzlich Kopfnüsse, fangen an zu pinkeln und wir selbst sind ja auch noch ein Faktor, der für Scheißfotos sorgen kann. Plötzlich sehen wir aus wie Barbies mobbelige Schwester, die im Laden keiner kaufen wollte, obwohl wir nicht dick sind. Und wenn wir etwas mehr auf den Hüften haben, sehen wir dann gleich aus wie Jabbah the Hutt. Jeah … solche Fotos will man doch von sich und seinem Pferd haben!

Foto: Der Elch ist kaputt.