Reiter machen ja schon komische Sachen. Also so richtig komisch im Sinne von Lustig. Die sehen halt nur für andere Leute etwas seltsam aus, die nicht reiten, oder die gerade nicht wissen, was einem da genau abgeht. So sieht man manchmal wirklich die Absurdesten Dinge im Stall. Zum Beispiel zwei Reiter die um einen Haufen von Pferdeäpfeln stehen und sich wie die Schneekönige darüber freuen. Okay, das Pferd hatte halt auch vorher drei Wochen Durchfall, den sie nicht in den Griff bekommen haben. Hier freuen sich gerade Reitbeteiligung und Pferdebesitzerin über den ersten festen Kot seit Tagen. Wunder es eigentlich noch ernsthaft, dass manche Leute denken, Pferdebesitzer wären irgendwie komisch?
Noch nicht? Jetzt aber bestimmt. Wallachbesitzer die um einen Penis herumkaspern, Stutenbesitzer, die hinten feucht durchwischen müssen, weil Madame sich die Mumu paniert hat – die Liste ist lang und komisch. Kotwasser, Durchfall, Probleme an den Genitalien: Pferdebesitzer haben da keine Scheu, dürfen sie auch nicht haben, denn so ein Pferd kann sich halt nicht selber den Hintern abwischen. Und dann stehen die da, versuchen dem Wallach zu verklickern, dass sie ihm nicht gleich das beste Stück abreißen wollen, sondern nur mal nach dem fiesen Stich gucken wollen, den er sich zugezogen hat.
Klingt dann ungefähr so. „Ja …. feiiiiiin. Neee, lass den draußen. Wirst du wohl? Ja feeeeein.“ Während sie an einem Pferdepimmel herumfummeln. Ich verstehe, dass das befremdlich klingt.
Überhaupt: Worte. Man darf sich ja nicht bei der Arbeit mit dem Pferd filmen. Leute die das tun, klingen selten besser als Frau Prüüüma, nur sagen die andere Worte auf ziemlich nervige Weise. Ich verscheißere zum Beispiel mein Pferd gern in Babysprache. „Hat die böse Mauer dich angehehüpft? Ohhhhh armes Mozimoppelvieh.“ Klingt aber garantiert dämlich. Fieser klingt es schon, wenn ich mal wieder Fragenquatscher bin. Meine verbalen Strafen bestehen aus: „Geht’s noch?“ „Jemand zu Hause?“ und: „Lass das sein, du Spackophant.“ Generell stelle ich ihm viele Fragen. Die er mir nie beantwortet, der unhöfliche Wicht.
Aber manchmal verstehen einen die Mitreiter nicht einmal. Da steht eine vor der Halle, die klopft und klatscht ihren Araber und gurrt wie eine rollige Katze. Was macht die denn? Lobt die ihr Pferd dafür, dass es atmet? Nein, der Araber geht nur das erste Mal seit drei Wochen Box wieder Schritt und obwohl es in der Halle lauter war, ist er nicht in den Klappspatenmodus gegangen. Da muss man auch mal loben, als wäre man der letzte Hanswurst. Scheißegal was die anderen denken, das Pferd muss sich ja gelobt fühlen. Und wenn das auf ordentlich Tamtam steht, muss man das eben auch liefern.
Oder die hier. Steht neben ihrem Schimmel, der gesattelt und getrenst am Putzplatz rumgammelt und freut sich. Ja, warum denn? Der steht doch da. Ist es die Freude, dass er da ist? Nein! Der Schimmel hat sich heute das erste Mal nicht weggehängt, wozu er beim Satteln gerne mal tendiert. Da wird gleich der Leckerlieeimer gezückt und überschwänglich gelobt.
Und was macht die da hinten? Die steht mit ihrem Pony in der Halle und schickt es die ganze Zeit rückwärts. Ohne ein Wort zu sagen, aber energisch. Was soll’n das? Kann die etwa nicht rückwärtsrichten? Doch, doch, kann die schon. Aber ihr Pony hat sie gerade umgebüffelt und wird nun bestraft. Und zwar ganz ohne Prügel oder rumgezerre. Soll es ja auch geben.
Ich weiß, dass wir Reiter schon mal komisch wirken auf Außenstehende. Das ist auch okay. Die dürfen gerne weiter angegruselt gucken, wenn ich meinem Deppen einen Splitter aus der Nase pople oder ihm den Hintern wasche. Aber Reiter? Nä. Wisst ihr, was man da am Besten sagen kann, wenn die Fragen, was soll denn das? „Guck dich mal an.“ Und wetten, dass wir was finden, was auf den ersten Blick total bescheuert aussieht, für sie aber ganz viel Sinn macht?
Foto: Meine einzige Dressurschabracke. 100 Jahre alt. Okay, 18 Jahre alt.