Früher, als wir noch keine Pferde hatten, da war alles ganz anders. Wir haben unsere Reitstunden genommen, hatten unsere Reitbeteiligung oder unser Schulpferd lieb und wenn was war, dann kümmerte sich natürlich der Besitzer darum. Damit meine ich nicht, dass wir uns nicht kümmern, aber es ist eben nicht unser Job den Tierarzt zu rufen, die Medikamente akribisch zu kontrollieren, oder alle Termine zu verschieben, weil die Augen-Koryphäe nur heute kann.
Bevor wir das eigene Pferd hatten (oder die Eltern sich halt mutgekümmert haben), haben wir uns da gar keinen Kopf drum gemacht. Da sind wir ins Schwimmbad gefahren, weil gar nicht unser Tag war und was im Stall passiert, ist halt auch andererleuts Sache an diesem Tag.
Mit dem ersten eigenen Pferd sieht das plötzlich ganz anders aus. Was man da alles organisieren muss. Man will wohin, hat aber keinen Hänger? Tja, selbst an den Hörer schwingen, oder Leute abklappern. Man hat eigentlich gar keine Zeit, aber die Box mistet sich nicht von selbst? Tja, Pech gehabt, musst du dich jetzt drum kümmern. Außerdem müssen wir sämtliche Telefonate führen, dreihundert Dienstleistern hinterher telefonieren und fragen uns: Wie zum Teufel haben die das denn früher gemacht? Ich bin ja schon dankbar, dass mein Schmied WhatsApp hat und ich da einfach ne Nachricht hinschicken kann, wenn ich einen neuen Termin brauche.
Und dann sind da auch noch die Sachen, wo man plötzlich ganz allein dasteht. Früher ist man unter Aufsicht geritten. In der Reitstunde, oder als Reitbeteiligung. Natürlich nicht immer, aber meistens. Überhaupt war da immer jemand, an den man sich wenden kann. Wenn man aber gar kein Schüler mehr ist, dann kommt man auch mal zu unchristlichen Zeiten in den Stall und steht plötzlich ganz alleine da mit dem Pferd das ganz plötzlich total lahmt. Womit man plötzlich völlig überfordert ist. Das erste Mal Hufgeschwür (denn witzigerweise kann es durchaus vorkommen, dass man das noch nie miterlebt hat), ist jedenfalls gar nicht schön. Man selbst ist völlig panisch, das Pferd hat Aua und dann geht beim Tierarzt niemand dran. Da geht dem Neupferdebesitzer der Allerwerteste schon mal auf Grundeis. Oder überhaupt … man hat das Pferd jetzt, aber wer ist denn mein Tierarzt? Ich habe mich noch für gar keinen entschieden.
Auch sonst. So ein Schmied, der kommt ja nicht, weil er seine Intervalle kennt, man muss sich schon bei dem melden. Und mein Pferd hat seine Decke so eingesaut – wo wasche ich die denn jetzt? Wer? Wooo? Niemand beantwortet das. Niemand sagt dir das, bevor du dir ein Pferd kaufst. Das sind die kleinen Unfreuden des Neupferdebesitzers. Man merkt ja auch dann erst, wie viel da noch so zugehört. An Zeitmanagement oder Organisation. An Wissen, das man sich garantiert selbst aneignen muss, weil es jeder für total offensichtlich hält.
Ja und dann ist da noch die gute alte „Hilfe“. Hilfe kriegt man als Pferdebesitzer nämlich nicht zwingend. Ja, die meisten können sich auch gar nicht überwinden zu fragen. Denn man ist ja jetzt Pferdebesitzer und da MUSS man so was doch einfach wissen und wird schräg angesehen, wenn man zu seinen Miteinstellern geht und fragt: „Sag mal, wo bekomme ich denn Duplos her, wen frage ich für Hufschuhe und wo kann ich mich denn nach einer Reitbeteiligung umhören?“ Das sind Dinge, die man nicht weiß, wenn man einfach nur vorher in der Reitschule geritten ist oder maximal eine Reitbeteiligung hat.
So steht man durchaus auch mal verloren herum und weiß sich nicht wirklich zu helfen. Besonders schlimm wird es, wenn das Pferd das erste Mal seinen Arschlochtag hat und uns zeigt, was es von uns als Besitzern hält. Gar nichts (zumindest nicht an diesem Tag). Da kommt dann kein netter Reitlehrer, der sagt: „Hey, mach doch mal so und so.“ Oder sagen wir: Wenn man ihn fragt, würde er wohl. Aber der ist ja nicht da. Wir erinnern uns: Nach der Arbeit hat der Reitlehrer halt auch mal Feierabend.
Da sehen wir dann den Neupferdebesitzer ratlos herumstehen. Weil er einfach gerade nicht weiter weiß. Hatte er sich irgendwie einfacher vorgestellt. Klar kann er reiten. Aber Probleme hat man irgendwann immer einmal. Und zwar auch zum allerersten Mal.
Ich kann euch Neupferdebesitzern aber flüstern: Ihr bekommt das hin. Und es ging mir am Anfang auch so. Ich stand auch mal ratlos vor der Box: „Wo bekomme ich denn das jetzt her?“ – „Was mach ich denn jetzt?“ – „Wie soll ich das nur hinkriegen?“. Ich glaube, wenn die Leute ehrlich sind, dann geht es fast allen irgendwann mal so. Und die, die behaupten, das wäre ja nieee so gewesen, sie sind super Reiter und über alles informiert, die wollen es wahrscheinlich nur nicht zugeben.
Foto: Es mag Schnee.